Rezension | The Violence von Delilah Dawson

Rezension | The Violence von Delilah Dawson

Titel: The Violence – Wie weit würdest du für deine Freiheit gehen? | Originaltitel: The Violence | Autor*in: Delilah Dawson | Übersetzer*in: Maike Hallmann | Verlag: Heyne | Erscheinungsdatum: 01.02.2023 | Seitenzahl: 688 (Printausgabe)

Amerika in der nahen Zukunft. Nach außen hin führt die Familie Martin ein perfektes Leben, doch Investmentbanker David verprügelt seine Frau Chelsea regelmäßig bis zur Bewusstlosigkeit. Als sich ein mysteriöses Virus ausbreitet, das alle, die es infiziert, in einen exzessiven Gewaltrausch stürzt, sieht Chelsea ihre große Chance, sich und ihren beiden Töchtern ein neues Leben zu ermöglichen. Ein Leben in einer Welt, die sich am Ende radikal von unserer unterscheiden wird …

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Triggerwarnung: Sexualisierte & häusliche Gewalt.

Als ich auf der letzten Messe von dem Buch gehört habe, war ich direkt Feuer und Flamme und meine Erwartungen unermesslich hoch.

Übersteigt all meine Erwartungen

Delilah Dawson weiß schon zu Beginn zu catchen und gibt ihren Leser*innen gleich einen Einblick, was das Violence Virus für schwerwiegende Folgen hat. Die Covid-Pandemie ist gerade erst mehr oder weniger rum und die Menschheit nagt noch sehr an der Zeit, doch Zeit zum Durchatmen bleibt keine. Ein neuer Erreger verbreitet sich durch die Welt, vor allem an warmen Orten, der Überträger zu Beginn noch unbekannt: Das Violence Virus. Dieses sorgt dafür, dass die Infizierten kurze Aussetzer bekommen und enorm aggressive Schübe erleiden, in denen sie einfach nur noch schwarz sehen, was in der Regel für alle anderen tödlich endet. Für die Infizierten bedeutet es ein Blackout und ein Erwachen im absoluten Chaos. So beschließt die Regierung schnell alle vermutlich Infizierten sofort zu isolieren und aus der Gemeinschaft zu nehmen. Und das kommt Chelsea gerade recht…

Denn die Autorin hat nicht nur ein waches Auge auf die reale Pandemie, die wir gerade alle durchlebt haben, sondern vor allem auch auf gesellschaftliche Missstände. Und so sehr die Szenen hier auch Schreckensszenarien gleichen, sind sie an keiner Stelle überholt oder dramatisiert. Chelsea befindet sich wie unglaublich viele Frauen in einer Ehe voller Gewalt und Unterdrückung. Ihr Lebensinhalt besteht nur noch daraus, ihrem Mann gerecht zu werden und dadurch ihr Leben und das ihrer beiden Töchter zu retten. Als das Virus aufkommt keimt in ihr ein Plan, der einige Gefahren mit sich bringt, aber auch eine Fluchtmöglichkeit. Als David wieder auf seine Frau losgeht, ruft diese kurzerhand die Polizei und meldet, dass ihr Mann wohl infiziert ist, woraufhin dieser abgeführt wird. Schon allein, dass diese Möglichkeit mehr Rettung verspricht als die Wahrheit zu sagen, sagt schon alles. Ein leider sehr reales Szenario, für das sich unsere Welt tagtäglich schämen sollte. In Grund und Boden.

Eindringlich & nachklingend

Doch die Geschichte ist erst am Anfang und die Welt zerbricht immer mehr. Die Menschen kennen die Maßnahmen aus der Covid Zeit noch zu gut und versuchen sich größtenteils daran zu halten, dennoch bricht das Leben von Chelsea immer mehr auseinander. Ein Polizeifreund von David hat es auf sie abgesehen – so viel zum Thema, dass die Polizei für Sicherheit steht – und so flieht sie mit ihren Kindern zu ihrer Mutter, so unterkühlt diese Beziehung auch ist. Denn auch Patricia wurde von diesem System gezeichnet und anstatt aus alten Strukturen zu brechen hat sie vieles an ihrer Tochter Chelsea ausgelassen. So sieht die Hilfe auch hier schlecht aus und Chelsea wird von ihren Töchtern getrennt. Die Geschichte switcht dann immer mehr in die unterschiedlichen Perspektiven aus Chelsea, die versucht sich selbst zu retten und ihre Mädchen wiederzubekommen, Ella, die auf einmal komplett auf sich allein gestellt ist und Patricia, die sich nun um ihre jüngste Enkeltochter kümmern muss.

Ich kann meine Begeisterung für diesen Roman leider so schlecht in Worte fassen, weil es dem Buch einfach nicht gerecht werden würde. Delilah Dawson hat nicht nur einen unfassbar klaren Blick auf unsere Welt und unsere Gesellschaft, sondern auch einen mitreißenden Schreibstil und eine Story, die einfach einnehmend ist und ordentlich nachklingt. In diesem Wettlauf gegen die Zeit entwickeln sich die Charaktere enorm und für die drei Frauen habe ich unglaublich viel empfunden. Es ist wirklich ein Meisterwerk etwas so wichtiges so unterhaltsam und spannend zu verpacken, dass man sich kaum davon lösen mag, obwohl es doch immer wieder so erschreckend real ist. Natürlich geht man eh nicht von leichter Kost aus, wenn man von einem Virus hört, dass Menschen in skrupellose Killer verwandelt, tatschlich ist dieser Aspekt aber der harmloseste in dieser Geschichte.
Einfach eine unfassbar spannende und wichtige Geschichte, die ich gerne so einigen Menschen in die Hand drücken würde.

Ich hatte wirklich hohe Erwartungen an diese Story von Delilah Dawson und sie alle wurden übertroffen. So ein unglaublich wichtiges und feministisches Werk, das aber auch allein im Genre zu überzeugen weiß. Definitiv keine leichte Kost, denn das Violence Virus, das Menschen in Killer verwandelt, ist noch lange nicht der härteste Aspekt dieser Geschichte. Aber ich bin wirklich nachhaltig beeindruckt und werde das Buch so schnell nicht vergessen und freue mich jetzt schon auf weitere Bücher der Autorin!

KAUFEN!

AUCH REZENSIERT VON: folgt

3 comments found

Kommentar verfassen