Rezension | Joe Hill – Schiff der lebenden Toten

Joe Hill, Sohn von Horror-Ikone Stephen King und selbst international erfolgreicher Bestsellerautor, schrieb diesen packenden Grusel-Thriller, in Szene gesetzt von Comic-Veteran Stuart Immonen: 1983 verschwand das Bohrschiff Derleth. Vierzig Jahre später, nach einem verheerenden Tsunami, taucht es wieder auf und sendet ein automatisches Notsignal aus der Nähe eines abgelegenen Atolls in der Beringstraße. Käpt‘n Carpenter und seine Crew, der Geschäftsmann David Lacome und die Marinebiologin Moriah Lamb sollen das Schiff in arktischen Gewässern bergen. Doch dort erwartet sie das Grauen …

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Leute, die Frage wäre ja wohl eher, wieso ich diesen Comic nicht hätte lesen wollen!
Ich liebe Joe Hill und seine Storys, somit habe ich auch diesem Werk entgegen gefiebert.

80’er Jahre Feeling

Bereits mit Ein Korb voller Köpfe hat Joe Hill in die Kerbe der Horror Klassiker geschlagen und gezeigt, dass ihm genau das definitiv auch liegt. So gibt es gerade in Schiff der lebenden Toten einige Referenzen und die Story wirkt nicht nur wie eine Hommage an die großen Schöpfer, sondern sie wird auch als genau das bezeichnet.
Die Handlung an sich wirkt vielleicht nicht sonderlich frisch, dafür aber eben klassisch und atmosphärisch.
Und sind wir ehrlich, Joe Hill stellt seine Werke zwar oft als nicht sonderlich stark dar, aber das sind sie. Für mich mausert sich der Autor mit jedem weiteren Werk und mittlerweile kann ich es gar nicht mehr abwarten, etwas Neues von ihm in den Händen zu halten.

Wer also auf Horror Klassiker steht, sie aber auch gerne mal in einem neuen Gewand sehen würde, der ist hier goldrichtig. Vor einigen Jahrzehnten ist ein Bohrschiff verschwunden, nun tauchen aber Signale vom Bord auf. Der Antrieb der Bergung ist zwar eher finanzieller Natur, doch schließlich muss dafür auch eine Crew her, die es drauf hat. Und hier war ich mal wieder absolut begeistert und auch positiv überrascht, dass auch in diesem Genre so viel Liebe und Arbeit in die Charaktergestaltung gesteckt wird. So sehr, dass ich jedes Mal dachte „wehe jemand stirbt!“ – Spoiler, es ist eine Horror-Story, natürlich sterben Menschen.

Zeichnungen @ Stuart Immonen | Panini Comics

Ein grandioses Gesamtpaket

So sehr ich die Geschichten von Joe Hill aber auch liebe, ist es eben noch nicht alles. Mir persönlich sind die Zeichnungen in Comics schon sehr wichtig, denn wenn ich mit dem Stil so gar nicht warm werde, hat es auch der gesamte Comic nicht so leicht. Mit Zeichner Stuart Immonen und Colorist Dave Stewart wird das Ganze aber auch zu einer visuellen Achterbahnfahrt! Voller Liebe zum Detail, gesamt eher dunkler, dennoch mit unglaublich starken Farben kann man sich an der Szenerie gar nicht satt sehen und hat das Gefühl, dass den Szenerien Leben eingehaucht wurde.

Alles in allem kann man wohl sagen, wer sehr bewandert im Genre ist, dem wird die Story vielleicht nicht super viel Neues geben, doch der Erzählstil und die Zeichnungen lohnen sich dennoch allemal. Von schaurigen Momenten, über absoluten Ekel und dann wieder humorvoller Unterhaltung ist alles mit dabei und lässt das Werk zu einer ganz klaren Leseempfehlung werden. In meinen Augen sollte sich kein Liebhaber des Genres, oder jene, die es gerne noch werden möchte, diesen Band entgehen lassen.

Wie nicht anders zu erwarten, kann Joe Hill auch mit Schiff der lebenden Toten wieder absolut überzeugen. Mit einigen Referenzen bildet dieses Werk eher eine Hommage und weist von der Handlungen bekannte Muster auf, doch die Art der Erzählung ist es dennoch wert – emotional, humorvoll und voller Schrecken – eine mehr als gelungene Unterhaltung. Nicht zuletzt durch die Unterstützung von Stuart Immonen und Dave Stewart, die für einen grandiosen visuellen Auftritt sorgen. Mal wieder genau nach meinem Geschmack und eine große Empfehlung meinerseits!