Rezension | Die Assistentin von Alexandra Andrews

Rezension | Die Assistentin von Alexandra Andrews

Titel: Die Assistentin | Originaltitel: Who is Maud Dixon | Autor*in: Alexandra Andrews | Übersetzer*in: Regina Rawlinson | Verlag: Goldmann | Erscheinungsdatum: 24.08.2022 | Seitenzahl: 400 (Printausgabe)

Florence Darrow, angestellt bei einem großen New Yorker Verlag, würde alles darum geben, mit ihren eigenen Texten Erfolg zu haben. Als sie von der geheimnisumwitterten Bestsellerautorin Maud Dixon als Assistentin engagiert wird, scheint sie ihrem Traum ein großes Stück näher gekommen zu sein. Die eher schüchterne Florence bewundert die ebenso zielstrebige wie mondäne Frau, die ihre wahre Identität geheimhält. Florence darf die Krimiautorin sogar auf eine Recherchereise nach Marokko begleiten und betritt eine faszinierende, exotische Welt. Gemeinsam erkunden die beiden Frauen die Märkte von Marrakesch und speisen in exquisiten Restaurants. Bis zu jenem verhängnisvollen Abend, an dem Maud Dixon plötzlich verschwindet – und Florence einen teuflischen Plan fasst …

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Wahrscheinlich wäre das Buh an mir vorbeigegangen, hätte ich nicht so begeisterte Leser*innen Stimmen dazu vernommen – also ran da, das konnte ich mir nicht entgehen lassen!

Das nenn ich mal…weird

Florence Darrow ist Verlagsangestellte und ihr größter Wunsch ist es, ihr eigenes Buch unter Vertrag zu bringen. Allein die Einführung zeigt schon auf, dass hier eine etwas adere Story auf die Leserschaft wartet. Florence entspricht nicht der charismatischen und sympathischen Protagonistin – zumindest nicht für mich. Sie hat Probleme mit Kolleg*innen, Vorgesetzten, ihrer Mutter und eigentlich allen. Die Schuld liegt immer bei anderen, alle anderen bekommen ihre Träume zugespielt, nur sie wird ungerecht behandelt. Vielleicht habe ich das Ganze auch überspitzt wahrgenommen, aber ich habe mich in jeder einzelnen Szene an der Seite von Florence so unwohl gefühlt.

Ein paar, nennen wir es mal Zwischenfälle“, sorgen dann doch recht schnell dafür, dass Florence ihren Job verliert. Das ist aber keinesfalls Grund für die junge Frau nun den Kopf hängen zu lassen oder vielleicht ihr Verhalten zu überdenken. Aber warum auch? Denn wie durch ein Wunder, tut sich eine neue Chance für sie auf: die Stelle als Assistentin für Maud Dixon. Hinter dem Namen steckt eine erfolgreiche Bestsellerautorin, die mit ihrem Debüt eine volle Punktlandung gebracht hat. Allerdings weiß niemand, wer hinter dem Pseudonym steckt und so sind auch die Rahmenbedingungen für den Job ein wenig außergewöhnlich.

Doch Florence hält eh nichts in ihrem alten Leben, wieso also nicht? So zieht sie einen Schlussstrich und beginnt einen neuen Abschnitt an der Seite von Maud Dixon – auf einem abgelegenem Hof und dem Versprechen Stillschweigen über ihren Job und der Identität von Maud Dixon.
Und als wenn mich Florence nicht schon genug aus der Bahn geworfen hätte, kommt der nächste schräge Charakter ins Spiel! Wo Florence teils noch unsicher, aber sehr ich-fixiert ist, ist Maud das Selbstbewusstsein in Person, ohne Rücksicht auf Verluste. Nicht nur die beiden Persönlichkeiten an sich sind schon eine Herausforderung, das Aufeinandertreffen der beiden nochmal ein Schauspiel für sich.

Drama oder Psychothriller

Interessanterweise hatte ich das Gefühl, dass Die Assistentin mehr oder weniger den Erfolgsdebüt von Maud Dixon wiedergibt – so habe ich mir die Vibes und den Verlauf in etwa vorgestellt – quasi das Buch über die Geschichte. (Natürlich eine andere Handlung, aber vielleicht habt ihr ja auch das Gefühl.)
Und so faszinierend, wenn auch teils sehr verstörend ich den Einstieg fand, so war es für mich überhaupt kein Psychothriller. Ich hatte viel eher das Gefühl, mich in einem verqueren Drama wiederzufinden, in dem ich niemals im echten Leben auch nur mit in Berührung kommen möchte.

Alexandra Andrews hat durchaus ein Gespür dafür ihre Leser*innen bei der Stange zu halten, sonst wäre ich wohl nicht dran geblieben. Denn auch wenn man natürlich durchweg gespürt hat, dass noch etwas großes kommt, hat mir lange Zeit noch ein Funke mehr gefehlt und mit den Charakteren bin ich gar nicht klargekommen. Aber vielleicht sollte genau das das stilistische Gesamtpaket sein, denn eine Besonderheit war es beim Lesen durchaus für mich. Und zum Ende hin wird gewaltig aufgeholt und die Aspekte, die mir vorher gefehlt haben springen von allen Seiten ins Bild, sodass ich schon gar keinen Ausweg mehr für die Charaktere gesehen habe.
Die Entwicklungen von Florence sind enorm, wenn auch keinesfalls im positiven Sinne. Und so schräg und furchtbar ich die Charaktere auch fand, waren sie durchaus authentisch ausgearbeitet – nur eben auf eine Art, die mich ein wenig abschreckt, zeitgleich aber auch sehr beeindruckt hat.
Kein typischer Psychothriller, aber eine Besonderheit, die man sich durchaus mal anschauen sollte!

Die Assistentin von Alexandra Andrews lässt mich immer noch ein wenig unentschlossen zurück. Die Story konnte mich durchaus packen, auch wenn ich lange Zeit die „richtigen“ Psychothriller Vibes vermisst habe. An den Charakteren habe ich mich so sehr gestoßen, dass vielleicht auch dieser Aspekt dafür gesorgt hat, dass ich nie so ganz warm mit der Story werden konnte, auch wenn sie stilistisch auf jeden Fall eine Menge zu bieten hat!

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