Rezension: Children of Blood and Bone. Goldener Zorn / Tomi Adeyemi
„Sie hassen dich nicht, mein Kind. Sie hassen das, was einmal aus dir werden sollte.“
Titel: Children of Blood and Bone – Goldener Zorn | Autor: Tomi Adeyemi | Übersetzer: Andrea Fischer | Verlag: Fischer FJB | Erscheinungsdatum: 27.06.2018 | Seitenzahl: 624 | Reihe: Children of Orisha | Altersempfehlung: ab 14
Sie töteten meine Mutter.
Sie raubten uns die Magie.
Sie zwangen uns in den Staub.
Jetzt erheben wir uns.
Zélies Welt war einst voller Magie. Flammentänzer spielten mit dem Feuer, Geistwandler schufen schillernde Träume, und Seelenfänger wie Zélies Mutter wachten über Leben und Tod. Bis zu der Nacht, als ihre Kräfte versiegten und der machthungrige König von Orïsha jeden einzelnen Magier töten ließ. Die Blutnacht beraubte Zélie ihrer Mutter und nahm einem ganzen Volk die Hoffnung.
Jetzt hat Zélie eine einzige Chance, die Magie nach Orïsha zurückzuholen. Ihre Mission führt sie über dunkle Pfade, wo rachedurstige Geister lauern, und durch glühende Wüsten, die ihr alles abverlangen. Dabei muss sie ihren Feinden immer einen Schritt voraus sein. Besonders dem Kronprinzen, der mit allen Mitteln verhindern will, dass die Magie je wieder zurückkehrt …
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Bereits als dieses Buch auf Englisch erscheinen ist war ich Feuer und Flamme!
Die englischsprachige Community hat die Geschichte mehr als nur gefeiert und wenn man der Autorin gefolgt ist, hat man schnell gemerkt, dass hier weit mehr als „nur“ ein Fantasy-Abenteuer zwischen den Seiten lauert.
Trotz einiger Kritik aus dem deutschsprachigen Raum war ich nun unendlich gespannt auf die Umsetzung und die Erwartungen waren dementsprechend hoch. Gemeinsam mit meinen Reading Buddys Sarah und Nicci konnte es dann losgehen!
Einnehmende und facettenreiche Charaktere
Ausschlaggebend für jede Story sind natürlich die Charaktere, vor allem die Protagonisten.
Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven berichtet, allerdings denke ich, dass auch eine vierte Person erheblich zur Handlung beiträgt.
Zélie war für mich persönlich mit ihrer entschlossenen und trotzigen Art auf jeden Fall das Feuer in dieser Geschichte.
Stark, unnachgiebig und mit ihren ganz eigenen Fehlern treibt sie die Geschichte an ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. So blieb genügend Platz um ihren Bruder Tzain mit einzubringen, auch wenn dieser keine „eigenen Kapitel erhalten hat“, dennoch sorgt er finde ich für einen gewissen Ausgleich.
Ebenso die Geschwister Amira und Inan, die ich von der Gestaltung her eigentlich sogar am interessantesten fand. Denn im Gegensatz zu Zélie und Tzain scheinen hier die Beweggründe nicht ganz so eindeutig und die Entwicklung umso größer. Amira ist einfach ein Goldschatz, mit ihrer ruhigen und ehrlichen Art, die mehr Kraft hervorbringt, als ich es für möglich gehalten hätte. Bei Inan ist mir einfach das Herz zerbrochen, ein Charakter, bei dem man einerseits so mitleiden und ihn dennoch überhaupt nicht einschätzen kann.
Und so unterschiedlich die vier auch sind, ebenso individuell bauen sich auch die Bindungen untereinander auf, was das Ganze umso authentischer wirken lässt. Mein einziger kleiner Kritikpunkt hier ist, dass ich auf die eine Lovestory hätte verzichten können, aber auch nachvollziehen kann, wieso sie mit eingebracht wurde. Zugutehalten muss ich dafür, dass sie der eigentlichen Handlung keinesfalls die Show gestohlen hat.
Doch auch viele der Nebencharaktere sorgen für Spannung und Unterhaltung, ich habe schon lange nicht mehr so viele verschiedene Empfindungen wahrnehmen können.
Und auch, wenn diese nicht wirklich zur Handlung beitragen, so haben es mir doch vor allem auch die Wesen angetan – mit so etwas kriegt man mich ja immer. Wo ist meine Löwenesse?
Angst. Ich habe immer Angst.
Das ist die Erkenntnis, die ich seit Jahren verdränge und mit aller Macht zu vergessen versuche. Denn wenn die Angst überhandnimmt, bin ich gelähmt.
Kann nicht mehr atmen.
Kann nicht sprechen.
Voller Emotionen und Stärke
Diese Geschichte hatte mich einfach von der ersten Seite an.
Es gab nicht eine Sichtweise, nicht ein Kapitel, nicht einmal eine Seite, in der nichts spannendes passiert wäre und die Geschichte angetrieben hat. Voller Faszination habe ich hier verfolgt wie nach und nach etwas viel Größeres entstanden ist, bis ich zum Schluss kaum noch an mich halten konnte.
Durch die Pressemitteilung habe ich das Nachwort bereits vor der Geschichte selbst gelesen und denke auch, dass das dazu beigetragen hat, das Ganze mit einer besonderen Sensibilität zu betrachten.
(Für alle, die dies aus Angst vor Spoilern vermeiden kann ich an dieser Stelle entwarnen.)
Tomi Adeyemi hat in diese Geschichte nicht nur Aspekte aus ihrer Kultur mit einfließen lassen, sondern vor allem gesellschaftliche und geschichtliche Ungerechtigkeit. In jeder Zeile und bei jedem Emotionsausbruch kann man so viel Leid und Schmerz aufnehmen, dass es zeitweise auch mal zu viel werden kann.
Diese Geschichte bringt eine Brutalität und Bedrücktheit mit sich, von der man sich wünschen würde, das sie nicht echt ist. Aber sie ist es leider, was dieses Werk umso wichtiger macht.
Doch nicht nur der Hintergedanke, der Antrieb hinter dieser Geschichte konnte mich begeistern, es ist das Gesamtpaket. Es gab unglaublich viel Spannung, dass mir zwischenzeitlich der Atem weg geblieben ist, es gab Charaktere, durch dessen Augen ich so viel aufnehmen konnte und eine Welt, für die ich selbst kämpfen wollte.
Das Ende hat so viel unausgesprochen gelassen und konnte mich dennoch zufrieden stimmen, so dass ich es kaum erwarten kann die Fortsetzung in den Händen zu halten.
Aber ich bin nicht mehr das kleine Mädchen von früher. Ich bin eine Prinzessin. Eine Königin.
Ich bin die Löwenesse.
Tomi Adeyemi hat mit Children of Blood and Bone ein Werk geschaffen, für dessen ganzes Ausmaß mir wohl die Worte fehlen. Es ist vielleicht die beste Geschichte aller Zeiten, aber ich habe sie einfach gefühlt. Es war spannend und einnehmend von der ersten bis zur letzten Seite und hat mich halb um den Verstand gebracht.
Für mich persönlich ein klares Highlight, das neben einer tollen Unterhaltung auch noch viel mehr bietet, den Raum seine eigenen Ansichten zu erweitern und etwas, wenigstens ein kleines Stück, nachempfinden zu können, was einem sonst vielleicht verborgen geblieben wäre.
LESEPROBE? KAUFEN!
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