Rezension | Brüder von Jason Reynolds

Rezension | Brüder von Jason Reynolds

Titel: Brüder – Mutig wie wir | Originaltitel: As brave as you | Autor: Jason Reynolds | Übersetzer: Klaus Fritz | Verlag: dtv | Erscheinungsdatum: 13.03.2020 | Seitenzahl: 384 | Altersempfehlung: ab 11

Zwei Brüder, die nichts trennen kann

Gar nicht leicht für die Großstadtpflanzen Genie und Ernie die Ferien bei ihren Großeltern auf dem Land zu verbringen – ohne Internet, aber mit viel Arbeit: Hof fegen, Erbsen ernten, Gemüse verkaufen. Wie gut, dass Ernie die hübsche Tess kennenlernt und Genie mit dem blinden, aber obercoolen Großvater heimliche Nachtwanderungen macht. Opa ist echt besonders, und er hat sich ein total verrücktes Geschenk zu Ernies 14. Geburtstag ausgedacht: Schießunterricht. Genie ist begeistert – keine gute Idee, findet Ernie. Als es dabei zu einem Unfall kommt, schweißt der die Familie eng zusammen, und Genie erkennt, dass es viel mutiger sein kann, Nein zu sagen, als einfach mitzumachen.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Ich bin ein großer Fan des Autors und freue mich auf jedes neue Buch von ihm – seine Geschichten wirken einfach so real, greifbar und authentisch.

Familie

Bisher habe ich zwei Arten von Geschichten des Autors gelesen: Erschütternd und eingehend wie zum Beispiel Long Way Down oder aber auch herzlich, ergreifend und nicht weniger tiefgehend wie zum Beispiel Ghost. Brüder fällt da in die zweite Kategorie – nicht nur die Zielgruppe ist hier wieder ganz klar nach unten gesetzt, wenn es auch für ältere Leser beste Unterhaltung ist, sondern auch thematisch geht es hier ein wenig ruhiger voran.

Genie und Ernie sind gerade in der Zeit, wo der Altersunterschied stark auffällt, der eine noch mehr Kind, der andere mitten in der Pubertät – doch was kann schon zwischen Brüder kommen? Dass ihre Eltern allerdings gerade ziemliche Probleme haben, macht die Situation nicht wirklich besser und so verschlägt es die beiden zu ihren Großeltern, die sie allerdings schon Jahre nicht mehr gesehen haben. Die ganze Dynamik zwischen den Familienmitgliedern ist unglaublich interessant. Nicht nur Genie und Ernie haben es mir total angetan, ihre Eltern sind wahnsinnig liebevoll, haben nur eben ihre Probleme untereinander, die geklärt werden müssen und die Großeltern scheinen erst wieder ein Teil dieser kleinen Welt werden zu müssen.

Neben alten Streitigkeiten in der Familie, Geheimnisse und schlimmen Tragödien, so wie aber auch vielen kleinen und wertvollen Momente ist alles mit dabei und ergibt ein unglaublich interessantes Gesamtbild.

Der große Knall

Es ist nicht so, dass die Stimmung oder die Story keine Spannung geboten oder nicht gut unterhalten hätte, doch irgendwie hat man die ganze Zeit das Gefühl, dass man auf den großen Knall hinarbeitet. Vor dem Lesen hatte ich den Klappentext schon längst wieder vergessen und wusste somit gar nicht, was mich hier erwarten würde. So lebt die Geschichte erst einmal von vielen kleinen Eindrücken, wie etlichen Puzzleteilen, von denen man ganz genau weiß, dass das große Ganze einen überwältigen wird.

Der große Knall kam dann ganz anders und ehrlich gesagt auch ein wenig kleiner als erwartet, dennoch hat dieser Moment keinesfalls an Wirkung verloren. Genau dadurch, dass Jason Reynolds vorher den kleinen Momenten, Anzeichen und Gestiken so viel Kraft verliehen hat, hat dafür gesorgt, dass man diesen Moment ganz besonders wahrnimmt.

Das Buch schlägt nicht ein großes Thema an, sondern behandelt einfach das Leben selbst. Liebe und Loyalität unter Geschwistern, was es bedeutet mutig zu sein, wie wichtig Familie ist und wie wertvoll und einzigartig die kleinen Momente sind. Eine Geschichte, die einem einfach das Herz aufgehen lässt.

Mit Brüder hat mir Jason Reynolds eine ganz andere Geschichte geliefert, als ich erwartet hätte. Und wieder hat mir der Autor aufgezeigt, wie viel Kraft in einem kleinen Moment stecken kann. Wie wichtig Freunde und Familie sind und wie wertvoll jedes einzelne Leben ist. Eine Geschichte, die definitiv nicht nur junge Leser berührt.

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