Titel: Knock Out! – Die Geschichte von E. Griffith | Autor: Reinhard Kleist | Illustrator: Reinhard Kleist | Verlag: Carlsen | Erscheinungsdatum: 27.08.2019 | Seitenzahl: 160 | Altersempfehlung: ab 15

„Wie seltsam das ist… Ich töte einen Mann, und die meisten Leute verstehen das und verzeihen mir. Hingegen, ich liebe einen Mann, und so viele halten das für eine unverzeihliche Sünde, die mich zu einem schlechten Menschen macht. Wenn ich auch nicht im Gefängnis gelandet bin, so war ich trotzdem fast mein ganzes Leben lang eingesperrt.“ – Emile Griffith

In seiner neuen Graphic Novel Knock Out! widmet sich Erfolgsautor Reinhard Kleist (Nick Cave. Mercy On Me) dem amerikanischen Boxweltmeister Emile Griffith, der 1962 traurige Berühmtheit erlangte, als er vor laufenden Fernsehkameras seinen Gegner derart hart traktierte, dass dieser ins Koma fiel und wenige Tage später verstarb. Vor dem tödlichen Kampf hatte er Griffith mit homophoben Verunglimpfungen zutiefst beleidigt … 

Mit gewohnt kraftvollem Pinselstrich zeichnet Reinhard Kleist das sensible Porträt eines homosexuellen Sportlers, der in der Macho-Welt des Boxens zu einem zermürbenden Doppelleben gezwungen war. Es ist die Geschichte eines Kämpfers wider Willen, der dennoch nicht lassen konnte von der Welt des Geldes und des Ruhms. Und es ist die Geschichte eines Knockouts, der ein Leben beendete und ein zweites für immer veränderte…

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Ich muss gestehen, dass wenn nicht so viel Werbung rund um diesen Titel gemacht worden wäre, er mir wahrscheinlich nicht einmal aufgefallen wäre. Daher einen großen Dank, denn diesen Comic hätte ich mir nicht entgehen lassen wollen.

Nach einer wahren Begebenheit

Natürlich ist auch in den meisten ausgedachten oder inspirierten Geschichten ein Funke Wahrheit, doch bei diesem Portrait handelt es sich um den jungen Boxer Emile Griffith, der sich in den 60er Jahren einen Namen in der Szene gemacht hat. Doch in diesem Werk geht es nicht um das Bild, das der größte Teil der Welt bereits gesehen hat, sondern um die Geschichte dahinter, um die Geschichte von Emile Griffith, der sich nie im Ring gesehen hat.

Reinhard Kleist hat eine unglaubliche Art einem nicht nur die Geschichte, sondern auch Emile selbst so greifbar zu gestalten, dass man das Gefühl hat, diese Szenen mitzuerleben. Emile Griffith war mir vorher kein Begriff, doch durch Knock Out! hatte ich nun das Glück sogar einen Blick hinter die Kulissen werfen zu dürfen.

Auch, wenn die Boxerkarriere natürlich im Mittelpunkt steht, so ist nicht auch gleich der Fokus darauf gelegt, vielmehr geht es um das Geschehen dahinter. Um die unterschiedlichen Stationen und Entscheidungen, die den jungen Sportler dahin getrieben haben, wo er sich letztendlich befunden hat.

Mitfühlend

Emile Griffith musste nicht nur in einer Zeit leben, die es schwarzen Menschen unglaublich schwer gemacht hat, sondern eben auch Homosexuellen. Diese Kombination und das auch noch im Boxbereich hätte das Fass wahrlich zum überlaufen gebracht. So verfolgt man die einzelnen Schritte aus deinem Leben, die er mit unglaublich viel Kraft und Lebensfreude beschreitet.

Zum Ende hin ist es aber vor allem ein einziger Moment, der ihn nicht mehr loslässt und immer weiter verfolgt – in Knock Out! werden unglaublich viele Faktoren zusammengebracht, die für ein absolut außergewöhnliches Leben gesorgt haben, das zum einen so glamourös und auf der anderen Seite so furchtbar schmerzhaft war. Gerade zum Ende hin sind mir wirklich die Tränen gekommen – ein wirklich bemerkenswertes Werk!

Mit Knock Out! bietet Reinhard Kleist nicht nur einen Blick hinter das Leben von Emile Griffith, sondern zeigt auch noch einmal auf, was ein einzelner Moment für Auswirkungen haben kann und was einen Menschen dazu treibt, seine eigenen Grenzen zu überschreiten. Nicht nur informativ, sondern auch unglaublich mitfühlend – eine klare Leseempfehlung.

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