Rezension: Hier musst du glücklich sein / Lisa Heathfield
„Weißt du, wie sie die Sterne machen?“, frage ich Sophie.
„Nein.“, sagt sie.
„Das sind Löcher, die durch die Tränen der Natur entstehen. Und jedes Mal, wenn in der Draußenwelt jemand etwas Schlimmes macht, brennt ein neues Loch in den Himmel.“
Verlag: Carlsen
Erscheinungsdatum: 22.12.2016
Seitenzahl: 320
Altersempfehlung: ab 14
Inhalt
Eine kleine Gemeinschaft, abgeschottet von der Welt, auf einem Anwesen inmitten von Erdbeerfeldern: hier ist Perl aufgewachsen und hier fühlt sie sich sicher.
Die Natur gibt ihnen alles, was sie brauchen, und ihr Oberhaupt Papa S beschützt sie vor der vergifteten Welt da draußen.
Doch als sich der gleichaltrige Ellis und seine Familie ihrer Gruppe anschließen, beginnt Pearls Weltbild zu wanken. Ihre verwirrenden Gefühle für Ellis werden täglich stärker – und er scheint nicht an die Lehren von Papa S zu glauben.
Langsam wird auch Pearl klar, dass ihr Leben ein Gefängnis ist und sie zusammen fliehen müssen, um sich zu retten…
Meinung
Ich hatte dieses Buch auch schon in meiner Kategorie „♥ Vorgestellt & Vorgeschwärmt ♥“ gepostet, da mich die die Thematik schon beim Klappentext echt neugierig gemacht hat und ich bisher in diesem Bereich noch nichts gelesen hatte.
Nun muss ich allerdings gestehen, dass es mir nicht unbedingt leicht fällt, neutral an dieses Thema ranzugehen, dennoch finde ich es wichtig, genau das in bestimmten Situationen zu können, um sich dementsprechend eine eigene Meinung dazu zu bilden.
„Sekte (von lateinischsecta ‚Partei‘, ‚Lehre‘, ‚Schulrichtung‘) ist eine Bezeichnung für eine religiöse, philosophische oder politische Richtung und ihre Anhängerschaft. Die Bezeichnung bezieht sich auf Gruppierungen, die sich durch ihre Lehre oder ihren Ritus von vorherrschenden Überzeugungen unterscheiden und oft im Konflikt mit ihnen stehen.
In erster Linie steht Sekte für eine von einer Mutterreligion abgespaltene religiöse Gemeinschaft. Der ursprünglich wertneutrale Ausdruck hat aufgrund seiner Geschichte und Prägung durch den kirchlichen Sprachgebrauch einen meist abwertenden Charakter erhalten und wird seit den 1960er Jahren verstärkt in negativem Sinn verwendet.
In der modernen Religionswissenschaft und Soziologie werden statt des Begriffs Sekte neutrale, nicht wertende Bezeichnungen wie „religiöse Sondergemeinschaft“, „neureligiöse Gemeinschaft“ oder „neue religiöse Bewegung“ verwendet.“
Quelle: wikipedia.org
Ich bin bestimmt nicht die einzige, die sich darin wiedererkennt, das Wort ebenfalls eher in einem negativen Zusammenhang zu benutzen, anstatt es als neutrale Bezeichnung zu sehen.
Aber woran liegt dieser schlechte Ruf?
Ist es nicht unfair, alle in eine Schublade zu stecken?
Leben und leben lassen ist hier denke ich eine wichtige Devise. Ich bin selbst überhaupt nicht religiös, denke aber, dass Religion eine Privatsache ist, die niemand anderen etwas angeht, solange derjenige auch nur die Entscheidung für sich trifft.
So fand ich es in dieser Geschichte ganz schön, dass das Wort „Sekte“ gar nicht gefallen ist, es ging hier „einfach“ um eine Lebensgemeinschaft – Saat.
Aber natürlich geht es hierbei -im herkömmlichen Sinne- um eine Sekte, und leider auch mit all den negativen Eigenschaften, die sich ein Mensch vorstellen kann. Ebenso hat mich Saat in vielen Aspekten an eine amische Lebensform erinnert.
Pearl als Hauptcharakter fand ich einfach perfekt.
Denn es war nicht so, dass etwas Großes passiert und sie von ihrem Glauben abgelassen hat. Sie ist in dieser Lebensform und Gemeinschaft gefestigt, sie kennt nichts anderes – erst einmal gilt ihr Zweifel viel mehr Ellis – dem Jungen aus der Draußenwelt.
Schließlich ist dort alles böse, und nicht andersherum.
Es ist ein sehr schleichender Prozess, der wahrscheinlich auch nicht viel mit logischem Denken, sondern viel mehr mit einer Menge Emotionen zu tun hat.
Es ist einfach erschreckend, was um sie herum passiert, doch sie versteht das meiste davon einfach nicht.
Nicht, weil sie es nicht sehen will, sondern weil sie es nicht kennt und nie gelernt hat, auf so etwas achten zu müssen.
Auch die anderen Charaktere haben mir gut gefallen, jeder geht anders an die Situation heran, auch wenn man die meisten anderen Gedankengänge nur erahnen kann, da die Geschichte einzig aus Pearls Sicht erzählt wird.
Der Schreibstil ist zwar flüssig, doch der Inhalt sehr bedrückend, zumindest in meinen Augen.
Natürlich ist zum Schluss eine Menge passiert – doch in der Geschichte soll eher der Alltag stehen, für mich als Leser dumpf, monoton und bedrückend.
Für wen ein Happy End wichtig ist, sollte sich nicht unbedingt dieses Buch schnappen.
Ich fand es wirklich faszinierend, auch wenn die Stimmung nach dem Lesen ziemlich im Keller war…
So viele Punkte haben mich wahnsinnig gemacht, aber nicht, weil sie schlecht geschrieben waren, sondern weil sie mich einfach fertig gemacht hat.
Wie kann man an so etwas glauben? Wie kann man Menschen so etwas antun?
Wer sich jedoch für solch ein Thema interessiert und mit dem folgenden Gefühlschaos umgehen kann, wird fasziniert von dem Buch sein.
Fasziniert von einer Geschichte, wie er sie vorher noch nicht gelesen hat und die vielleicht auch die Augen öffnet.
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