Rezension | Das Schiff der verlorenen Kinder Bd. 2

Auf der Rückseite der Wirklichkeit, jenseits der Nimmersee, erstreckt sich das ewig dunkle Nachtmeer, auf dem die gewaltige Seelenfänger kreuzt. Einst für die Rettung unglücklicher Kinder und Jugendlicher gebaut, ist sie längst in die Hände von Monstern gefallen… Auch die Brüder Leo und Felix sowie die Mädchen Asra und Chrissy verschlägt es auf das Schiff, doch sie entgehen den Monstern und verstecken sich in alten Versorgungsrohren, die das Schiff wie ein Labyrinth durchziehen. Ihre einzige Chance auf eine sichere Heimkehr sind die mysteriösen Weltenschlüssel, deren Aufenthaltsort niemand kennt. Sie machen sich auf die Suche, stets auf der Hut vor den grausamen Herren der Seelenfänger…

Atmosphärisch dicht erzählen Boris Koch und Frauke Berger von einer Welt hinter der unseren und von dem, was unter der Oberfläche lauert. Abenteuer, Fantasy, Horror und persönliches Drama vermischen sich zu einer dunklen Geschichte von Monstern, ewiger Nacht und der Magie der Kindheit.

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Nachdem es bereits beim Auftakt Liebe auf den ersten Blick war, konnte ich mir den zweiten Band der Reihe natürlich unmöglich entgehen lassen!

Die Monsterjagd geht weiter

Die Seelenfänger zieht immer noch durch das dunkle Nachtmeer und auf ihr nach wie vor die Brüder Felix und Leo und ihre neuen Freundinnen Asra und Chrissy. „Die Monsterjagd geht weiter“ hört sich nach wesentlich mehr Abenteuer an, als es tatsächlich ist, denn vielmehr kämpfen die Kinder einfach um ihr Überleben. Und auf ihren Streifzügen nach Nahrung und anderen Dingen, die sie brauchen, laufen sie immer wieder in Gefahr, von den Monstern entdeckt zu werden.
Doch nicht nur schlimm genug, es offenbart ihnen auch immer wieder Szenen der Qualen, unter denen die anderen Kinder in ihrer Gefangenschaft leiden und welche Konsequenzen ihr Verhalten mit sich ziehen kann. Eine große Zerreißprobe, wie es denn nun weiter gehen soll.

Gerade auch die große Frage zum weiteren Vorgehen löst viel Empathie aus und sorgt auch wieder für neue Einblicke in die Geschichten und Kindheiten der jungen Protagonist*innen. Eine Erinnerung mehr daran, dass es hier nicht nur um einen Gruselfaktor und ein interessantes Setting geht, sondern dieser Comic so viel mehr bereithält und einiges an Tiefe und auch schmerzlichen Themen zu bieten hat.
Und auch hier muss ich wieder meinen Hut davor ziehen, wie man auf der einen Seite schwere Themen nicht verschönigt, aber zeitglich mit so viel Fein- und Mitgefühl an die Sache herangehen kann.

Zeichnung @Frauke Berger | Splitter Verlag

Ein fantastisches Gesamtbild

Ganz ohne sich an dem Thema bereichern zu wollen oder die wichtigen Aspekte zu unterschlagen, weiß diese Reihe aber eben auch zu unterhalten. Ich bin ein großer Grusel und Horror Fan und genau jene kommen hier keinesfalls zu kurz. Auch an dieser Stelle muss ich nochmal erwähnen, dass das Setting durchaus täuschen kann, denn der Gänsehautfaktor ist garantiert.
Vielmehr finde ich gerade die Mischung des weichen Stils und der Farben mit den wichtigen Themen und dann in diesem Genre so einzigartig und außergewöhnlich, dass ich mich immer wieder in der Geschichte verlieren kann.

Obwohl die Kids ein paar Entdeckungen machen und an ihre Grenzen kommen, kann ich mir die Auflösung immer noch nicht vorstellen, was mir sehr gut gefällt. Natürlich gibt es immer mal Vermutungen, aber festlegen kann ich mich überhaupt nicht, was den Spannungsfaktor hoch am Laufen hält und mir die Vorfreude auf den nächsten Band nur umso mehr versüßt.
Was passiert mit den anderen Kindern? Was steckt hinter den Monstern und wo ist der Kapitän? Und gibt es einen Weg zurück nach Hause?
Ich kann mich nur wiederholen: ganz großes Kino und eine wahre Herzensempfehlung von mir!

Der zweite Band von Das Schiff der verlorenen Kinder hat ebenso wie der Auftakt mein Herz im Sturm erobert. Wichtige Themen mit viel Feingefühl im Horror Genre verpackt und mit einem grandiosen und einzigartigen Artwork ausgestattet, sodass man sich gar nicht mehr von der Geschichte lösen will!

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