Rezension | Hush – Verbotene Worte von Dylan Farrow

Rezension | Hush – Verbotene Worte von Dylan Farrow

Titel: Hush – Verbotene Worte | Autor: Dylan Farrow | Übersetzer: Alexandra Ernst | Verlag: Loewe | Erscheinungsdatum: 10.02.2021 | Seitenzahl: 416 | Altersempfehlung: ab 14

Bücher sind gefährlich.
Tinte kann tödlich sein.

Shae lebt in Montane, einem Land, in dem Sprache Macht bedeutet. Mit eiserner Hand regieren die Barden über das verarmte Volk. Denn nur sie können mit ihren Worten die Magie kontrollieren. Shae fürchtet sich umso mehr vor ihnen, weil sie ein Geheimnis hat: Alles, was sie stickt, wird lebendig. Aber dann passiert etwas, das ihr keine Wahl lässt, als Antworten bei den Barden zu suchen. Und schnell lernt Shae, wie mächtig Worte wirklich sein können …

Das aufsehenerregende Jugendbuch-Debüt von  Dylan Farrow ist der Auftakt einer starken Fantasy-Dilogie, die aufzeigt, wie mithilfe von Propaganda und Lügen die öffentliche Meinung beeinflusst und die Wahrheit totgeschwiegen wird. Spannend werden die Themen Fake News und politische Meinungsmache in eine originelle Fantasygeschichte mit feministischem Charakter eingeflochten.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Gerade auf diese Neuerscheinung war ich sehr gespannt, weil mich interessiert hat, wie die Autorin hier die „angepriesenen“ Themen einbringt.

Toller Schreibstil & eine interessante Protagonistin

Ich weiß, dass ganz viele Lese-Fans total auf Bücher stehen, in denen es eben auch um Bücher und die Kraft der Worte geht. Mich schreckt das leider eher ab, ich kann auch gar nicht wirklich sagen wieso, aber es ist so.
Wem das hier vielleicht auch so gehen sollte, der darf hier gerne, ebenso wie ich, mal über seinen Tellerrand schauen und sich überraschen lassen, dass dieser Punkt auch einiges mehr zu bieten hat.

So schafft Dylan Farrow nämlich eine Welt, in der Worte, Bücher und auch das Lesen eine enorme Kraft haben, aber der Fokus liegt weniger als gedacht auf diesen Teilen selbst, sondern eher, was darum geschieht. Denn sie bedeuten in vielen Dingen auch Macht und bieten somit viel Fläche für Manipulationen, hier kommt auch der Teil, in dem sich die Autorin mit Propaganda, Lügen und Fake News auseinandersetzt, bzw. sie in ihrer Geschichte mit einbaut. Das ist ihr durchaus gelungen, allerdings in meinen Augen auch nicht mehr als in vielen anderen Jugendbüchern.

Viel interessanter fand ich da das Verhalten der jungen Protagonistin Shae zu beobachten. Denn wo sie in ihrem Dorf so gut wie nur Ablehnung und Ignoranz erfährt, steht sie absolut zu ihrem Urteil und lässt sich auch nicht davon abbringen, definitiv stark. Doch kaum ändert sich der Schauplatz und es kommen neue Charaktere ins Spiel, scheint Shae wesentlich naiver. In meinen Augen war es aber einfach der Versuch, endlich einen Menschen zu finden, der zu ihr steht und ihr Halt gibt. Was stattdessen kam, könnt ihr euch wahrscheinlich denken.
Der unglaublich flüssige Schreibstil sorgt dafür, dass man wirklich schnell durch die Geschichte kommt, bringt aber auch ein paar Nachteile mit sich…

Potenzial nach oben

…denn auch, wenn ich absolut verstehen kann, dass man seiner Leserschaft viel Input und vor allem auch Spannung bieten möchte, kann das schnell dazu führen, dass viele Fragen offen bleiben, ein wenig Infos rund um das Worldbuilding und auch eine gewisse Tiefe der (Neben-)Charaktere fehlt.
Das hatte für mich definitiv noch nicht so ein Ausmaß, dass es die Geschichte „schlecht“ gemacht hätte, hat aber eben dafür gesorgt, dass man merkt, dass das Potenzial noch nicht ganz ausgeschöpft war.

Einige Antworten werden wir bestimmt noch im zweiten Band der Dilogie erhalten, doch ein paar mehr Ausführungen hätten mir auch jetzt schon richtig gut gefallen.
Wer auf der Suche nach einer großen Lovestory ist, wird hier vielleicht nicht unbedingt das finden, doch finde ich die zwischenmenschlichen Beziehungen in Hush dennoch wirklich interessant – in meinen Augen sogar der Teil, der hier für Spannung und Abwechslung sorgt.

So hat mir Hush auf jeden Fall ein paar interessante und vor allem auch unterhaltsame Lesestunden geboten, nur ist es eben eher kurzweiliger Lesestoff, der vielleicht nicht ganz so den Nachklang erzeugt, den sich die Autorin gerne erhofft hätte. Dafür kamen doch einige Klischees drin vor, die irgendwie zum Genre gehören, Geschichten aber auch nicht ganz so einzigartig machen. Das Potenzial ist aber auf jeden Fall da, gebt dem Buch also gerne eine Chance – ich für meinen Teil, freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

Dylan Farrow konnte mich mit Hush – Verbotene Worte und ihrem flüssigen Schreibstil zwar schnell für sich einnehmen, durch das hohe Erzähltempo sind aber auch viele kleine Details ausgefallen, die der Geschichte für mich mehr Einzigartigkeit verliehen hätten. Ein definitiv interessanter Ansatz und eine Geschichte, die ich gerne empfehle, allerdings erhoffe ich mir von der Fortsetzung noch ein kleines wenig mehr.

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