Rezension | Teufelsnacht von Michelle Paver
Titel: Teufelsnacht | Originaltitel: Wakenhyrst | Autor*in: Michelle Paver | Übersetzer*in: Karin Dufner | Verlag: Piper | Erscheinungsdatum: 28.10.2021 | Seitenzahl: 384
Ein altes Herrenhaus im Moor, ein grausamer Mord, ein einsames Mädchen
Suffolk, 1913: Hinter dem düsteren und einsam im Moor gelegenen Wake’s End findet man den Hausherren Edmund Stearne neben einer grauenvoll zugerichteten Leiche. Er spricht nur diese einzigen Worte: „Ich war es, aber ich habe nichts falsch gemacht.“ Seine Tochter Maud ist ein einsames Mädchen, das ohne Mutter aufwächst und unter dem herrischen und lieblosen Vater leidet. Zu dem fürchterlichen Verbrechen schweigt sie beharrlich. Dabei hat sie heimlich die Tagebücher ihres Vaters gelesen und weiß mehr, als sie zugibt. Doch auch Maud ist nicht frei von Schuld. Es wird Zeit, dass die ganze Wahrheit ans Licht kommt …
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Ein Glück hat mich der Verlag selbst auf das Buch aufmerksam gemacht, ansonsten wäre es wohl leider einfach an mir vorbeigegangen, dabei klingt es allein schon so gut!
Ein etwas anderer Einstieg
Die Geschichte beginnt mit der älteren Maud, die erstmals bereit ist, ein Gespräch über die Vorfälle aus ihrer Kindheit ist. Damals hat ihr Vater einen schreclichen und brutalen Mord mit Axt und Spitzhacke begannen, den sich bis heute niemand so richtig erklären konnte.
Daraus entsteht nun eine Erzählung aus ihrer Kindheit, die ganz am Anfang beginnt und immer mehr auf das erschütternde Ende zugeht.
Im Wechsel switcht man nun zwischen den Perspektiven der jungen Maud und den Tagebucheinträgen ihres egzentrischen und chauvinistischen Vaters Edmund Stearne, bei dem man seinen Verfall nach und nach verfolgen kann.
Ich muss gestehen, dass ich am Anfang ein wenig mehr Spannung und greifbaren Grusel in der Geschichte rund um das schaurige Herrenhaus erwartet habe. Der Stil vn Michelle Paver ist hingegen wesentlich ruhiger, baut dadurch aber eine sehr tiefe Atmosphäre auf, die der Geschichte einen ganz eigenen Charme verleiht und auf ihre eigene Art und Weise zu überzeugen weiß.
Wenn aus Wut Stärke entsteht
Mein erster Eindruck von Maud war alles andere als smpathisch, doch nach und nach erklärt sich, was ein kleines Mädchen alles durchmachen musste, um zu dieser Frau zu werden.
Maud lebt mit ihren Eltern im Herrenhaus, die Liebe zu ihrer Mutter ist groß, doch diese scheint durchgehend in den Wehen zu liegen, was sich Maud erst nach einer Weile erklärt. Ihr Vater ist nämlich nicht nur ihr gegenüber sehr egoistisch und selbstgerecht, sondern sieht auch in seiner Frau nur einen ganz bestimmten „Nutzen“.
Die familiäre Beziehung und dadurch auch die Weltanschauung der jungen Maud wird dadurch stark und tragisch geprägt, bis sie an den Punkt kommt, ihren eigenen Weg zu wählen. Mir hat es so oft das Herz zerrissen und mich wahnsinnig wütend gemacht, was Edmund Stearne für ein Mensch ist und mit seinen Mitmenschen umgeht.
Doch Maud findet ihren eigenen Weg und schafft sich einen Ausgleich. Während sie versucht sich für ihre Vorstellungen und Hoffnungen stark zu machen, verfolgt man nach und nach, welche Phasen ihr Vater durchläuft – zugegeben nicht ganz ohne einen Funken den Schadenfreude. Denn im Herrenhaus und dem Moor geschehen seltsame Dinge, die sich nicht s einfach erklären lassen. Verliert Edmund seinen Verstand und verfällt dem Wahnsinn oder stellen ihm seine Angestellten einen Streich?
Während jeden Tag ein weiteres Stück von Mauds Hoffnung stirbt, entsteht dadurch eine gewisse Stärke, die ich zwar bewundert habe, die mich aber auch sehr traurig gemacht hat. Ein erschreckendes Gesamtwerk, das durchaus nicht leicht ist, es aber in sich hat. Die religiösen Aspekte haben mich manchmal besonders gefordert, ebens die sexistischen Ansichten – dafür bekommt man aber auch einen erstaunlichen Nachklang geboten.
Mit Teufelsnacht hat Michelle Paver eine unglaublich atmosphärische Geschichte geschrieben. Der Stil ist eher ruhiger, dadurch aber nicht weniger spannend und fesselnd.
Gerade die Gestaltung und die Entwicklung der Charaktere hier sind ganz besonders und sorgen für eine gewisse Sogwirkung, der man sich einfach nicht entziehen kann.
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