Rezension | Schrei! von Laurie Halse Anderson

Rezension | Schrei! von Laurie Halse Anderson

Titel: Schrei! Nur wenn ich laut bin, wird sich was ändern | Originaltitel: Shout | Autor: Laurie Halse Anderson | Übersetzer: Bernadette Ott | Verlag: bold | Erscheinungsdatum: 20.09.2019 | Seitenzahl: 288

#speakup

Dies ist die Geschichte eines Mädchens, dem die Stimme geraubt wurde und das sich selbst eine neue schrieb.

›Schrei!‹ ist Andersons Autobiografie in Versform, in der sie fortführt, was sie in ihrem Debüt ›Sprich‹ weltweit erfolgreich begonnen hatte: die schonungslos offene Auseinandersetzung mit Missbrauch in einer Gesellschaft, die im Umgang damit noch ganz am Anfang steht. Und deshalb umso dringender von Werken wie diesem lernen, verstehen und handeln muss.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Auch hierbei handelt es sich um eins der Bücher, das mir bei einer Verlagsvorschau einfach schmackhaft gemacht wurde, sodass ich nicht drumherum gekommen bin.

Versform & schwieriger Einstieg

Nach meinen ersten Erfahrungen bin ich ein großer Fan von Geschichten in Versform. Oftmals bekommen die Worte dadurch noch mehr Ausdruck und Kraft, verfestigen sich tiefer im Kopf und haben somit eine ganz andere Wirkung. So hat sich hier auch Laurie Halse Anderson für diesen Stil entschieden. Leider muss ich nur zugeben, dass es mir den Einstieg nicht leichter gemacht hat. Die ersten Seite waren zwar noch ok, doch irgendwie bin ich nicht richtig reingekommen. Der Inhalt ist wichtig und hat auf jeden Fall Bedeutung, doch manche Szenen waren mir dennoch zu langatmig und so ganz konnte ich dadurch nicht immer die entsprechenden Emotionen aufbringen, obwohl ich gerade auch bei diesem Thema sehr sensibel bin.

So geht es hier aber natürlich jedem anders und ich hoffe sehr, dass es bei anderen Lesern auch zu einer anderen Wirkung führt. Dennoch hat mich die Geschichte an sich sehr berührt, aber hauptsächlich eben erst zu einem späteren Zeitpunkt.

Das Buch ist in drei Abschnitte aufgeteilt, berichtet von der Kindheit und dem weiteren Lebensverlauf der Autorin, bis sich zum Ende alles bündelt und mit einer unglaublichen Wirkung auf den Leser einschlägt – so auch bei mir.

Eine wichtige Message

Das wichtigste an diesen Büchern ist natürlich die Message, die damit einhergeht und die hat Laurie Halse Anderson auf den Kopf getroffen. Sexuelle Übergriffe & Co., bei „kleinen“ Situationen angefangen, bis hin zum schlimmsten Szenario finden erschreckender Weise viel zu oft statt und werden nicht mit der Aufmerksamkeit beachtet, die eigentlich nötig wäre. Gerade das nicht ernst nehmen oder belächeln gehört zu den schlimmsten Reaktionen, nimmt den Betroffenen ihre Stimme.

Es ist niemals deine, meine, eure, unsere Schuld. Niemals. Es gibt keine Rechtfertigung oder Entschuldigung und umso wichtiger ist es, dass die Stimmen lauter werden und ein Zeichen setzen. Genau das hat die Autorin mit ihren Werken geschafft und was sie zum Schluss beschreibt, die Reaktionen bei ihren Lesungen, zum Beispiel in Schulen, all die Schüler, die sich bei ihr melden, ist unglaublich erschütternd, verleiht aber auch Kraft.

Geschmäcker sind unterschiedlich und das ist auch gut so, so findet jeder etwas, was ihm besonders viel gibt. So wichtig ich das Buch auch finde, ist es leider – rein stilistisch – dennoch nicht so ganz meins, trotzdem bin ich unglaublich froh und dankbar für diese Geschichte, weil sie laut ist, weil sie stark ist, weil sie wichtig ist.

Schrei! von Laurie Halse Anderson war zwar ganz anders, aber keinesfalls schlechter als ich es erwartet hätte. Anfänglich bin ich zwar noch nicht so ganz warm geworden mit der Geschichte, nach und nach entfaltet sich die Wirkung aber immer mehr und überschwemmt einen zum Schluss.

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