Hörbuchrezension: Aquila / Ursula Poznanski

Verlag: Der Hörverlag  |  Erscheinungsdatum: 18.08.2017
Spieldauer: 11h 53  |  Altersempfehlung: ab 12
Gelesen von: Laura Maire

Wenn die eigene Erinnerung trügt
Als Nika an einem Sonntagmorgen ziemlich verkatert in den Badezimmerspiegel schaut, steht dort diese Nachricht. Wer hat sie an den Spiegel geschmiert? Und was hat sie zu bedeuten? Wo sind Nikas Hausschlüssel und ihr Handy? Wo ist Jenny, ihre Mitbewohnerin? Und warum ist ihr heute überhaupt so schlecht, sie hat doch gestern gar nicht viel getrunken? Erst durch die Morgennachrichten im Fernsehen erfährt Nika, dass heute gar nicht Sonntag ist, sondern Dienstag. Ihr fehlt die Erinnerung an zwei ganze Tage, in denen irgendetwas Schreckliches passiert sein muss. Aber was?

Ich kenne bisher noch nicht viel von der Autorin, aber auch hierbei hat sich der Klappentext mal wieder zu verlockend angehört. In der Hoffnung, dass mir auch die Sprecherin zusagen würde, war das Interesse geweckt und ich habe mich sehr gefreut, als ich das Hörbuch vom Verlag gestellt bekommen habe – vielen lieben Dank dafür!

Gleich zu Beginn erwacht man völlig verwirrt mit Nika zusammen, ohne Erinnerung, ohne Orientierung.
Die Erzählerstimme von Laura Maire passt ganz perfekt zu der jungen Austauschstudentin und schafft es mit verstellten Stimmen und viel Emotionen die verschiedenen Lebenslagen und Situationen perfekt dazustellen.
Gerade am Anfang hat mir selbst der Kopf geschwirrt, weil scheinbar nichts einen Sinn ergeben hat, nicht, weil man der Geschichte nicht folgen könnte, sondern weil man sich so gut in die Protagonistin hineinversetzen kann und vergeblich nach Anhaltspunkten zu greifen versucht.

Auch, wenn ich es am zeitweise ein bisschen anstrengend fand, dass manche Gespräche nur in italienisch gesprochen wurden, so hat es das Bild doch nur ncoh mehr abgerundet, denn auch die Sprachkenntnisse der Protagonistin halten sich in Grenzen, was das ganze Unterfangen nicht einfacher macht.
Gefangen zwischen Panik, Verwirrung und Wut nimmt die Geschichte also ihren Lauf.
Zuerst fand ich Nika noch unglaublich sympathisch und ich konnte ihr Handeln und Verhalten vollkommen nachvollziehen. Schlagartig, etwa in der Mitte, ist das aber umgeschwungen.
Sie hat so viele Anhaltspunkte immer wieder nur für sich behalten, obwohl es doch die eine oder andere Person gegeben hätte, die dabei war ihr zu helfen.

Der Spannungsfaden konnte auf jeden Fall gehalten werden. Und, wenn auch auf sehr skurrile Art und Weise, so hat ein kleiner Rundgang durch Italien doch auch seine Vorzüge gehabt.
So hat mich auch das Ende, obwohl man irgendwas in der Richtung erwartet hat, dennoch überraschen können, weil man sich einfach nie sicher sein konnte.
Ein grandioses Verwirrungsspiel, das es dem Leser gar nicht so leicht macht, einen Durchblick zu gewinnen, einen dafür aber umso näher an die Protagonistin bringt.

Ursula Poznanski kann auch mit diesem Werk wieder einmal ihren Einfallsreichtum und ihre Authentizität unter Beweis stellen. Ebenso verwirrt wie die Protagonistin streift man hier durch die dunkelsten Ecken Italiens auf der Suche nach Hinweisen.
Mit der Erzählerstimme von Laura Maire wird das Ganze dann noch abgerundet und gewinnt noch mehr an Charme. Für alle Fans der Autorin oder auch generell von Spannungsliteratur eine klare Leseempfehlung!

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