Rezension | Keiner stirbt allein von Belinda Bauer

Rezension | Keiner stirbt allein von Belinda Bauer

Titel: Keiner stirbt allein | Originaltitel: Exit | Autor*in: Belinda Bauer | Übersetzer*in: Marie-Luise Bezzenberger | Verlag: Goldmann | Erscheinungsdatum: 17.08.2022 | Seitenzahl: 448 (Printausgabe)

Felix Pink kann keiner Fliege etwas zuleide tun. Doch plötzlich steht er unter Mordverdacht …

Der Rentner Felix Pink leistet schon seit Jahren passive Sterbehilfe, um todkranken Menschen das Leid zu ersparen, das seine Frau und sein Sohn erdulden mussten. Doch eines Tages begleitet er versehentlich den falschen Mann in den Tod – mit fatalen Folgen: Kurz darauf sucht die Polizei nach ihm, denn Felix, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann, steht mit einem Mal unter Mordverdacht. Aber hat wirklich Felix durch seinen Irrtum den Tod von Albert Cann verursacht, oder steckt in Wahrheit ein perfider Plan dahinter? Um seine Unschuld zu beweisen, beginnt Felix heimlich zu ermitteln …

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Ich bin ganz ehrlich: zuerst hat mich das Cover einfach angelacht und als ich dann noch das Thema der Story im Klappentext entdeckt hatte, war mein Interesse geweckt!

Sterbehilfe

Ich finde die Thematik nicht nur interessant, sondern vor allem wichtig. Zu unterscheiden ist hier allerdings die aktive und die passive Sterbehilfe – ich persönlich bin ja auch Befürworterin von ersterem, hier geht es aber tatsächlich nur um passive, also begleitete Sterbehilfe, damit Betroffene in ihren letzten Momenten nicht alleine sind. Unter anderem sind die Exeteers als solche unterwegs, auch Felix Pink. Ein pensionierter älterer Herr, der nach dem schweren Verlust von Frau und Sohn das Leid vieler Menschen sehr gut nachvollziehen kann.
Er selbst würde nie einer Fliege etwas zu Leide tun und möchte betroffenen Menschen einfach Unterstützung und Halt anbieten. Das Ganze passiert ziemlich anonymisiert, denn selbstverständlich bringt auch dieses Vorgehen seine Probleme mit sich.

Auch bei den Exeteers müssen neue Kolleg*innen eingearbeitet werden und so wird Felix bei seinem neusten Auftrag zum ersten Mal von einer jungen Frau begleitet.
Damit die Geschichte jetzt auch zu ihrem entscheidenden Punkt kommt, passiert, was passieren muss: es wird die falsche Person beim Sterben begleitet!
Das haut einen auch beim Lesen um und sorgt natürlich gleich wieder für viele Anreize zu der Grundthematik, bringt aber auch zeitgleich den ersten Geschmack auf Belinda Bauers Situationskomik, die sich in der Geschichte immer mal wieder findet.
Auf jeden Fall eine gute Mischung, um die Situationen immer wieder aufzulockern, aber auch nicht ganz das Genre zu verlassen. Prinzipiell bin ich ja auch eher Typ Thriller, aber ein Krimi kann mich durchaus mal begeistern, wenn er nicht unbedingt folgendes aufweist:

Flacher Spannungsbogen

Jetzt ist es so, dass nicht nur die Thematik an sich, sondern auch die Idee dahinter durchaus Stoff für Unterhaltung und Spannung bietet, diese Geschichte aber einfach nie ihren Höhepunkt erreicht.
Es gibt immer mal wieder Rückblenden, zu Felix Familienleben zum Beispiel und jede Menge Ausschweifungen in sämtlichen Situationen, die einfach jedes Mal die aufkommende Spannungsflamme direkt wieder ersticken.
Ich möchte auch nicht behaupten, dass die Geschichte langweilig wäre, aber sagen wir so: ich würde sie eher als Unterhaltung für sehr ruhige Gemüter empfehlen.
Somit hat die Umsetzung leider nicht wirklich meinen Nerv getroffen, was ich sehr schade fand, da ich doch sehr viel Potenzial entdeckt habe.

Auch die Charaktere waren aber leider ziemlich klischeehaft und vorhersehbar aufgebaut. Felix Pink brilliert eher mit seiner Temperamentlosigkeit und die Nebencharaktere, sowie auch der ermittelnde Polizist bewegen sich doch in Bahnen, die die meisten Lesenden schon vorausahnen können.
Das Gesamtpaket würde ich somit nicht als uninteressant beschreiben, weil ich es zuletzt auch wichtig finde, Bewusstsein für die Thematik zu schaffen, doch das Erzähltempo kann man auch mit einem Bollerwagen einholen und die Spannungsschnipsel sind sehr überschaubar.

Ein Krimi, der sich mit Sterbehilfe beschäftigt und allein dadurch gleich mein Interesse geweckt hat. Allerdings muss ich leider sagen, dass man den Spannungsbogen nur erahnen konnte und die Geschichte sich in vielen Ausschweifungen und Klischees verliert, was viel Potenzial verschenkt. In meinen Augen eher Unterhaltung für ruhigere Gemüter.

KAUFEN!

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