Rezension | One of the Girls von Lucy Clarke

Rezension | One of the Girls von Lucy Clarke

Titel: One of the Girls | Originaltitel: One of the Girls | Autor*in: Lucy Clarke | Übersetzer*in: Urban Hofstetter | Verlag: dtv | Erscheinungsdatum: 20.04.2023 | Seitenzahl: 432 | Altersempfehlung: ab 13

Sechs Frauen. Sechs Geheimnisse. Eine Leiche.

Es sollte der perfekte Kurzurlaub werden: Lexi reist mit fünf Freundinnen auf eine griechische Insel, um ihren Junggesellinnenabschied zu feiern. Von der abgelegenen Villa mit Meerblick bis hin zu den malerischen Tavernen und weiß getünchten Straßen scheint der Urlaub zu schön, um wahr zu sein. Und tatsächlich bekommt die Idylle bald Risse, denn abgesehen von ihrer Freundschaft mit Lexi haben die Frauen nur eines gemeinsam: Sie alle haben etwas zu verbergen. Nach und nach kommen versteckte Absichten ans Licht, Geheimnisse werden enthüllt und die Masken fallen – bis eine Leiche auf den Klippen unterhalb der Villa liegt…

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Obwohl ich schon Bücher von der Autorin im Regal habe, habe ich noch keins gelesen und mit dieser Neuerscheinung wollte ich endlich aufholen

Kein Thriller, aber ein Pageturner

Zwar steht auch eigentlich auf dem Cover Roman, doch das Marketing und auch der Untertitel lassen doch sehr schnell auf Thriller schließen. Wer hier ein typischer Genrefan ist und auch die bekannten Elemente steht, wird wahrscheinlich vergeblich suchen, was aber keinesfalls ein Ausschlusskriterium sein muss. Tatsächlich muss ich das Marketing und die Aufmachung hier große loben, weil ich glaube, dass beides einen großen Teil zur Atmosphäre beigetragen hat.
Lexi wird entgegen ihrer vorherigen Zukunftsvorstellung heiraten – das passt ihrer besten Freundin Bella nicht unbedingt in den Kram, was sie aber nicht daran hindert, die Villa ihrer Tante in Griechenland für die Hen Party* zu buchen und so landen insgesamt sechs Frauen, die sich teilweise noch nie getroffen haben für ein verlängertes Wochenende knapp zweitausend Meilen von ihrer Heimat London entfernt.

Die Geschichte wird aus den sechs Perspektiven der Charaktere erzählt, was mich am Anfang ein paar Orientierungsanläufe gekostet hat, sich schnell aber unglaublich gut darstellt. Lexi und Bella waren früher die absoluten Partygirls und Bella ist nicht unbedingt zufrieden, dass ihre beste Freundin nun einen anderen Weg einschlagen will – allein diese Dynamik ist schon ungemein interessant aufgebaut, doch dann kommen noch Schwägerin, Kindheitsfreundin, neue Freundin und Partnerin dazu. Teils kennen sich die Frauen gar nicht, könnten vor allem aber auch nicht unterschiedlicher sein und leben in ganz anderen Lebensrealitäten. Das nicht nur, ohne zu überladen, ersichtlich darzustellen, aber auch noch bei wichtigen Themen in die Tiefe zu gehen ist eine Leistung, die ich hier hoch anrechnen muss.

In sich geradezu perfekt

Es gibt weder zu Beginn ein großes Drama, das aufgeklart werden muss, noch hat man das Gefühl die ganze Zeit vor einem Mörder zu fliehen. Doch Lucy Clarke baut eine unglaubliche Atmosphäre auf. Und da man weiß, dass dieses Ende in einer Katastrophe mit einer Leiche endet und hier so manche Themen ordentlich aufheizen, stellt man sich unentwegt die Fragen: Wer wird sterben? Wer bringt jemanden um?
Ich konnte mich wirklich nicht mehr von der Geschichte lösen – gefangen zwischen dem sommerlichen leichten Urlaubsfeeling und der bitteren Vorahnung, dass das ganze ziemlich bald vollkommen außer Kontrolle geraten wird, kann ich stimmungstechnisch nur meinen Hut ziehen.
In den kurzen Kapiteln gibt es immer wieder neue Häppchen zu verdauen, die jedes Mal neue Theorien aufwerfen, doch so wirklich sicher war ich mir nie.

Und dann kam das große Ende und holy, darauf wäre ich am Anfang nie im Leben gekommen. Schon als sich die Puzzleteile angefangen haben zu fügen war ich ein wenig skeptisch, doch die Gesamtauflösung ist einfach richtig gut durchdacht und konnte mich absolut überzeugen. Vielleicht kein klassischer Thriller, aber ein unglaublich gelungener und atmosphärischer Spannungsroman. Die meisten Charaktere konnte ich zu Beginn gar nicht leiden, doch alle hatten ihre Auftritte und Raum zur Entfaltung und für Rückblenden, sodass sich die eigene Wahrnehmung, zumindest bei mir, zum Ende hin total geändert hat.
Das war mein erstes, aber auf keinen Fall das letzte Buch der Autorin für mich!

Zwar kein typischer Thriller, aber ein absolut gelungener und atmosphärischer Spannungsroman. Lucy Clarke konnte mich mit dieser Story und ihren Charakteren so begeistern, dass ich mich gar nicht mehr von dem Buch lösen wollte und ich jetzt unbedingt mehr von der Autorin lesen muss!

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