Rezension | Interview mit einem Vampir – Claudia’s Story
Titel: Interview mit einem Vampir – Claudias Story | Originaltitel: Interview with the vampire – Claudia’s Story | Autor*in: Ashley Marie Witter & Anne Rice | Übersetzer*in: Harriet Fricke | Illustrator*in: Ashley Marie Witter | Verlag: Carlsen | Erscheinungsdatum: 31.01.2023 | Seitenzahl: 224 | Altersempfehlung: ab 14
Eine neue Stimme bereichert die Welt der Vampire – fantastische Comic-Adaption!
Bereits als kleines Mädchen wird sie von dem Vampir Lestat verwandelt und lebt fortan mit ihren beiden Vampir-Vätern Louis de Pointe du Lac und Lestat de Lioncourt auf einem herrschaftlichen Anwesen. Viele Jahre des vollkommenen Glückes vergehe, bis sich allmählich Unzufriedenheit bei Claudia einstellt, weil sie von jedem wie ein kleines Kind behandelt wird, obwohl sie doch inzwischen schon reich an »Lebenserfahrung« ist! Mit der Unzufriedenheit steigt auch ihr Verlangen nach Blut…
Claudia – Waise, Tochter, Opfer, Monster…
Kunstvoll adaptierte Graphic Novel für Fans düsterer Vampir-Geschichten!
Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Tatsächlich muss ich gestehen, dass ich das Original nie gelesen habe und auch der Film ist für mich schon unendliche Jahre her…aber los geht’s!
Bekannt & dennoch neu
Ich hätte gar nicht vermutet, dass doch noch so viel von der Grundstory bei mir hängen geblieben ist, aber ich denke, dass sich der Film bei den meisten von uns irgendwie sehr ins Gedächtnis gebrannt hat. Nun bietet die neue Adaption von Ashley Marie Witter aber vor allem einen neuen Blickwinkel und damit auf tiefere Einblicke in das Leben des jungen Vampirmädchens Claudia.
Die Geschichte beginnt bei ihrer Verwandlung, kaum wird ihr erklärt, dass sie wohl sterben wird, bietet sich auch schon die Gelegenheit durch das Bluttrinken ihr Leiden loszuwerden.
Ich finde es immer wieder interessant, wenn auch vor allem tragisch, was es mit Kindern machen kann, wenn sie Dinge erleben und durchleben, die sie aber noch nicht verstehen können. Genau dieses Konzept hat Anne Rice damals schon in den 80ern mit dieser Charaktervorlage hervorragend thematisiert.
Denn Claudia nimmt dieses Leben zwar an, hinterfragt aber erst einmal gar nicht, was das wirklich bedeutet. Ihre Mutter hat sie scheinbar in die Obhut von Lestat und Louis übergeben und nun muss sie halt Blut trinken und in einem Sarg schlafen. Dann ist das wohl so. Was dies für weitreichende Konsequenzen haben wird, wusste ich schon, doch hier aus dem Blickwinkel von Claudia die Geschichte noch einmal zu erleben, hat es doch nochmal besonders hervorgehoben.
Filmliebhaber*innen werden sicherlich den einen oder anderen kleinen Unterschied erkennen, für mich war in erster Linie aber doch eher überraschend, wie vertraut mir die Story noch war.
Und das Übel nahm seinen Lauf
Wo Lestat als Jäger und Mustervampir gilt, ist Louis auf jeden Fall das Gegenteil. Lestat überschüttet Claudia mit teuren Geschenken und lehrt sie die Menschenjagd, Louis versucht es allerdings mit viel Feinfühligkeit eher, an ihre Kindheit zu appellieren. Nichtsdestotrotz hat Claudia aber genau dieser entscheidende Teil für ihre Entwicklung gefehlt: eine Kindheit. Dafür tötet sie nun Menschen und ist hin und her gerissen zwischen den beiden Lebensweisen, die ihr die Männer vorleben. Zeitgleich wird sie aber auch wesentlich älter, wenn auch nur im Geiste und entwickelt ganz neue Interessen und Bedürfnisse, auf die durch ihr Äußeres aber auch niemand wirklich eingehen will. Eine gefährliche Mischung, die es nochmal aufzeigt. Claudia ist ein gefährliches Raubtier im Körper eines kleinen Mädchens.
Ashley Marie Witter hat mit ihrem Artwork und der Neuinterpretation hervorragende Arbeit geleistet. So neu der Winkel auf Claudia auch wirkt, ist das Original von Anne Rice doch ganz klar zu erkennen. Die Zeichnungen in Sepia Tönen betonen noch einmal die Zeit der Geschichte und der rote Farbtupfer für das Blut schon fast ein Klassiker in diesem Genre. Das Zusammenspiel hat mir echt gut gefallen und das Ergebnis kann sich auf jeden Fall sehen lassen.
Wer den Verlauf schon kennt, weiß natürlich, worauf das Ende zusteuert, dennoch finde ich, dass das Werk eine Bereicherung für alle Fans ist. Aber auch, wer hier noch gar keine Eindrücke sammeln konnte, kommt definitiv auf seine Kosten. Denn Die Entwicklung, die Claudia durchmacht ist zwar tragisch und angsteinflößend, aber auch unglaublich gut und interessant aufgebaut.
Nicht für Fans des Klassikers von Anne Rice eine große Empfehlung, denn Ashley Marie Witter hat mit ihrer Adaption ein echt tolles Werk geschaffen, das sich auch ganz allein und für sich selbst sehen lassen kann. Tolles Artwork und eine tragische, wie auch unglaublich gut gezeichnete Story von einem kleinen Mädchen, das zum Raubtier wurde.
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Kiyoua News | The Librarian and her Books | Splash Comics
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