Rezension | Wer fürchtet den Tod von Nnedi Okorafor
Titel: Wer fürchtet den Tod | Originaltitel: Who Fears Death | Autor: Nnedi Okorafor | Übersetzer: Claudia Kern | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 03.04.2017 | Seitenzahl: 480
In einer nicht näher definierten post-apokalyptischen Zukunft werden die dunkelhäutigen Okeke von den hellhäutigen Nuru unterdrückt. Um sich an der Vergewaltigung ihrer Mutter zu rächen und ihr Volk zu befreien macht sich das Mädchen Onyesonwu (dt.: Wer fürchtet den Tod) auf eine lange Reise voller Magie und Gefahren. Ihr Ziel: Den mächtigen Zauberer Daib zu töten – ihren Vater und Vergewaltiger ihrer Mutter.
Der Debüt-Roman von Nnedi Okorafor, der Autorin des Überraschungserfolgs LAGUNE, verbindet Fantasy mit afrikanischer Kultur. Und das so gut, dass sich HBO die Rechte daran gesichert hat, um ihn mit George R.R. Martin als Produzent als TV-Serie umzusetzen.
Mittlerweile habe ich mein Herz ja schon vollkommen an Nnedi Okorafor und ihre Geschichten verloren. Umso höher war meine Erwartung und meine Vorfreude an Wer fürchtet den Tod.
Ein wilder Genremix
Nnedi Okorafor ist für ihre Geschichten bekannt, die Mischung aus der afrikanischen Kultur und Mythologie im Science Fiction Setting. Bei Wer fürchtet den Tod kommen allerdings auch viele Fantasy Elemente mit dazu, was dafür sorgt, dass man sich in einem wilden Genremix wiederfindet, der es in sich hat. Anfänglich kann all das ein wenig verwirren, aber ich verspreche euch, dass es sich lohnt, sich darauf einzulassen!
Doch gerade auch die afrikanische Geschichte hat viele grausame Zeiten durchlebt, die die Autorin in ihren Büchern immer wieder thematisiert und dadurch darauf aufmerksam macht. Die Parallelen und die gesellschaftliche Kritik machen sogar einen großen Anteil aus und das ist auch gut so. Allerdings muss man sich gerade in diesem Werk wirklich warm anziehen, da Nnedi Okorafor kein Blatt vor den Mund nimmt. Es geht um Gewalt, Unterdrückung und Rassismus. Bereits nach den ersten 50 Seiten war ich schon fix und fertig und musste das Buch kurz zur Seite legen.
Wer sich allerdings für diesen Bereich interessiert und/oder einfach in der Science Fiction Landschaft mal nach etwas Neuem Ausschau halten möchte, dem kann ich ihre Werke wirklich nur ans Herz legen. Wer mit dem Begriff „Afrofuturismus“ noch nicht allzu viel anfangen kann, denkt an Black Panther!
Entwicklung der Autorin
Wer fürchtet den Tod war der erste Roman der Autorin der sich an Erwachsene richtet. Und wenn man das rein inhaltlich betrachtet handelt es sich hierbei um eine wahre Meisterleistung. Nun ist es aber so, dass ich Binti und Lagune vorher schon gelesen habe und dadurch auch klar die Entwicklung der Autorin erkenne. Wohingegen sich die beiden anderen Werke wesentlich klarer im Science Fiction Genre einordnen lassen und doch um einiges strukturierter wirken, so kommt bei Wer fürchtet den Tod doch noch einiges durcheinander.
Wer bei Büchern einen absoluten Herzenscharakter braucht, ist hiermit wahrscheinlich nicht am besten bedient. Nnedi Okorafor gestaltet ihre Charaktere unglaublich detailreich und authentisch, aber genau dadurch haben sie eben nicht nur Stärken, sondern auch Schwächen. Wirken mal zugänglich und dann wieder sehr distanziert. So facettenreich sie auch sind, so liegt der Fokus eben nicht nur auf ihnen, sondern auf der gesamten Thematik.
Ich muss gestehen, dass Wer fürchtet den Tod nicht mein liebstes Werk der Autorin Nnedi Okorafor ist, dennoch hat auch bereits diese Geschichte unglaublich viel zu bieten und kann von der ersten bis zur letzten Seite begeistern. Afrofuturismus trifft auf Fantasy und Mythologie – eine wilde Mischung, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
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