Rezension | I’m Still Alive: Im Fadenkreuz der Mafia

Rezension | I’m Still Alive: Im Fadenkreuz der Mafia

Titel: I’m Still Alive: Im Fadenkreuz der Mafia |  Autor*in: Roberto Saviano | Übersetzer*in: Jörg Faßbender | Illustrator*in: Asaf Hanuka | Verlag: Cross Cult  |  Erscheinungsdatum: 18.09.2023 |  Seitenzahl: 144

Die Geschichte einer tiefen Wunde
 
Der italienische Journalist Roberto Saviano war sechsundzwanzig Jahre alt, als er sein erstes Buch, Gomorrah, veröffentlichte. Das Buch, von dem weltweit 10 Millionen Exemplare verkauft wurden, war ein detaillierter Bericht über die neapolitanische Mafia, die Camorra, deren Taktiken des organisierten Verbrechens beinah alle Bereiche der neapolitanischen Wirtschaft durchdrungen haben: Regierung, Infrastruktur, Haute Couture und Drogen. Nach der Veröffentlichung von Gomorrah war Savianos Leben ständig von potenziellen Attentätern bedroht, die ihn zwangen, seine Heimat Italien zu verlassen und unter ständigem Polizeischutz zu leben. Zum ersten Mal teilt Saviano seine Gedanken und Erfahrungen aus seinem frühen Leben in Neapel, wo er die Macht und Gewalt der Camorra aus erster Hand erfuhr und heute wieder unter Bewachung lebt.
 
In Zusammenarbeit mit dem preisgekrönten Zeichner Asaf Hanuka (THE REALIST, THE DIVINE) erkunden Autor und Künstler ein Leben hinter bewaffneten Wachen in einem Gefängnis aus Sicherheit, aus dem mittels Feder und Papier ein bemerkenswerter Ausbruch und Akt des Widerstandes gegen tief verwurzelte Kriminalität und Korruption gelungen ist.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Obwohl ich gestehen muss, dass ich nicht allzu viel bis gar kein Vorwissen mitgebracht habe, war ich unfassbar gespannt auf diesen Comic.

Von der Bildfläche verschwunden

Mit 26 Jahren brachte der italienische Journalist Roberto Saviano sein erstes Buch „Gomorrah“ heraus – und hat sein Leben damit komplett verändert. Ich muss gestehen, dass mir der Name zwar irgendwo im Hinterkopf rumgespukt hat, ich aber eigentlich so gar nicht in diesem Fall drin gesteckt habe. Umso mehr habe ich mich aber nun gefreut, dass Saviano von seinem Leben danach berichtet und das auch noch in Comicform.
In seinem Buch geht es nämlich um die neapolitanische Mafia Camorra und deren Strukturen, was genau jenen eher weniger gepasst hat und den jungen Journalisten zur Zielscheibe werden ließ.

Auf den ersten Seiten switchen wir noch zwischen Savianos Kindheit und der Entstehung des Buches, der Fokus liegt aber ganz klar auf dem Leben danach. Denn nach der Veröffentlichung haben die Camorra einen Tötungsbefehl gegeben und Saviano stand unter Polizeischutz. Quer durchs Land und irgendwann über die Grenzen – über 15 Jahre lang.
Der erwartete Unterhaltungswert an diesem Comic ist sicherlich nicht gering, fällt aber wohl ganz anders aus, als es sich einige vorgestellt haben. Allein das Cover liebe ich, verspricht aber doch eine andere Atmosphäre – auch, wenn es in der Story thematisiert wird, für einen großen Gänsehautmoment sorgt.

Zeichnungen @Asaf Hanuka | Cross Cult

Anders als erwartet

Wenn ich das so reflektiere ist es auch echt nicht cool, dass ich mir hier ein spannendes Abenteuer erhofft hatte und dann zwischenzeitlich ein wenig verwundert über den teils verwirrenden und manchmal faden Stil. Doch genau das war Savianos Leben. Abgeschottet, allein – nicht einmal ein normaler Spaziergang war ihm gegönnt. Das Gesamtpaket bietet nämlich genau das, was es soll – die Geschichte von Roberto Saviano nach der Veröffentlichung seines Buches.

Dass Asaf Hanuka das Artwork dabei übernommen hat, ist eine Wahl, die bei mir absolut auf Begeisterung gestoßen ist. Zwischen realistisch und detailverliebt bis hin zu stellenweise eher abstrakten Darstellungen ist alles mit dabei und fängt, so denke ich zumindest, genau das ein, was der Autor sich gewünscht hat.
Zum Ende bleibt mir wohl nur zu sagen: man muss ich schon ein wenig auf die Geschichte einlassen können. Es geht hier nicht um actionreiche Unterhaltung, sondern um die Tragik und die Konsequenzen, die dadurch entstanden sind, dass Saviano sich nicht den Mund hat verbieten lassen.

Zeichnungen @Asaf Hanuka | Cross Cult

Was geschah mit Roberto Saviano nachdem er sein Buch „Gomorrah“ über die neapolitanische Mafia veröffentlicht hatte? Hier packt der italienische Journalist nun aus und berichtet von einem Leben unter Polizeischutz und Isolation.

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