Rezension: Palast der Finsternis / Stefan Bachmann
„Alles, wovon man träumt, ist möglich, Anouk. Manchmal träumt man einfach nur zu früh.“
Verlag: Diogenes | Erscheinungsdatum: 23.08.2017
Seitenzahl: 400
Die Außenseiterin Anouk ist mit vier anderen Kandidaten nach Paris gekommen, um einen lange verschütteten unterirdischen Palast zu erforschen, den ein verrückter Adliger zur Zeit der Französischen Revolution als Versteck für seine Familie erbauen ließ. Doch nachdem die Jugendlichen einmal durch die Tür mit dem Schmetterlingswappen getreten sind, erwartet sie in jedem weiteren Raum ein neuer Abgrund, den sie nur gemeinsam bezwingen können.
Bei der lieben Lisa von Buchmagie habe ich dieses Buch entdeckt und bin gleich neugierig geworden. Vor kurzem habe ich es mir dann mit Sarah und Nicci vorgenommen, um es gemeinsam lesen zu können und einen Austausch zu ermöglichen.
Die Neugier war groß, gerade auch, weil ich dem Verlag und seinem Programm leider schon viel zu lange keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt hatte.
Gleich am Anfang über Anouk zu stoßen, aus deren Perspektive auch der größte Teil der Geschichte geschildert ist, war einfach erfrischend. Ich wusste überhaupt nicht, worauf ich mich bei diesem Buch einlasse, doch sie konnte gleich alles auflockernd. Mit ihrem großen Mundwerk und viel Köpfchen geht sie eher skeptisch an jede Situation heran und hinterfragt alles, was einen selbst dazu führt.
Als sie auf die vier weiteren Jugendlichen stößt, mit denen sie gemeinsam die mysteriöse Expedition starten soll, ist sie hin und her gerissen, zwischen dem Wunsch Kontakte zu knüpfen und jedem vor den Kopf zu stoßen.
Bei den meisten anderen Protagonisten hätte mich dieses Verhalten wohl gestört, der Autor hat es aber geschafft, dass es für mich in diesem Fall aber einfach nur erfrischend und unterhaltsam war.
Aha. Alles klar. Ich habe keine Ahnung, wie ich mit jemandem umgehen soll, der keinen Sarkasmus versteht. Angeblich lässt sich Intelligenz daran messen, wie sensibel man auf Humor reagiert. Keine Ahnung, ob das stimmt oder nicht, aber ich tröste mich damit, dass die Leute, die mich nicht lustig finden, einfach nur dämlich sind.
Man merkt relativ schnell, dass hier einiges nicht zu stimmen scheint und die ganze Situation wirkt ziemlich abgedreht. Und obwohl der Schreibstil auf der einen Seite unglaublich ruhig und intelligent wirkt, so wird doch gleichzeitig eine so enorme Spannung aufgebaut, dass man das Buch gar nicht mehr zur Seite legen möchte.
Ebenso wie Anouk und ihre Begleiter Lilly, Will, Jules und Hayden tappt man im Dunkeln und wird einfach nicht schlau. Die jeweiligen Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein und sorgen für viel ABwechslung. Man stellt sämtliche Spekulationen an, was es mit diesem seit fast 300 Jahren verschollenen Palast unter der Erde Frankreichs auf sich hat, und kann sich doch nie sicher sein.
Jeder weitere Schritt in die Tiefe und jede neue Erkenntnis scheint nur noch mehr Gefahr mit sich zu bringen und die junge Expeditionsgruppe wird an ihre Grenzen getrieben.
„…Angenommen, wir lassen uns nicht mehr einschüchtern und unternehmen etwas, anstatt nur schreiend durch die Gegend zu rennen?“
„Ich glaube, schreiend herumzurennen war ein ziemlich akzeptables Benehmen unter den gegebenen Umständen“, erwidert Jules.
Obwohl mir diese Geschichte genau das gegeben hat, was ich mir erhofft hatte, konnte sie mich dennoch überraschen. Die Atmosphäre war einfach einzigartig und obwohl man selbst oft nicht weiter wusste, hat sie einem unglaublich viel Input geboten. Gerade diese Mischung zwischen einer ziemlich abgedrehten Situation, viel Ruhe und gleichzeitig so viel Spannung hat für ein außergewöhnliches Leseerlebnis gesorgt, dass ich nur weiterempfehlen kann.
Die Kapitel sind relativ kurz gehalten, was mir persönlich beim Lesen immer sehr gut gefällt, da ich eher mal zwischendurch lesen kann, ohne mitten in einer Szene unterbrechen zu müssen. So liest man einerseits aus Anouks Perspektive und erfährt, was aktuell passiert, ebenso sind aber auch immer mal wieder kurze Kapitel von der Zeit der Enstehung des Palastes eingefügt, die die eigene Neugier nur noch umso größer machen.
Auch, wenn ich mir gut vorstellen kann, dass diese Geschichte nicht für jeden geeignet ist, stellenweise brutal, abgedreht und dann doch wieder von einer mysteriösen Ruhe umgeben, so konnte sie mich umso mehr mit ihrer einzigartigen Atmosphäre und den abwechslungsreichen Charakteren überzeugen.
Hinter jeder Ecke ein neues Geheimnis, eine unbekannte Gefahr und unglaublich viel Unterhaltung!
LESEPROBE? KAUFEN!
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