Rezension | Abgrund von Lucy Goacher

Rezension | Abgrund von Lucy Goacher

Titel: Abgrund – Du weißt, sie ist nicht gesprungen. | Originaltitel: The Edge | Autor*in: Lucy Goacher | Übersetzer*in: Katharina Naumann | Verlag: Rowohlt Verlag | Erscheinungsdatum: 18.07.2023 | Seitenzahl: 496

Du weißt, jemand hat sie getötet. Was du nicht weißt: Er ist dir nah …

Clementines Welt liegt in Trümmern. Ihre kleine Schwester ist tot. In einer sternklaren Nacht hat Poppy sich von einer Klippe gestürzt, die Untersuchungsergebnisse sind eindeutig. Doch Clementine zweifelt. Poppy, die Sonnenuntergänge liebte, die so gern zeichnete. Noch in der Nacht ihres Todes versuchte sie, Clementine anzurufen. Aber der Anruf lief ins Leere.  Was wollte Poppy ihr sagen?

Während ihre Eltern wie gelähmt sind vor Schmerz, findet Clementine keine Ruhe. Sie vertieft sich in Poppys Leben, versucht herauszufinden, was in ihren letzten Monaten passiert ist. Bald ist sie sicher: Poppy hat sich nicht umgebracht. Poppy wurde ermordet.Sie weiß, sie ist die einzige, die Poppys Mörder finden kann. Doch sie hat nicht viel Zeit. Denn während sie nach ihm sucht, kommt er ihr immer näher …

Ein außergewöhnlicher Thriller auf höchstem Niveau. Eindringlich und hochspannend.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Als Genre Liebhaberin muss ich gestehen, dass mich hier nicht nur der Inhalt, sondern tatsächlich auch einfach das Cover total angesprochen hat und so bin ich voller Neugier an das Buch herangetreten.

TRIGGERWARNUNG

Ich weiß, dass nicht alle mit diesem Thema etwas anfangen können, bzw. es manchmal einfach ein wenig überholt finden, doch ich muss das gerade im Zusammenhang mit diesem Buch noch einmal ganz deutlich erwähnen. Ich lese viele Thriller und auch einige Bücher, in denen Suizide vorkommen, doch die Intensivität mit der sich dieses Buch damit beschäftigt, bzw. die Facetten die Lucy Goacher hier alle mit aufnimmt, haben mich zeitweise wirklich aus der Bahn geworfen. Wer mit diesem Thema und auch zusammenhängenden wie Tod, Trauer & Co. zu kämpfen hat, sollte dieses Buch wirklich nur mit Bedacht lesen. So hat es mich wirklich ziemlich überwältigt und ich musste das Buch erst einmal zur Seite legen, bis ich dafür einfach bereit war und wusste, was auf mich zukommt.

Die junge Clementine steckt tief in ihrer Trauer und Depressionen nach dem Tod ihrer Schwester. Poppy ist vor einigen Monaten verstorben und die aktuellen Untersuchungsergebnisse besagen nun, dass es sich hierbei um einen Suizid gehalten haben muss und sie von einer Klippe gesprungen ist. Dies kann sich die ganze Familie einfach nicht erklären. Die Eltern sind zwar geschockt, doch nehmen diese tragische Erklärung auf, Clementine hingegen kann das einfach nicht wahrhaben. Doch wer möchte solch eine Wahrheit schon hören?
Da Poppy an Sozialphobien gelitten hat, scheint es noch schwieriger, die Untersuchungen in eine andere Richtung zu lenken. Doch wo sich die Charaktere noch mit der Ungewissheit auseinandersetzen müssen, sind die Leser*innen des Buches schon weiter. Denn die Geschichte beginnt mit einem Prolog, der gleich zeigt, dass Poppy sehr wohl ermordet wurde – unglaublich gut gewählt, denn ansonsten wüsste ich nicht, ob ich an der Geschichte dran geblieben wäre.

Mit Anlauf einnehmend

Nachdem mich zuerst die Herangehensweise an die Thematik ein wenig aus der Bahn geworfen hat, braucht die Geschichte auch einfach, um sich erst einmal zu sortieren. Und wenn ich nicht gewusst hätte, dass Poppy wirklich ermordet worden ist, weiß ich gar nicht, ob ich auch wirklich weitergelesen hätte.
Doch das Dranbleiben, wenn möglich, lohnt sich auf jeden Fall.
Clementine hat angefangen bei einer Helpline (Telefonseelsorge) zu arbeiten und stößt dadurch auf Daniel. Dieser hat auch seine Schwester verloren und seine Zweifel, dass diese sich selbst umgebracht haben soll, entfacht Clementines eigene Ungewissheit und den Willen, diese aufzuklären.

Nach und nach wird schnell klar, dass hier wesentlich mehr dahinter steckt, als die trauernde Familie zu Beginn vermutet hat und so beginnt der Lauf, in dem man alles und jeden in Frage stellt.
Clementine kommt zwar der Lösung auf die Spur, gerät dadurch aber auch selbst immer mehr in Gefahr und als Leser*in weiß man gar nicht mehr, wem man hier noch vertrauen kann. Die Kombination aus dem Whodunit Stil und der Aufarbeitung vieler krasser Gefühle und Situationen sorgt für eine Achterbahnfahrt der Gefühle, bei der man im Wechsel mit gebrochenem Herzen und Taschentuch und dann wieder vollkommen gefesselt diese Geschichte verfolgt. Definitiv eine außergewöhnliche Leistung der Autorin und auch wenn ich nur mit viel bedacht dieses Buch weiterempfehlen würde, weil es wirklich viele triggern kann, so bin ich auch zeitgleich unfassbar gespannt darauf, was Lucy Goacher zukünftig noch für uns bereithält.

Vorweg muss hier eine große Triggerwarnung für Themen wie Suizid, Trauer und Verlust ausgesprochen werden, denn die Herangehensweise kann einen echt aus der Bahn werfen. Doch diese intensive Umsetzung mit der klassischen Whodunit Situation sorgt hier für ein außergewöhnliches Leseerlebnis.

KAUFEN!

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