Rezension | Die sechs Kraniche von Elizabeth Lim
Titel: Die sechs Kraniche | Originaltitel: Six Crimson Cranes | Autor*in: Elizabeth Lim | Übersetzer*in: Birgit Schmitz | Verlag: Carlsen | Erscheinungsdatum: 18.03.2022 | Seitenzahl: 480
Prinzessin Shiori hat ihre verbotenen magischen Kräfte bisher sorgfältig verborgen. Doch am Morgen ihrer arrangierten Hochzeit verliert sie die Kontrolle über ihre Magie. Ihre Stiefmutter Raikama wittert in ihr eine gefährliche Konkurrentin. Sie verbannt die Prinzessin, verwandelt ihre Brüder in Kraniche und belegt Shiori mit einem Fluch: Sobald ein Wort über ihre Lippen kommt, wird ein Bruder sterben. Auf der Suche nach den Kranichen entdeckt Shiori eine Verschwörung mit dem Ziel, den Thron zu übernehmen. Um das zu verhindern, braucht sie ausgerechnet die Hilfe ihres unbekannten Bräutigams – und sie ist auf alles gefasst, aber nicht darauf, sich zu verlieben …
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Nachdem mir bereits die andere Reihe der Autorin so gut gefallen hatte, habe ich mich auch auf diesen Auftakt sehr gefreut!
Es wird märchenhaft
Elizabeth Lim hat sich meiner Meinung nach schon mit ihrer vorherigen Dilogie mit ihrem detailreich-verliebten Schreibstil ausgezeichnet. Umso passender, dass es dieses Mal dann wirklich märchenhaft wird. Die sechs Kraniche orientiert sich nämlich am Märchen Die sechs Schwäne (vielleicht gibt es da aber auch eine nicht westliche Variante) und verzaubert gleich noch mehr. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich ein großer Märchen-Fan bin, wem es genauso geht, kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten.
Vorkenntnisse braucht man in der Hinsicht aber nicht, die Geschichte liest sich auch so ganz wundervoll.
Die junge Prinzessin Shiori ist neben ihren sechs großen Brüdern das kleine Nesthäkchen in der Familie, doch das soll sich ändern, denn ihre arrangierte Hochzeit steht vor der Tür – ganz zu ihrem Missfallen. Es kommt, wie es kommen muss, Shiori kommt gar nicht zur Vorstellung mit ihrem Bräutigam, fällt in einen See und irgendwie verändert das alles. Denn ihr vermeintlicher Retter ist niemand geringeres als ein Drache, von dem das ganze Land ausgeht, dass diese längst ausgestorben wären. So wurde auch die Magie vor einiger Zeit verbannt, umso vorsichtiger muss sie sein, da sie selbst besondere Fähigkeiten beherrscht. Und genau diese haben einem ihrer Papierkraniche Leben eingehaucht – Vorhang auf für Kiki!
Der kleine Papierkranich ist auf jeden Fall ein großer Held, rettet Shiori so einige Male das Leben und erobert die Herzen der Leser*innen.
Jetzt ist es aber so, wie sollte es anders sein, dass nicht nur jemand herausfindet, dass Shiori magische Fähigkeiten besitzt, ihre distanzierte Stiefmutter Raikama nämlich auch und um die Kinder, die ihr im Weg zu stehen loszuwerden, spricht sie einen finsteren Fluch aus. Shioris Brüder verwandeln sich in Kraniche und sie bekommt eine Holzschale auf den Kopf, die ihr Gesicht verbirgt, wird fernab vom Palast ausgesetzt und kann nicht sprechen, denn jedes Wort würde einen ihrer Brüder töten.
So viele Entwicklungen
Eigentlich passiert all das schon auf den ersten Seiten, jedoch nicht überfüllt, sondern toll erzählt und ausgeführt. Shiori wird dadurch zur unbekannten Küchenhilfe Lina – widersprechen kann sie dem ja schlecht und ist nun auf der Suche nach ihren Brüdern, braucht aber auch Mittel, um diese Suche zu starten. Mehr oder weniger treibt sie genau dieser Weg in die Arme von ihrem eigentlich versprochenem Bräutigam Takkam, der dann doch so ganz anders ist, als sie geglaubt hat.
Es ist nicht nur eine wahnsinnig spannende Reise durch das Land, sondern auch die Intrigen in den unterschiedlichen Königreichen, die hier für viel Unterhaltung sorgen. Das Worldbuiling lässt sich aber generell auch sehen, schließlich kommen noch jede Menge Magie, Dämonen und eben auch Drachen vor. Der junge aufgeweckte Drache hat tatsächlich weniger Raum eingenommen, als ich anfänglich gedacht hätte, doch das wird im nächsten Band mit Sicherheit nachgeholt.
Es gibt einfach so viele Entwicklungen in dieser Geschichte, das in diesem Märchencharme – mich konnte das Buch definitiv überzeugen und genau meinen Nerv getroffen. Ein kleines bisschen Luft nach oben ist vielleicht noch, aber so wie ich die Autorin einschätze, braucht es noch den zweiten Band, um das Gesamtbild abzurunden.
Durch viel Kritik war ich ja erst skeptisch, ob dieser Auftakt meinen Erwartungen entsprechen wird, doch diese wurden ganz klar erfüllt und somit kann ich wieder mal eine große Empfehlung aussprechen.
Wer übrigens schon die andere Reihe der Autorin kennt, hier gibt es doch so manche Parallelen und Verbindungen, auf die man sich freuen kann. Ohne Vorkenntnisse verpasst man aber auch nichts!
Märchenhaft, einnehmend und überraschend! Mit Die sechs Kraniche hat Elizabeth Lim einen neuen Auftakt gestartet, der mich wahnsinnig begeistern konnte. Ein wirklich starkes Worldbuilding, tolle Charaktere und viele Entwicklungen, die ich so nicht vermutet habe. Eine Geschichte, die von der ersten bis zur letzten Seite unglaublich viel Spaß macht.
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