Rezension | Spielmannsbraut von Anne Danck

Rezension | Spielmannsbraut von Anne Danck

Titel: Spielmannsbraut | Autor*in: Anne Danck | Verlag: Drachenmond Verlag | Erscheinungsdatum: 10.11.2021 | Seitenzahl: 294 | Altersempfehlung: ab 14

»Ich würde mich nicht unterordnen, nur weil mir irgendjemand einen Ring auf den Finger schob! Er wollte meinen Gehorsam? Er würde ihn sich erkämpfen müssen.«

Prinzessin Mirelle soll verheiratet werden – und das schnell, bevor sich ihr nacktes Bad im Fluss als Skandal herumspricht. Doch sie ist nicht bereit, sich dem Willen ihres Vaters zu fügen. Sie schlägt alle Freier in die Flucht mit der einzigen Waffe, die sie besitzt: gut gezieltem Spott. Nur nutzt es ihr nichts. Zur Strafe muss sie einen Bettler heiraten, der sie zu Demut erziehen soll. Kaum hat Mirelle den Ring am Finger, sinnt sie auf Rache an ihrem Vater – und an ihrem neuen Ehemann. Da kann er sie noch so faszinieren …

Vielen Dank an Anne Danck für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Als Kind war ich ein riesengroßer Fan vom Märchen König Drosselbart und Retellings, bzw. Adaptionen sprechen mich ja sowieso sehr an, weshalb ich unglaublich gespannt auf dieses Buch war.

Etwas Altes und etwas Neues

Obwohl ich mich seit Jahren nicht mehr mit dem Märchen beschäftigt habe, war mir die Handlung schon noch ziemlich klar vor Augen und selbst, wenn euch das Märchen nicht so bekannt ist, macht das überhaupt nichts. Zum einen soll es ja eh um ein neues Gesamtwerk gehen, doch die Autorin ist hier auch ziemlich nah am Original geblieben, weswegen ein Großteil ziemlich getreu wirkt.
An manchen Stellen hätte ich mir sogar ein paar mehr neue Verstrickungen gewünscht, auf der anderen Seite hatte es dadurch aber auch einen ziemlich starken und tollen Märchen-Touch.
Wo sich Anne Danck aber mit einer modernen Note ausgetobt hat, waren die Charaktere. Zumindest in meiner Erinnerung war die junge Prinzessin im Märchen angetrieben von Privilegien und Sturheit, Prinzessin Mirabelle aus dem Buch hingegen möchte einfach selbst über ihr Leben entscheiden.

Diesen Gedanken kann ich nicht nur absolut nachvollziehen, sondern finde es auch enorm wichtig, diesen zu unterstreichen. Mirabelle ist jung, stark und schlau (und selbst wenn nicht, sollte das keinen Unterschied machen) und hat lediglich den Fehler begangen, sich nachts hinaus zu schleichen und nackt baden zu gehen. Was für ein Skandal. Na gut, zur früheren Zeit mit Sicherheit mehr als jetzt und das genau dieses Geheimnis aufgedeckt wird, bringt sie auch erst in diese Lage.
Doch ihr Antrieb, sich nicht verschachern lassen zu wollen, sondern über ihr Leben selbst zu entscheiden, lässt sie keinesfalls oberflächlich und verwöhnt erscheinen, sondern zeugt eher vom Gegenteil. Ich muss zwar gestehen, dass sie sich über die Geschichte hinweg auch nicht direkt in mein Herz geschlichen hat, doch Props gehen raus für diesen Mut und die Aktion.

Mittlerweile nicht mehr so meins…

Jetzt muss ich allgemein wohl eingestehen, dass ich es in letzter Zeit häufiger habe, dass Geschichten, Filme & Co., die ich früher wirklich gerne mochte auf einmal einfach nicht mehr sehen kann.
Wieso ich nun ausgerechnet dieses Märchen früher so mochte, ist mir ein absolutes Rätsel, denn dass irgendein Mann denkt, er zwingt jetzt die junge, vermeintlich unreife Prinzessin, in eine Heirat, um ihr mal einiges beizubringen…soooooo what?! Da weiß ich gar nicht, wo meine Ausraster anfangen und mein wildes Toben aufhört. Deswegen will ich meinen Groll diesbezüglich gar nicht auf Anne Dancks Spielmannbraut allein abwälzen, hier hat die Protagonistin immerhin feministische Züge verpasst bekommen, es ist eher ein generelles Problem, das mir aufstößt und manchmal eben mehr und dann wieder weniger auffällt.

Außerdem muss ich dazu sagen, dass unabhängig von diesem, nennen wir es mal „Arrangement“ ein interessanter Austausch zwischen und eine Entwicklung zwischen den Charakteren abläuft, die durchaus unterhalten kann. Mich persönlich hat es zwar nicht wirklich mitgerissen, kann aber auch gut an meiner mürrischen Grundhaltung gelegen haben.
Nichtsdestotrotz hätte ich mich wohl milder stimmen lassen, wenn es zum Ende hin nicht zu dieser Auflösung gekommen wäre. Das ist jetzt nicht wirklich ein Spoiler, dass diese Farce irgendwann auffliegt, aber dass der Typ, nochmal: DER TYP, ernsthaft derjenige ist, der der Meinung ist, sich von Mirabelle hintergangen zu fühlen und sie sich entschuldigt… Da war dann leider ein Punkt erreicht, an dem ich auch kein Auge mehr zudrücken konnte oder wollte.
Das Ganze liest sich wie ein langer Mecker-Brief von mir, als wenn ich das Buch nur gelesen hätte, um mich danach beschweren zu können, was mir wirklich leid tut. Ich habe mich wahnsinnig auf die Geschichte gefreut und vorher einfach keinen weiteren Gedanken daran verschwendet, dass mir das Grundmärchen mittlerweile wohl eher nicht mehr so zusagen würde, was das arme Buch nun abbekommen hat. Anne Danck hat einen schönen und leichten Schreibstil und ich bin mir ganz sicher, dass viele das Buch lieben werden – falls es euch also anspricht, lasst euch auf keinen Fall von meiner Kritik abschrecken!

Ich bin ein riesengroßer Märchen Fan, wodurch ich mich sehr auf die König Drosselbart Adaption Spielmannsbraut von Anne Danck gefreut habe. Dass mir die Grundidee des Märchens nach einigen Jahren leider gar nicht mehr so zusagt, ist mir dann erst aufgegangen, wodurch der Lesespaß ziemlich gelitten hat, wobei ich mich sehr über die ein oder andere Charakterentwicklung gefreut habe.
Für Märchenfans sicherlich dennoch ein Blick wert – lasst euch von meinem Gegrummel nicht abschrecken.

KAUFEN!

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