Rezension | Schloss der Tiere 3
Titel: Schloss der Tiere 3: Die Nacht der Gerechten | Autor*in: Xavier Dorison | Übersetzer*in: Tanja Krämling | Illustrator*in: Félix Delep | Verlag: Splitter Verlag | Erscheinungsdatum: 23.11.2022 | Seitenzahl: 128 | Weitere Bände: (1) Miss Bengalore ; (2) Margeriten im Winter
Die Parallelen zur »Farm der Tiere« kommen nicht von ungefähr. Xavier Dorisons (»Long John Silver«, »Undertaker«) scharfsinnige Modernisierung von George Orwells Fabel hält uns einen Spiegel vor, in dem wir unbequeme Wahrheiten erkennen müssen. Der ausdrucksstarke Strich von Félix Delep, der ein eindrucksvolles Erstlingswerk abliefert, haucht seinen tierischen Protagonisten so viel Menschlichkeit ein, dass die Unmenschlichkeit der Diktatur umso stärker hervortritt.
Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Nachdem ich mich bereits unsterblich in diese Reihe verliebt habe, ist es wohl weniger eine Überraschung, dass ich voller Vorfreude und auch ein wenig Bammel zum neuen Band gegriffen habe.
Die Revolution geht weiter
Miss B hat alles für eine friedliche Revolution getan und trotzdem hat diese ihren blutigen Zwischenstopp eingelegt. Das drängt einen Keil zwischen die Tiere, die doch eigentlich so dringend zusammenhalten müssen und auch die starke Katzenmama kommt an ihre Grenzen. Sie sieht kein gemeinsames Ziel mehr vor Augen und ihre beiden Kitten leider fast gar nicht mehr, was die beiden ihr auch ziemlich übel nehmen.
Umso stärker ist aber das Kaninchen Cäsar an ihrer Seite und unterstützt sie nicht nur mit der Aufsicht ihrer Kinder, sondern vor allem auch in ihrem Tun. Denn diese Revolution ist noch lange nicht am Ende und braucht eine Leitung, so schwer diese Rolle auch einzunehmen ist.
Nummer 1 ist zwar Tod, doch die nachfolge ist schon bereit und der Stier Silvio hat seine ganz eigenen Pläne, die sich mit dem Aufstand der Hoftiere einfach nicht vereinbaren lassen. Ich muss zugeben, dass es mir bei tierischen Charakteren immer sehr ans Herz geht, wenn bestimmten Arten schlechte Charaktere angehängt werden, aber so geht das Spiel wohl. Das soll meine Begeisterung aber auf keinen Fall trüben, denn diese moderne und zugleich zeitlose Neuadaption von George Orwells Farm der Tiere hat es wirklich in sich!
Voller Emotionen und Kraft
Der erste Band hatte sich sehr auf die Charaktere fokussiert, im zweiten Band ging es dann wesentlich mehr um die moralischen Werte, was ich zwar gut fand, doch die Entwicklungen der Charaktere und auch neue Mitspieler vermisst habe. Dieser Band verbindet nun wieder mehr und gibt beiden Aspekten die Bühne, die sie verdienen und treibt die Geschichte voller Emotionen und Härte an. Denn leicht ist es noch lange nicht, diesen Kampf zu führen. Und ich merke auch, wie es selbst so viel mit mir macht. Denn ich muss zugeben, dass ich zwar auch der Meinung bin, dass Gewalt keine Lösung sein SOLLTE, es aber manchmal nun einfach ist. Hier eine so effektivere und stärkere Herangehensweise gezeigt zu bekommen, finde ich unglaublich empowernd.
So steht es immer noch offen, wer hier den „Sieg“ für sich gewinnt. Welche Opfer sind nötig und gerechtfertigt? All diese Emotionen, auch viele sehr unangenehme regen ordentlich zum Denken an und halten die Spannung weit oben. Für mich eine unglaublich starke und herausragende Comicreihe, von der ich eigentlich gar nicht genug bekommen kann und daher gar nicht weiß, ob ich mich freuen oder traurig sein soll, wenn der nächste und zugleich letzte Band endlich erscheinen wird.
Nach wie vor ganz große Liebe. Ich habe einfach mein herz an Miss B und die Hoftiere, die sich nicht länger unterdrücken lassen wollen, verloren. Eine Revolution, die so einiges fordert und eine moderne und zugleich zeitlose Adaption von George Orwells Farm der Tiere bietet, die tief unter die Haut geht.
KAUFEN!
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