Rezension | Shepard of Sins von Martin Gancarczyk
Titel: Shepard of Sins (Nicolas Schäfer Reihe 1) | Autor: Martin Gancarczyk | Verlag: Martin Gancarczyk (Nova MD) | Erscheinungsdatum: 21.12.2021 | Seitenzahl: 430 | Altersempfehlung: ab 16
Mein Name ist Nicolas Schäfer, und ich fresse die Sünden von Verbrechern. Klingt absurd? Du hast ja keine Ahnung, das ist noch gar nichts. Auf der To-Do-List der nächsten zwei Wochen steht:- Mächtig düsteren Komplott aufdecken, der Europa zerstören könnte- Bren, den Vater meines Sohns, der mich nach einem One-Night-Stand geghostet hat, nicht umbringen- Falls ich Bren, den Kronprinzen der königlichen Fae, doch töte, dann falsche Pässe besorgen und auswandern. Alaska klingt gut.- Einen unmöglichen Einbruch durchführen- Meine beste Freundin, eine Waffen liebende Sirene, davon abhalten, verschiedene Gebäude mit einer Panzerfaust hochzujagen- Auf vier Kinder aufpassen: eines davon mein dreijähriger Sohn. Die anderen meine besten Freunde in Form von drei Dobermannwandlern, denen Chaos magisch folgt- Ach: und nicht sterben. Ja, nicht sterben wäre auch gut. Die Shepard-Reihe begibt sich in ein fantastisches Hamburg, in dem Magie, Technologie und Megacities aufeinanderprallen. Eine Geschichte über Freundschaft, Vertrauen, selbstgewählte Familie und die Frage, wie viel man bereit ist, für geliebte Menschen zu opfern. Eine Facette, die zeigt, dass Liebe so viel mehr ist, als nur einen Partner zu finden. Durchdrungen von skurrilen Figuren, Sarkasmus, Action, Emotionen und einer Wagenladung an Geheimnissen.
Martin ist für mich nicht nur ein grandioser Autor, sondern auch ein wunderbarer Mensch, den ich als Freund nicht mehr missen möchte – das hat aber keine Auswirkung auf meine ehrliche Begeisterung!
Nachdem Shepard of Sins in den Startlöchern stand, war ich Feuer und Flamme und habe mich auch an der Start Next Kampagne beteiligt.
Willkommen in der neuen Weltordnung
Wer bereits den anderen Reihenauftakt Cold Blooded von Martin Gancarczyk gelesen hat, für den ist das Weltenkonzept an sich nicht so neu, für alle anderen Leser*innen aber auf jeden Fall.
Das Worldbuilding ist eine Mischung aus Urban Fantasy und Cyperpunk und schlägt einfach mitten ins Herz. Bei manchen habe ich mitbekommen, dass es zu Beginn leicht erschlagend gewirkt hat, was ich mir schon vorstellen kann, in meinem Fall aber genau auf den Punkt getroffen hat.
Wer von Action, Humor und Wow-Momenten nicht genug bekommen kann, die*der ist hier genau richtig!
Magie, Technologie und Megacities treffen aufeinander und so finden wir uns im neuen Hamburg wieder. Die Weltordnung ist anders, als wir sie kennen, denn die Menschen haben schon lange nicht mehr das sagen. Am längeren Hebel sitzen nun die Schattenwesen, bestehend aus Fae, Feen, Vampiren, Gestaltwandlern, Sirenen & mehr.
Ihr kennt doch sicherlich den Emoji, mit dem explodierendem Kopf? So ähnlich fühlt sich das Lesen dieser Geschichte an. Aber so, dass man nie den Faden verliert, wenn die Reizüberflutung aber auch nah an der Grenze ist. Es gibt so viel Neues zu entdecken, Charaktere ins Herz zu schließen und zu verteufeln und vor allem Abenteuer zu erleben, die man sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können.
