Rezension | Schichten von Pénélope Bagieu

Rezension | Schichten von Pénélope Bagieu

Titel: Schichten |  Autor*in: Pénélope Bagieu |  Illustrator*in: Pénélope Bagieu |  Übersetzer*in: Silv Bannenberg |  Verlag: ReproduktErscheinungsdatum: 05.09.2022  |  Seitenzahl: 144

Nach ihren viel beachteten Comics “Unerschrocken”, “California Dreamin’” und “Hexen hexen” widmet sich Pénélope Bagieu nun ihrer eigenen Geschichte: “Facetten” ist der erste autobiografische Comic der Französin, in dem Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend das Porträt der erwachsenen Frau zeichnen, die sie geworden ist.

Eine ebenso amüsante wie anrührende autobiografische Erzählung, in der sie teils ernste, teils leichtfüßige Geschichten verwebt, aufrichtig über den Verlust geliebter Menschen oder ihrer Unbeschwertheit spricht und einen zärtlichen Blick auf das kleine Mädchen und die junge Frau wirft, die sie einmal war.

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Pénélope Bagieu ist für mich eine Künstlerin, an der ich einfach nicht mehr vorbeikomme, wodurch auch dieses Werk unbedingt bei mir einziehen musste.

Autobiographisch & Coming-of-Age

Einige von euch kennen sicherlich die fantastischen „Unerschrocken“ Bände der Autorin, in der sie mutige Frauen portraitiert – diese haben mir durchaus auch gefallen, tatsächlich hat sie aber mit der Neuinterpretation von „Hexen hexen“ mein Herz im Sturm erobert. Wie man so viel Gefühl, Tiefe und Humor unterbringen kann, dass das Herz aufgeht und zeitglich zerreißen will, finde ich nach wie vor meisterhaft. Mit „Schichten“ wagt sich Pénélope Bagieu aber nun auf andere Seite vor, denn die autobiographischen Storys waren ursprünglich gar nicht zur Veröffentlichung gedacht, was sie aber keinesfalls schlechter abschneiden lassen würde.

Mit vielen prägnanten Episoden aus ihrem Leben erzählt sie ganz individuell und vor allem authentisch von ihrem Leben, irgendwie aber auch vom Leben selbst, wie wir alle es kennengelernt haben.
Ob es das erste Haustier ist, das einen ganz besonderen Platz einnimmt, die erste Liebe, die immer auch wie die einzige für immer wirkt, unsere ersten Reisen aus dem Elternhaus oder auch ganz alltäglichen Situationen, die im Nachhinein aber sehr bedeutsam werden. Dieses Mal in schwarz/weiß und teils skizzenhaft, doch wie ich finde immer noch unfassbar ausdrucksstark.

Zeichnung @Pènèlope Bagieu | Reprodukt

Zwischen Humor & Traumata

Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Ein humorvoller Einstieg und das Schmunzeln kehrt auch immer wieder, manchmal vergeht es einem aber auch schnell. Pénélope Bagieu versteht es nicht nur ihren Leser*innen viel Humor zu vermitteln, sondern auch jede Menge Tiefgang. So ist wohl unser aller Leben auch von ziemlich dunklen und erschütternden Momenten geprägt, manchmal auch erst mit einer Selbstreflexion im Rückblick. Gerade auch das Heranwachsen von jungen Frauen birgt so einige Gefahren, denen wir uns im ersten Moment durch unsere Sozialisierung gar nicht immer so bewusst sind, die aber definitiv ihre Spuren hinterlassen. Sexuelle Übergriffigkeiten, Verluste, Hoffnungen und mehr finden hier ihre Fläche und werden erzählt, wie sie sind, schonungslos ehrlich und zugleich einfühlsam.

Das soll aber keinesfalls bedeuten, dass der Comic runterziehen muss, viel mehr habe ich mich tatsächlich pudelwohl beim Lesen gefühlt, trotz mancher Szenen, von denen man sich wünschen würde, das sie niemand durchlebt. Die Storys geben Hoffnung, erzählen vom mutig sein und sich selber finden und zeigt Dinge auf, die wir einfach lernen müssen anders zu sehen und besser weitergeben sollten, als es vielleicht bei uns der Fall war. Für mich ein Herzensbuch, das ich sicherlich noch weitere Male zur Hand nehmen werde.

Zeichnung @Pènèlope Bagieu | Reprodukt

Wie nicht anders zu erwarten hat es Pénélope Bagieu auch mit Schichten wieder geschafft mein Herz zu erobern. Ein autobiographischer Coming-of-Age Comic, der voller Humor vom Leben erzählt, aber auch vor traumatischen Erlebnissen kein Geheimnis macht. Mir sind die Tränchen gekommen, ich habe gelacht – eine ganz große Leseempfehlung!

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