Rezension | Girls like Girls von Hayley Kiyoko
Titel: Girls like girls – Sag mir nicht, wie ich mich fühlen soll | Originaltitel: Girls like girls | Autor*in: Hayley Kiyoko | Übersetzer*in: Yola Schmitz | Verlag: dtv | Erscheinungsdatum: 18.05.2023 | Seitenzahl: 320 | Altersempfehlung: ab 13
WAS, WENN GEFÜHLE ZUZULASSEN BEDEUTET, ALLES ZU RISKIEREN?
Es ist Sommer und nach dem Tod ihrer Mutter fühlt sich die siebzehnjährige Coley allein. Bis sie Sonya trifft, in die sie sich Hals über Kopf verliebt. Immer wenn die beiden allein sind, spürt Coley, dass Sonya ihre Gefühle erwidert. Doch in Gesellschaft anderer vermag Sonya nicht zu Coley zu stehen. Vor allem nicht in Gegenwart von Trenton, mit dem sie eine On- und Off-Beziehung verbindet. Coley will sich so kurz nach dem Verlust ihrer Mutter nicht schon wieder das Herz brechen lassen und zieht sich von Sonya zurück – endgültig, das nimmt sie sich fest vor …
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Lovestorys kommen bei mir nicht ganz so schnell auf den Tisch, doch auf diese queere Teenieromanze habe ich mich schon unglaublich gefreut!
Call it toxic?
Coley verliert ihre Mutter und muss nun von Kalifornien nach Oregon – zu ihrem Vater, den sie eigentlich kaum kennt. Ihr Leben hätte nicht mehr aus der Bahn geworfen werden können und die 17-jährige sehnt sich, trotz ihrer großen Verlustängste, so sehr nach Nähe.
Als sie dann im wahrsten Sinne des Wortes mit der coolen Clique der Stadt zusammencrasht ist sie hin und weg von der sehr einnehmenden Sonya, weiß diese aber auch nicht wirklich einzuordnen.
Und das konnte ich absolut nachvollziehen – Sonya ist temperamentvoll und teils übergriffig, aber irgendwie scheinbar total anziehend für Coley. Der Rest der Gruppe kommt durchaus auch mal zum Zuge, allerdings größtenteils blass gestaltet, bis auf Trenton, der eine on-off-Beziehung mit Sonya zu führen scheint – aber auch nicht der große Sympathieträger ist.
Natürlich können und sollen Charaktere auch ihre Ecken und Kanten haben und gerade in diesem Alter trifft man noch viele fragwürdige Entscheidungen, auf die man später nicht wirklich stolz ist. Ja, vieles konnte ich hier zwar nachvollziehen, aber groß Karmapunkte wurden nicht unbedingt verteilt. Da Sonya nicht so wirklich zu ihren Gefühlen zu Coley stehen kann, fühlt sich ihr Verhalten des Öfteren eher toxisch als alles andere an, was mir unglaublich leid getan hat. Auch dafür werden natürlich Beweggründe gesucht und es bleibt nicht alles unreflektiert, aber die Schmetterlinge im Bauch haben dadurch oftmals ziemlich eine gescheppert bekommen. Das ist von Außen sicherlich manchmal wesentlich leichter gesagt als getan, wenn man nicht selbst in der Haut steckt, denn auch Sonya muss sich vielen Anforderungen und Ansprüchen stellen – aber da war ich ganz klar Team Coley und hätte mir so manches Mal mehr für sie gwünscht.
Leichte Sommerlektüre
Trotz dessen, dass ich auch so manche Kritikpunkte mitnehme – eine teils eher oberflächliche Gestaltung, einige Klischees & mehr, muss ich dennoch sagen, auch wenn es sich widersprüchlich anhört, dass das Buch sich gerade im Sommer für eine leichte Lektüre für zwischendurch eignet und damit auch durchaus zu unterhalten weiß. Wahrscheinlich waren meine Erwartungen einfach zu hoch, denn schlecht ist die Geschichte dennoch nicht. Gerade Coley fand ich auch unglaublich interessant und in ihrem Auftreten sehr stark, manchmal hätte ich mir nur noch mehr Raum für Tiefgang gewünscht.
Typisch Coming-of-Age kommen hier so manche Aspekte zusammen, die einen zwar wohl das ganze Leben lang beschäftigen, aber in dieser Zeit ganz besonders treffen. Hayley Kiyoko thematisiert die ersten großen Gefühle, Freundschaft, Verlust, Trauer und auch viele weitere sehr wichtige und nahegehende Themen, die auch hier manchmal noch ein wenig „mehr“ gebraucht hätten, um ihre Wirkung ganz entfalten und dem gerecht werden zu können.
Doch Coley erlebt auch viele kleine tolle Momente mit Sonya, ihrem Vater und auch ganz allein für sich selbst. Der leicht zugängliche Schreibstil spornt geradezu dazu an, dass Buch schnell wegzulesen und auch, wenn es vielleicht nicht die Geschichte ist, die einem lange im Kopf bleibt, hat sie trotzdem so manches zu bieten.
Mit diesem Buch hat Hayley Kiyoko eine leichte queere Jugendlektüre geschaffen, die zwar manchmal sehr an der Oberfläche kratzt, aber sich gerade auch im Sommer perfekt für zwischendurch eignet und viele Themen aufgreift, die uns antreiben und prägen.
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