Rezension | Chef’s Kiss
Titel: Chefs Kiss – Rezepte für die Liebe | Autor*in: Jarrett Melendez | Übersetzer*in: Frank Neubauer | Illustrator*in: Danica Brine | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 19.06.2023 | Seitenzahl: 160
Von der Schreibfeder zum Kochlöffel
Die Zeit Im College ist nun vorüber, und nach seinem abgeschlossenen Englisch-Studium muss Ben Cook sich schleunigst auf die Suche nach einem guten Job machen, der sich am besten seiner Leidenschaft für das Lesen und Schreiben widmet. Doch nach unzähligen sehr frustrierenden Bewerbungsgesprächen ist das Urteil einstimmig: Ben fehlt auf dem Papier die nötige Erfahrung für seine Wunschberufe.
Geknickt und ein wenig desillusioniert stößt er dann vor einem Restaurant auf eine Suchanzeige – es werden Leute für die Küche gesucht, die überhaupt keine Berufserfahrung mitbringen müssen! Kurzerhand ergreift Ben die Chance, sich seinen ersten bezahlten Job zu sichern, denn schließlich läuft sein Traumjob ja nicht weg und er beweist erstaunliches Geschick am Küchenherd.
Doch Ben hat nicht mit dem schnuckligen Liam, einem der herzlichen Köche des Restaurants, gerechnet, in den er sich bis über beide Ohren verliebt. Eine schwere Entscheidung steht bevor: Soll Ben bleiben und weiterhin kochen … oder besser doch seinem Traum als Schriftsteller nachjagen?
Die queere Graphic-Novel CHEF´S KISS: REZEPTE FÜR DIE LIEBE von Jarrett Melendez und Danica Brine verbindet eine herzerwärmende Story über Lebensträume und die große Liebe mit modernem sowie hochwertigem Artwork.
Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Obwohl ich ja meistens eher auf Action und Blutvergießen in meinen Comics stehe, bin ich hier doch neugierig geworden und im Nachhinein unglaublich froh, zu dieser Geschichte gegriffen zu haben!
Coming of Age
Das College liegt hinter Ben und seinen Freund*innen und so machen sie sich auf in „die große weite Welt“. Eine gemeinsame WG für die Vier soll der perfekte Start in den neuen Lebensabschnitt sein. Doch wo die anderen schnell neue Jobs & Studium zu finden scheinen, kommt der junge Ben Cook nicht weiter.
Sein abgeschlossenes Englisch-Studium sollte eigentlich der Grundpfeiler für seine Karriere als Journalist und Autor werden, allerdings scheint ihm der Berufseinstieg unmöglich – denn hier kommt eine besonders tolle Thematik auf, über die wir alle schon einmal gestolpert sind: Berufserfahrung.
Wie soll es jungen Menschen bitte möglich sein Berufserfahrung zu sammeln, wenn es nur Jobs gibt, die genau das voraussetzen?
Ben liebt und schätzt seine Freund*innen, doch die Kluft zwischen ihnen scheint immer größer zu werden und so sehr er sich auch für sie freut, zieht in seine eigene Situation ziemlich runter. Wie der Zufall es will entdeckt er aber eine Ausschreibung in einem Restaurant und für diesen Job werden keine Erfahrungen benötigt. Und weil er auch ganz gerne kocht, wieso nicht erst einmal ausprobieren, ganz nach dem Motto erst mal einen Job haben und dann weitersehen.
Ihr könnt es euch denken – irgendwie geht das Alles dann doch tiefer als gedacht. Und das liegt nicht nur an dem unglaublich netten und gutaussenden Koch Liam aus dem Team, auch die anderen Kolleg*innen sind unglaublich nett und das Kochen selbst macht Ben nicht nur Spaß, er scheint auch ein ordentliches Talent dafür zu haben.
Wenig Kitsch & viele Überraschungen
Obwohl die Grundstory es durchaus hergeben würde, kommt sie dennoch mit erstaunlich wenig Kitsch aus. Es werden wenig Stereotype und Klischees bedient, was ich unglaublich erfrischend fand. Stattdessen werden viele bodenständige Probleme angegangen.
Für Ben ist es ein unglaublich großes Ding, dass ihm das Kochen so am Herzen liegt und er gibt alles für seine Prüfungen, traut sich aber nur seinen Freund*innen davon zu erzählen, aber nicht seinen Eltern. Er ist aber auch selbst sehr im Zwiespalt, ob das der richtige Weg ist, wo er doch so viel für seinen Weg zum Journalisten und Autoren gegeben hat. Ein Zwiespalt über den wahrscheinlich einige Menschen stolpern, nicht nur junge Berufseinsteiger und der manchmal gar nicht so leicht ist.
Abgesehen davon gibt es aber auch einen ziemlich abgedrehten Part und dabei spielt der störrische Chef noch eine kleine Rolle. Dieser fordert Ben wo es nur geht und zeigt sich definitiv nicht von seiner besten Seite, was Ben aber nicht wirklich abzuschrecken scheint.
Ein besonderer Überraschungsgast ist aber das Schwein vom Chef und holy…diese Vorgeschichte müsst ihr einfach selbst lesen. Ein bisschen agedreht und drüber, teils sogar leicht trashig, aber überraschenderweise fügt sich das so hervorragend in diese Story ein, dass ich nur meinen Hut vor dem Kreativteam ziehen kann.
Mit wenig Klischees und einigen Überraschungen hat das Kreativteam hier eine tolle Cozy-Story geschaffen, die Coming-of-Age Themen anspricht und mit viel Feingefühl und auch Tiefgang punkten kann. Ich hätte gar nicht damit gerechnet, dass mir dieser Comic so gut gefallen wird!
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Phantastik News
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