Rezension | Die Nacht der Acht von Philip Le Roy

Rezension | Die Nacht der Acht von Philip Le Roy

Titel: Die Nacht der Acht | Autor*in: Philip Le Roy | Übersetzer*in: Maja Vogel | Verlag: Carlsen | Erscheinungsdatum: 29.04.2021 | Seitenzahl: 288 | Altersempfehlung: ab 14

Acht Jugendliche, ein Haus und eine Nacht, die zum Horrortrip wird!

Es ist Samstagabend und Quentin lädt zum Trinken und Feiern in die schicke Villa seiner Eltern ein. Abgeschieden in den Bergen gelegen, ist sie der perfekte Ort des heutigen Mottos: Wer sich erschreckt, muss trinken!

Doch aus Spaß wird schnell bitterer Ernst. Die ersten blutigen Finger bringen die Gruppe noch zum Lachen, es wird ordentlich getrickst. Als der Geist einer tot geglaubten Mitschülerin auftaucht und die Telefonleitung plötzlich gekappt ist, läuft der Abend aus dem Ruder. Die Acht sind auf sich allein gestellt. Und alle stellen sich dieselbe Frage: Wer steckt hinter den mysteriösen Vorfällen? Die Nacht will kein Ende nehmen …

Als dann auch noch einer nach dem anderen verschwindet, scheint keiner mehr dem Horror zu entkommen.

Gruselig-spannender Horrorthriller, der bis zur letzten Seite atemlos macht!

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Mit Horror kann man mich ja immer locken, im Jugendbereich bin ich da aber immer eher skeptisch, weil ich nicht weiß, wie groß der Gruselfaktor dann wirklich ist.

Nichts für gute Träume

Das „Rumgeplänkel“ am Anfang hält sich wirklich sehr kurz und schon befinden wir uns in der besagten Nacht, in der die Acht das Motto mit dem Gruseln doch ziemlich ernst genommen hat.
Und ich muss wirklich sagen, dass das ganze Szenario dem Autor mehr als gelungen ist. Es ist manchmal ein ziemlich schmaler Grad zwischen der eigenen Fantasie und der Realität, aber ich stelle es mir sehr schwer vor, genau auf diesem Grad zu wandern. Doch in Die Nacht der Acht war ich jedes Mal wieder unsicher und hätte nicht sagen können, was nun hinter all dem steckt.
Es ist unglaublich atmosphärisch und gerade auch die Stimmung unter den Jugendlichen feuert das noch mehr an. Erlaubt sich hier einfach immer wieder jemand einen bösen Scherz? Steckt wer anderes dahinter, der es auf die Acht abgesehen hat? Oder ist es vielleicht etwas, das sich unserer Realität entzieht?
Hier könnt ihr euch gerne die Stimme von Jonathan Frakes vorstellen.

Philip Le Roy schreibt hier nicht einfühlsam, es wirkt eher alles ein wenig distanziert und ziemlich abgedreht, aber eben noch so, dass alles auch noch realistisch ist. Ich konnte mich überhaupt nicht von der Geschichte lösen und hab mich wie bei einer Achterbahnfahrt gefühlt. Kaum kam ein Schrecken auf, hat der sich zwar mehr oder weniger aufgelöst, aber ein unbehagliches Gefühl ist dennoch geblieben. So gibt es immer wieder Einspieler, die offen bleiben und dafür sorgen, dass man eigene Theorien aufstellt, doch zumindest ich habe diese immer wieder verworfen, weil dann doch wieder irgendwas dagegen gestimmt hat.

Keine Sympathieträger

Quentin und seine Freunde waren für mich alles andere als Sympathieträger. Eigentlich jeder beweist sich als reicher Schnösel, der vor allem aus egoistischen Motiven handelt und sich selbst in jeder Situation vor das Wohl der anderen stellt. Doch irgendwie hat auch genau der Faktor für eine bestimmte Atmosphäre gesorgt, die mir hier gefallen hat, auch wenn es die Charaktere an sich nicht getan haben.

So kann ich die Kritik am Charakteraufbau hier von einigen Leser:innen definitiv verstehen, gerade auch, weil es keinen wirklichen Gegenpart gibt. Für mich stand es im Moment als ich das Buch gelesen habe aber auch irgendwie gar nicht zur Debatte, ob das Verhalten der acht Jugendlichen richtig wäre oder nicht. Natürlich waren ein paar Handlungen eher dem jugendlichen Leichtsinn und einer gewissen Unbeschwertheit geschuldet, doch im Grunde konnte sich hier auch eigentlich niemand mit einem tollen Charakter beweisen. Jeder einzelne schießt übers Ziel hinaus und hält sich für etwas Besseres, doch irgendwie in einer Konstellation, die sich merkwürdigerweise dennoch versteht.

Ich persönlich habe bisher generell weniger aus dem Horror-Genre gelesen, was deeper Shit wäre. Meistens baut hier vieles auf Klischees auf und kann dadurch auch weniger überraschen. Und in diesem Fall muss ich aber sagen, dass es mich trotzdem total überraschen konnte. Vielleicht gerade dadurch, dass die Charaktere so eigen sind und die Story unglaublich viele Puzzleteile von klassischen Horror Elementen zusammengewürfelt hat.
Wer sich aber gerne mal gruseln möchte und danach nur noch schwer das Haus verlassen kann, sollte sich dieses Buch auf jeden Fall mal genauer ansehen.

Philip Le Roy hat es mit Die Nacht der Acht geschafft mich absolut zu überraschen. Stetig gefangen zwischen der Ungewissheit, ob hier etwas fernab von der Realität passiert oder sich ein Haufen abgedrehter Jugendliche einen geschmacklosen Streich erlaubt, hatte ich schon fast das Gefühl mich in einer Folge von Jonathan Frakes‘ X-Factor wiederzufinden. Für mich hatte die Story einen tollen Gruselfaktor und wer es auch genau darauf abgesehen hat, der sollte sich das Buch definitiv mal genauer ansehen.

KAUFEN!

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