Rezension: Die Farben des Blutes. Goldener Käfig / Voctoria Aveyard
Komisch, früher dachte ich, es gäbe nichts Schlimmeres für mich, als allein gelassen zu werden.
Jetzt bin ich alles andere als allein, und ich hatte noch nie so schreckliche Angst.
Verlag: Carlsen
Erscheinungsdatum: 30.06.2017
Seitenzahl: 640
Altersempfehlung: ab 14
Weiere Bände: (1) Die Rote Königin (2) Gläsernes Schwert
*** ACHTUNG *** BAND 3 ***
Mare, die Rote mit den besonderen Silber-Fähigkeiten, ist zurück am königlichen Hof – doch dieses Mal nicht als falsche Prinzessin, sondern als Gefangene des Königs: Um ihre Gefährten vor dem Tod zu retten, hat sie sich ihrem schlimmsten Feind – und einstigen Freund – ergeben. Und erwartet nun ein schreckliches Schicksal an seiner Seite. Aber natürlich setzen Prinz Cal und die Rebellen der Scharlachroten Garde alles daran, um die Blitzwerferin zu befreien. Denn nur mit ihr gibt es im Kampf um die Freiheit eine Chance.
Wie sehr habe ich dieses Buch herbeigesehnt? Wie so viele war ich ein riesen Fan des Auftakts und auch der zweite Band hat im Gegensatz zu vielen anderen wirklich gut gefallen.
Victoria Aveyard hat einen absolut rasanten und fesselnden Schreibstil und den Mut ihre Charaktere sich auch mal in eine Richtung entwickeln zu lassen, die bei den Lesern für einen Aufschrei sorgt.
Nun lasse ich mich ja durchaus auch ein bisschen beeinflussen, zumindest von anderen Lesern, bei denen ich weiß, dass sich unsere Geschmäcker ähneln. Nur war es auch dieses Mal so, dass sich die Gemüter ziemlich gestritten haben. Viele waren gerade im Vergleich zum zweiten Band unglaublich begeistert und positiv überrascht. Meine liebe Biancalein hingegen hat mich nur vorgewarnt. Yaeh. Also erst einmal versuchen, doch unvoreingenommen an die Geschichte heranzugehen.
Er hat Angst.
Kurzzeitig erfreut mich das. Doch dann fällt es mir wieder ein:
Monster sind dann am gefährlichsten, wenn sie sich fürchten.
Obwohl ich den Schreibstil schon als fesselnd im Kopf hatte, war ich absolut begeistert. Von der ersten Seite an wurde alles mit so viel Hingabe und so mitreißend beschrieben, dass ich sofort wieder in der Geschichte war.
Aber inhaltlich? Was war das?
Auch hier gehen die Meinungen natürlich auseinander, schließlich ist das Geschmackssache. Aber ich für meinen Teil empfand knapp 500 Seiten des Buches als gähnende Leere. Was ist da groß passiert?
Erst zum Schluss hin kam alles richtig in Fahrt und gerade als ich mir dachte „na endlich“ traf das ein, wovor wir uns alle fürchten. Zu wenig Seiten, als das jetzt noch alles aufgelöst werden konnte.
Das war für mich einfach kein schönes Verhältnis. Und dieses Ende!
(Stellt euch an dieser Stelle bitte vor, wie ich das Buch zuschlage und am liebsten in die Ecke geworfen hätte.)
Allerdings muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich überhaupt nicht im Kopf hatte, dass es nach diesem Buch noch weitergeht und demnach zuerst annehmen musste, dass DAS das offizielle Ende wäre.
Das mildert das Ganze zwar ein wenig ab, aber nicht meinen Eindruck von diesem Band an sich.
Auch, wenn viele den zweiten Band verflucht haben, durch die Entwicklung die Mare durchgegangen ist, fand ich es eigentlich mal ganz abwechslungsreich und fand gerade das Ende dahingehend stimmig. In diesem Band waren mir aber auf einmal alle schlagartig unsympathisch.
Das einzig Gute, es wurde mal aus neuen Perspektiven berichtet, was es für mich aufgewertet hat.
Evangelina war wohl nie ein Herzenscharakter, für mich hat sie in diesem Buch aber unglaublich an Fahrt aufgenommen und auf eine verquere Art konnte ich immerhin sie in mein Herz schließen. Nach ihr, so gruselig es auch erscheint, hat es mir Maven am meisten angetan. Was für ein gebrochener Charakter, aber unglaublich spannend und absolut nicht vorhersehbar!
Mare, Cameron und Cal – eigentlich DIE Charaktere, konnten es mir hingegen gar nicht schmackhaft machen und wirklich leiden, konnte ich keinen der drei.
Maven hat mich in die Falle gelockt, in die Falle eines Prinzen.
Jetzt sitze ich im Käfig eines Königs. Aber er sitzt ebenfalls darin.
Meine Ketten sind die Stiller-Steine. Seine Kette ist die Krone.
Was ich jedoch noch positiv anmerken möchte ist, dass ich es wirklich gut finde, dass alles eher düster, erdrückend und nicht wie „yeah, happy Abenteuer“ gehalten wird. Denn das ist es nicht. Es handelt sich hierbei um eine Rebellion, die das ganze Menschheitsdenken auf den Kopf stellt und eine neue Weltordnung als Ziel hat.
Es werden Entscheidungen getroffen, die Konsequenzen nach sich ziehen und nicht unebdingt für neue Freundschaften sorgen.
Da Rote keine Macht und keine Stärke besitzen, gibt es für sie auch nichts zu verteidigen und kein Erbe weiterzugeben. Ihr Leben ist unbedeutend, aber immerhin gehört ihr Leben ihnen selbst.
Victoria Aveyard hat ihren Schreibstil auf jeden Fall noch mehr ausgearbeitet und geradezu perfektioniert. Was für mich auch die Seitenzahl dieses Bandes erklärt, denn inhaltlich kann ich sie nicht nachempfinden, da hätte für meinen Geschmack einiges gestrichen, bzw. gekürzt werden können.
Ich habe den Spannungsbogen aus den ersten Bänden vermisst, denn auch, wenn er hier vorhanden war, so in meinen Augen nur auf den letzten 150-200 Seiten.
Nach diesem Ende bin ich aber einfach gezwungen weiterzulesen und hoffe, dass sich im Abschluss wieder alles vereinen wird – ein toller Schreibstil und Spannung, dass einem der Atem stockt – und vor allem, dass sich auf die Charaktere konzentriert wird, die es gerade erst geschafft haben, meine absolute Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
LESEPROBE? KAUFEN!
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