Rezension | Little Bird 1: Der Kampf um Elders Hope
Titel: Little Bird 1: Der Kampf um Elders Hope | Autor: Darcy van Poelgeest | Illustrator: Ian Bertram | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 28.10.2020 | Seitenzahl: 208
Unvergleichliches Artwork trifft auf meisterliche Erzählkunst
Dies ist die Geschichte vom Schicksal der jungen Freiheitskämpferin Little Bird, die sich unermüdlich dem Kampf gegen ein oppressives amerikanisches Reich verschrieben hat. Für die Sicherheit ihres Volkes und die Freiheit ihres Landes ist dieses Mädchen bereit, alles zu riskieren. Die Welt um sie herum steht in Flammen und Little Bird sucht in der verbrannten Erde nach ihrer Identität. Dunkle Familiengeheimnisse, unbekannte Wurzeln – Träume und Sehnsüchte, die Hoffnung auf den Anbruch einer neuen Ära: eine epische neue Comicreihe, dessen Symbolkraft und Ästhetik ihres Gleichen sucht.
Mit schier endlosen Weiten wie in EAST OF WEST und SAGA, soziopolitischer Tiefe wie in A HANDMAID´S TALE und MONSTRESS – der Sciencefiction-Comic LITTLE BIRD bietet eine dystopische Dramaturgie der Meisterklasse. Der vielfach ausgezeichnete Filmemacher Darcy van Poelgeest (CORVUS, THE LOCKPICKER) und der für eine Angoulême-Auszeichung nominierte Künstler Ian Bertram taten sich für ein wahres Kunstwerk zusammen: einen Comic, in dem eine atemberaubende Story auf Artwork von großer Finesse trifft.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Das Programm vom Cross Cult Verlag beweist sich immer wieder mit ganze besonderen Titeln, so auch hier. Meine Vermutung? Ich werde mit der Geschichte nicht viel anfangen können oder ich werde sie lieben!
Zu speziell?
Es ist schwierig in Worte zu fassen, worauf ich hinaus möchte, aber ich versuche es einmal: Für mich gibt es Geschichten, da unterscheiden sich einfach die Geschmäcker und dann gibt es aber auch Geschichten, die sind wahnsinnig speziell. Und wenn sie nicht den persönlichen Nerv treffen, dann kann man nicht allzu viel damit anfangen, nicht, weil sie langweilig wären oder einem schlichtweg nicht gefallen, sondern weil man einfach nicht drin steckt. Genau diese Befürchtung hatte ich bei Little Bird. So gab es für mich zwei Szenarien, die eben beschriebene oder aber es wird die ganz große Liebe. Und ohne euch weiter auf die Folter zu spannen: Letzteres ist eingetroffen.
Das Grundgerüst der Story ist eigentlich nicht außergewöhnlich und zeigt viele Grundpfeiler auf, wie man sie von anderen Geschichten kennt. Doch da hört es auch schon auf und Little Bird beginnt etwas unglaublich Einzigartiges zu werden. Allein das Artwork, das sehr an den klassischen frankobelgischen Stil erinnert – der eigentlich nicht einmal meinen Geschmack trifft, bisher zumindest – aber eine solch enorme Aussagekraft besitzt. Hier hat sich das Kreativteam wirklich nicht lumpen lassen. Denn ohne, dass die Geschichte an Fahrt verliert, wird sich unglaublich viel Zeit für jedes kleine Detail genommen und hervorragend ausgearbeitet.
Blut, Blut & noch mehr Blut
Natürlich ist es auch nicht an mir vorbeigegangen, die Geschichte ist von der ersten bis zur letzten Seite eine wirklich blutige Angelegenheit, doch irgendwie hat es für mich nicht den Fokus ausgemacht. Als ich mich aber heute mit einer Arbeitskollegin unterhalten habe, nachdem ich ihr den Comic in die Hand gedrückt habe, hat sie mich doch ein wenig schockiert angeschaut und meinte, dass ihr DAS dann doch zu viel war. Gerade jetzt beim erneuten Durchblättern weiß ich natürlich was sie meint und wer mit so viel Brutalität und Blut nicht gut auskommt, wird mit diesem Comic auch nicht glücklich. Little Bird ist von unglaublich viel Leid und Gewalt geprägt, es ist der Grundkern der Story, doch all das Blut macht eben nicht die Handlung aus und geschieht nicht grundlos.
Mich persönlich hat Little Bird total aus der Bahn geworfen. Ich weiß nicht genau was ich erwartet habe, aber das war es auf jeden Fall nicht. Die Geschichte von einem Mädchen, das auf der Suche nach sich selbst ist und über so viel Grauen stößt, dass einem die Luft wegbleibt. Ein Szenario, das in der Zukunft spielt und doch eher an andere Welten erinnert, einen aber absolut einnehmen kann. Stark vom ersten Moment bis hin zum Schluss – hier bin ich wirklich nicht mehr aus dem Staunen herausgekommen. Charaktere, die mir eine Scheißangst eingejagt haben und andere, die ich nach kürzester Zeit ins Herz geschlossen habe, nur um mich sofort wieder verabschieden zu müssen.
Little Bird ist einfach eine Wucht, die einen überrollt und fassungslos zurück lässt. Wirklich ganz großes Kino und für mich persönlich definitiv eine Überraschung – das habe ich so nicht erwartet.
Dennoch ist die Geschichte speziell, voller Leid & Gewalt, was durch das außergewöhnliche Artwork noch mehr hervorgehoben wird. Aber wenn euch dieser Comic anspricht, dann werdet ihr ihn auch lieben!
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Phantastik News
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