Rezension | RIP 1: Derrick

Rezension | RIP 1: Derrick

Titel: RIP 1: Derrick – Ich werde den Tod nicht überleben |  Autor*in: Gaet’s |  Illustrator*in: Julien Monier |  Übersetzer*in: Tanja Krämling |  Verlag: Splitter VerlagErscheinungsdatum: 27.09.2022  |  Seitenzahl: 112

Menschen sterben, und manchmal sterben Menschen unbemerkt in ihrer Wohnung, ohne Familie und Angehörige. Dann kommen Derrick und seine Kollegen ins Spiel: Im Auftrag einer halbseidenen Firma verschaffen sie sich diskret Zugang zu den Häusern der Toten und beseitigen ihre sterblichen Überreste. Manchmal treffen sie erst Wochen oder Monate nach dem Tod ein – eine unappetitliche Angelegenheit. Die sich aber lohnt, denn die inoffiziellen Tatortreiniger entsorgen nicht nur Leichen in diversen Stadien der Verwesung, sondern lassen auch Wertgegenstände mitgehen, die niemand mehr vermisst. Ahmed ist neu in diesem Job, und als Feuertaufe steht ein ungezieferverseuchter Slum auf seinem Dienstplan, in dem zwei Leichen seit fünf Jahren vor sich hin rotten…

Sie mögen ihre Krimis dreckig, radikal und realistisch? Blut und Exkremente schocken Sie nicht? Und menschliche Abgründe starren Sie einfach nieder? Willkommen bei »RIP«, einer Comicserie, deren düstere Atmosphäre mit knallharten Stories Hand in Hand geht, um die Portraits von sechs Menschen zu zeichnen, deren Schicksal nur wenig besser ist als das derer, die von ihnen ausgeraubt werden.

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Ein Comic über Tatortreiniger? Immer her damit!
Tja, wie einem einst so tolle Ideen auch mal in den Rücken fallen können…

Tatortreiniger – ganz ungeschönt

Derrick gehört schon seit einer Weiler zu einer Gruppe Tatortreiniger, die für eine dubiöse Firma arbeiten und hat sich seine Zukunft damals wahrlich anders vorgestellt. Nun ist er gefangen in einem Leben, von dem er selbst denkt, dass es tiefer nicht sinken könnte: zumeist kratzt er vermoderte Leichen, die wochenlang vergessen wurden, von ihren Möbeln, darf für seinen Arbeitgeber die Wertsachen einstecken und für sich selber abgelaufene Konserven. Nur um nach Feierabend mit den anderen unglücklichen Seelen in einer heruntergekommenen Kneipe einen Absacker zu trinken und danach in seine Bruchbude von Wohnung und in seine grauenhafte Beziehung heimzukehren.

Wer hier vielleicht eher an die beliebte Serie „Der Tatortreiniger“ gedacht hat, wird schnell eines Besseren belehrt. Wer wie ich den Fehler gemacht hat, sich schon einmal richtig grausige Geschichten von Tatortreinigern reinzuziehen, weiß in etwa, was hier auf einen zukommt.
Ungeschönt und definitiv kein dankbarer Job wird hier nicht nur die Leidensgrenze der Tatortreiniger, sondern teilweise auch der Leserschaft ausgetestet – Haut, die sich schon mit dem Untergrund verbunden hat und bei jeder Berührung von der Leiche löst und jede Menge Insekten in allen erdenklichen Formen – yummy sage ich da nur!

Zeichnung @Julien Monier | Splitter Verlag

So ganz hat es nicht klick gemacht

Obwohl es der Gruppe strengstens untersagt ist, selbst etwas einzustecken, was mehr als alte Putzmittel oder abgelaufene Konserven wert ist, kommt irgendwann doch die große Versuchung, die zwar anfänglich Hoffnung auf ein anderes Leben verspricht, sich dann aber sehr schnell als Abwärtsspirale herausstellt. Dass es noch weiter bergab gehen könnte, hätte Derrick sich nun durchaus nicht ausmalen können, doch als dieser Verrat die ganze Dynamik der Gruppe sprengt und ihr Leben nicht nur auf den Kopf stellt, sondern auch schnell am seidenen Faden hängen lässt, gerät alles vollends außer Kontrolle und an ein Zurück ist nicht mehr zu denken.

Obwohl ich die Idee hinter der Story ziemlich cool fand und auch das Artwork sehr stimmig zum Setting, bin ich leider nicht so wirklich warm geworden mit diesem Auftakt. Vielleicht liegt es daran, dass eigentlich kein Sympathieträger unter den Charakteren zu finden ist, vielleicht auch an etwas ganz anderem. So oder so finde ich gar nicht, dass der Comic schlecht ist, nur mich konnte er denke ich nicht so weit überzeugen, als dass ich an der Reihe dranbleiben würde – auch, wenn es mich durchaus interessiert, wie sich die nächsten Bände, mit jeweils einem der anderen Tatortreiniger gestalten.

Zeichnung @Julien Monier | Splitter Verlag

Mit dem ersten Band der neuen RIP Reihe starten wir in ein Abenteuer von Tatortreinigern, das den Job von der schlimmsten Seite beleuchtet und auch eigentlich nur hoffnungslose Charaktere bietet. Eine ziemlich düstere Geschichte, die durchaus interessante Aspekte aufweist, mit der ich bisher aber leider noch nicht ganz so warm geworden bin.

KAUFEN!

AUCH REZENSIERT VON:  ComicKunst

Kommentar verfassen