Rezension: Scythe / Neal Shusterman | 5 Gründe zum Buch zu greifen
„Wenn das nicht die schwierigste Aufgabe deines Lebens gewesen wäre, hätte ich mir Sorgen gemacht.“
„Wird es irgendwann leichter?“, fragte Rowan.
„Ich hoffe, nicht“, entgegnete der Scythe.
Titel: Scythe. Hüter des Todes | Originaltitel: Scythe | Autor: Neal Shusterman | Reihe: Arc of a Scythe | Übersetzer: Kristian Lutze; Pauline Kurbasik | Verlag: Fischer Sauerländer | Erscheinungsdatum: 21.09.2017 | Seitenzahl: 528 | Altersempfehlung: ab 14
Unsterblichkeit, Wohlstand, unendliches Wissen.
Die Menschheit hat die perfekte Welt erschaffen – aber diese Welt hat einen Preis.
Citra und Rowan leben in einer Welt, in der Armut, Kriege, Krankheit und Tod besiegt sind. Aber auch in dieser perfekten Welt müssen Menschen sterben, und die Entscheidung über Leben und Tod treffen die Scythe. Sie sind auserwählt, um zu töten. Sie entscheiden, wer lebt und wer stirbt. Sie sind die Hüter des Todes. Aber die Welt muss wissen, dass dieser Dienst sie nicht kalt lässt, dass sie Mitleid empfinden. Reue. Unerträglich großes Leid. Denn wenn sie diese Gefühle nicht hätten, wären sie Monster.
Als Citra und Rowan gegen ihren Willen für die Ausbildung zum Scythe berufen werden und die Kunst des Tötens erlernen, wächst zwischen den beiden eine tiefe Verbindung. Doch am Ende wird nur einer von ihnen auserwählt. Und dessen erste Aufgabe wird es sein, den jeweils anderen hinzurichten …
Weltenbau
Der Klappentext lässt ja schon erahnen, dass wir uns in einer Zukunftsversion befinden, die die Menschheit mehr oder weniger vorangetrieben hat. Doch all die neuen Aspekte sind einfach so in die Geschichte mit eingeflossen, ohne, dass sie im Mittelpunkt standen aber auch nicht untergegangen sind.
Es ist nicht vollkommen abgedreht, wenn auch noch ein wenig utopisch. Dennoch war ich mehr als nur fasziniert und konnte mich an den ganzen Details gar nicht genug satt lesen.
Menschen sterben in der Regel keinen natürlich Tod mehr, außer er wird von einem Scythe ausgeführt.
Das ganze Leben und die Gesellschaft bekommt eine ganz neue Wendung, was uns auch schon zum nächsten Punkt führt…
Zum Nachdenken
…denn es ist nicht einfach nur so, dass Menschen einfach länger leben. Gerade durch die Tagebucheinträge ehemaliger oder älterer Scythe werden erst wichtige Punkte beleuchtet, auf die ich so schnell gar nicht gekommen wäre. Denn was macht das mit unserer Einstellung zum Leben? Zum Tod?
Religionen? Gibt es quasi nicht mehr. Denn es gibt scheinbar keine höhere Macht über der Menschheit. Doch geht dadurch nicht vielleicht etwas verloren? Und wenn die Menschheit womöglich schon vollkommen ist und die letzte Stufe des Fortschritts erreicht hat, was macht das Leben dann noch lebenswert? Was kann man Neues entdecken?
Hach, ich könnte mich Ewigkeiten in diesen Gedankengängen verlieren und bin einfach überwältigt.
Ein öffentliches Protokoll, dass Zeugnis ablegt, warum wir Menschen die Dinge tun, die wir tun – für jene, die niemals sterben, und jene, die noch geboren werden. Wir sind angehalten, nicht nur unsere Taten, sondern auch unsere Gefühle aufzuschreiben, weil bekannt sein muss, dass wir Gefühle haben. Reue. Trauer, zu groß, um sie zu ertragen. Denn wenn wir diese Gefühle nicht hätten, was für Monster wären wir?
Charaktere
Citra und Rowan entsprechen, zumindest in meinen Augen, so gar nicht den typischen Klischees aus 0815 Jugenbüchern. Auch, wenn sie auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten, so haben sie doch vor allem ihre Menschlichkeit und soziale Ader gemeinsam.
So liest man aus den verschiedenen Perspektiven und ist einfach hin und her gerissen, wen man eher ins Herz schließen und vor allem vertrauen sollte.
Doch auch die Scythe sorgen für ein facettenreiches Auftreten und die Lehrmeister unterscheiden sich nicht nur von ihrem Auftreten, sondern auch in ihrer Lehre selbst. Bei jedem Perspektivwechsel habe ich dem einen kurz hinterhergetrauert, nur um mich dann neu zu verlieren und das Gleiche wieder zu empfinden, als es dann wieder zurückgeswitcht ist.
Einzigartige Atmosphäre
Obwohl wirklich eine Menge passiert und die Welt so unglaublich viel zu bieten hat, geht doch auch eine außergewöhnliche Ruhe von der Geschichte aus, die einen wahrlich einlullen kann – aber im absolut positiven Sinne!
Es war einfach so viel, was sich nach und nach aufgebaut hat und der Autor unauffällig in den Kopf des Lesers gepflanzt hat.
Unerwartete Wendungen
Es gab wirklich viele Situationen, die mich sprachlos zurückgelassen und mit denen ich gar nicht gerechnet habe.
Gerade dadurch, dass man, was die Charaktere angeht ein wenig um die Nase geführt wird, kann man niemanden genau einschätzen, hofft zwar das beste, befürchtet aber wiederum das Schlimmste.
So saß ich jedes Mal aufs Neue mit angehaltenem Atem mit dem Buch in der Hand und habe mich einfach nicht getraut weiter zu lesen, aus Angst, dass einfach alles den Bach runtergehen wird.
Und dennoch konnte mich Neal Shusterman immer wieder überraschen und hat für ordentlich Unterhaltung gesorgt.
Obwohl ich Scythe sehnsüchtig erwartet habe, ist es doch erst einmal auf dem SuB gewandert…und würde es nicht auch bedeuten, dass ich dafür jetzt nicht mehr lange auf den zweiten Band warten müsste, könnte ich mich für diese Entscheidung ohrfeigen.
Ich bin überwältigt, begeistert, einfach verliebt. Die Welt und die ganze Idee dahinter ist unbeschreiblich atemberaubend, bietet unsagbar viel und die facettenreichen Charaktere und überraschenden Wendungen sorgen für jede Menge Unterhaltung.
Ich kann das Buch schlichtweg JEDEM nur empfehlen und kann meine Vorfreude auf die Fortsetzung gar nicht in Worte fassen – wahrlich ein Meisterwerk!
LESEPROBE? KAUFEN!
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