Rezension: Die Stille meiner Worte / Ava Reed
Ich hatte immer Angst. Ich hatte Angst vor meinen Worten, vor ihrer Stille. Bis Levi kam. Bis ich erkannte, dass ich reden kann, ohne ein Wort zu sagen.
Titel: Die Stille meiner Worte | Autor: Ava Reed | Verlag: Ueberreuter | Erscheinungsdatum: 09.03.2018 | Seitenzahl: 320 | Altersempfehlung: ab 12
Die ganz großen Gefühle
Hannah hat ihre Worte verloren. In der Nacht, als ihre Zwillingsschwester Izzy ums Leben kam. Wer soll nun ihre Gedanken weiterdenken, ihre Sätze beenden und ihr Lachen vervollständigen? Niemand kann das. Egal, was Hannahs Eltern versuchen, sie schweigt.
Um Izzy nicht loslassen zu müssen, schreibt sie ihr Briefe. Schreibt und verbrennt sie. Immer wieder.
Hannah kann der Stille ihrer Worte nicht entkommen. Bis sie Levi trifft, der mit aller Macht versucht herauszufinden, wer sie wirklich ist …
Ich habe schon vor längerer Zeit von diesem Projekt erfahren, als ich Ava damals im Ueberreuter Verlag treffen konnte – da stand das Buch noch in Planung. Da war mir schon klar, dass ich die Geschichte unbedingt lesen muss, um einfach mehr über Hannah und Levi und diese wahnsinnig interessante Idee erfahren muss.
Als es mich dann von der lieben Ava selbst per Post und dann auch signiert erreicht hatte, war die Vorfreude unglaublich groß!
Ich glaube, im Großen und Ganzen gibt es zwei Arten von Geschichten – die einen, in denen die Charaktere innerhalb der Geschichte etwas bestimmtes erleben und man mitfiebert und die, in denen dieser Teil schon stattgefunden hat und man die Charaktere nun auf ihrem Weg begleitet, das Geschehene zu verarbeiten.
Die Stille meiner Worte bezieht sich auf Letzteres. Hannah musste einen schlimmen Schicksalsschlag verkraften und hat ihre Zwillingsschwester verloren, doch was genau dahinter steckt und wie es dazu gekommen ist, erfährt man nach und nach, so, als würde Hannah es selbst erst im Laufe der Geschichte ganz realisieren können.
So sehr ich beim Lesen auch Angst hatte, die ganze Wahrheit zu erfahren, so hat es einen doch auch gleichzeitig in Spannung versetzt. Der ganze Weg gestaltet sich unglaublich schmerzhaft, emotional, aber auch erlösend.
Ich weine leise, aber deshalb tut es nicht weniger weh.
Bei Levi verhält es sich nicht sonderlich anders, auch wenn die Geschichte hier mehr in den Hintergrund gerückt ist – hier hätte ich wahnsinnig gern noch mehr erfahren. Eigentlich hat er das Schlimmste schon hinter sich – so denkt er zumindest – doch scheint ihn nun die Vergangenheit einzuholen. Beide könnten unterschiedlicher nicht sein und ergänzen sich dadurch ganz wunderbar.
Natürlich gibt es eine Lovestory, wie sollte es anders sein? Doch auch hier zeichnet sich diese durch Besonderheiten aus. Denn auch, wenn beide etwas unglaublich Tolles und auch Neues für sich entdecken, so ist es doch vor allem der Halt und neuentdecktes Vertrauen, was die beiden zueinander hinzieht.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es bisher mein Lieblingswerk der Autorin ist. Der Schreibstil ist zwar klar wieder zuerkennen, doch er scheint einfach noch an Tiefe gewonnen zu haben. Ava geht mit einer Härte und zeitgleich unglaublich viel Feingefühl an das Thema und lässt die Geschichte zu einem bewegenden Jugendbuch werden, das sich gerade für die entsprechende Altersgruppe perfekt anbietet.
„Ich hatte Angst.“ Levi schluckte schwer. „Ich habe immer noch Angst. Um dich, Hannah.“
Um mich. Nicht vor mir.
Die vielen kleinen Botschaften zwischen den Zeilen runden die Geschichte ab und haben dafür gesorgt, dass man geradezu durch die Seiten fliegt, aber ab und zu auch mal innehalten muss, um das Gelesene zu verarbeiten.
Hannahs pelziger Begleiter Mo kann wohl jedes Leserherz erwärmen (selbst von Hundemenschen), lockert die Geschichte auf und zeigt, was Tiere doch auch an Empfindungen aufnehmen können und dem Menschen zur Seite stehen.
Es ist vielleicht keine Geschichte, die für Ewigkeiten im Kopf hängen bleibt, dafür aber eine, die durch ihre Kurzlebigkeit überzeugen und mitreißen kann. Lediglich die Rolle von Hannahs Eltern fand ich ein wenig merkwürdig und das Ende hatte sich für mich ein klein wenig holprig gestaltet.
Vielleicht haben hier aber auch einfach noch ein paar Seiten gefehlt, die es ermöglicht hätten, die Geschichte noch ein wenig auszuschmücken.
Die Stille meiner Worte hat mir einen wundervollen Leseabend beschert, mich tief berührt und zum Lachen gebracht. Hannah und Levi auf ihrem Weg zu begleiten, auch wenn nur kurz, war eine Erfahrung, an die ich sicherlich noch das ein oder andere mal denken werde. Eine Geschichte, die unglaublich wichtig ist und nicht nur für die angedachte Zielgruppe für Unterhaltung sorgt – aber Achtung: nicht die Taschentücher vergessen!
LESEPROBE? KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: ivy.booknerd | Buchmagie | Nessis Bücher | Beauty and the Book
11 comments found