Und wenn wir schon bei Träumen sind…
Der Schäfer der Sünden
Auf den ersten Blick scheint Nic ein normaler Mensch und somit ziemlich weit unten in der neuen Weltordnung zu sein, was er auch oft gezeigt bekommt. Diese Aufführungen können für manche im ersten Moment ein wenig drüber wirken, wer aber zwischen den Zeilen liest und erkennt, was sich da für eine Parallele hinter verbirgt, sieht es auch ganz schnell wieder anders.
Es sollte jetzt für niemanden eine Überraschung sein, dass Nicolas Schäfer alles andere als ein normaler Mensch ist, denn unter anderem ist er der Schäfer – die Identität wird geheim gehalten, was bedeutet, dass selbst nach Berührungen, dieses Wissen wieder verschwindet. Nicolas frisst die Sünden der Menschen, verarbeitet diese in seinen Träumen und wirkt dadurch einen erheblichen Teil in Ermittlungen. An seiner Seite sind zum einen die Dobermann Brüder (Gestaltwandler), die nicht nur eine herrliche Situationskomik bieten, sondern auch einen wichtigen Zusammenhalt. Außerdem Sal, eine Sirene mit einer flexiblen Moralvorstellung, dafür einem unglaublich großem Herzen. Aiden, Nics Sohn und Bren, dem Vater und Ex-Liebhaber…ha, na wenn das keine Mischung ist!
Zum harten Kern stoßen auch noch weitere Charaktere, die alle so facettenreich und einzigartig sind, dass es mir hier einfach unmöglich ist, sie richtig zu beschreiben – außerdem muss man dieses Kennenlernen einfach selbst erleben.
Die Geschichte ist aus Nics und Sals Perspektive beschrieben, wodurch ersteres überwiegt, aber dennoch einen etwas breiteren Blickwinkel ermöglicht. Nic dient der bunten Truppe meist als Ruhepol und fester moralischer Anker, wenn das auch gar nicht immer so leicht ist, spätestens wenn der verhasste Exfreund auf einmal Mitglied der Kindergarten-WG wird. Es gibt viele humorvolle, aber auch sehr emotionale Momente, die mal wieder aufzeigen, dass Familie aus viel mehr als Blutsverwandtschaft besteht. Kennt ihr dieser Power-Momente, in denen die Charaktere so loyal sind, dass einem einfach das Herz aufgeht? Genau so läuft es hier eigentlich durchgehend. Und trotz der tiefen Freundschaften und der kleinen Romanze, kommt hier Action keinesfalls zu kurz.
Eigentlich sind die Charaktere die ganze Zeit auf Achse – egal, ob Schattenmarkt, der Bibliothek Alexandria (jeweils lebende Gebäude, Leute!) oder in Nics Traumwelt, die düsterer kaum sein könnte. Die Vergangenheit holt die junge Truppe ein und fällt über sie hinein, als wenn es kein Morgen geben würde. Und gerade, da sie meistens doch eher Glück zu haben scheinen, scheint irgendwo auch noch ein Haken sein zu müssen.
Dieser wartet dann natürlich am Ende auf sie und auch die Leser*innen und schlägt dafür doppelt und dreifach ein – mir ist ja schon ein wenig das Herz gebrochen, doch so ganz glaube ich natürlich noch nicht an diese dunkle Entwicklung – das würde doch mein Herz nicht aushalten!
Nachdem mich bereits das erste Buch von Martin Gancarczyk so begeistern konnte, waren meine Erwartungen an Shepard of Sins entsprechend hoch – doch diese wurden mehr als nur erfüllt. Ein actiongeladener Auftakt in der neuen Weltordnung, voller Spannung, Emotionen und Humor. Ein rasantes Tempo und jede Menge Hingabe sorgen dafür, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen kann und danach sehnsüchtig auf die Fortsetzung wartet – eine ganz klare Leseempfehlung!
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Mein Regal voller Regenbögen
2 comments found