Rezension: Hex / Thomas Olde Heuvelt
„Die Abstimmung kommt noch“, flüsterte Jocelyn. „Hab ein bisschen Vertrauen in den gesunden Menschenverstand.“
„Tut mir leid, kann ich nicht.“
Verlag: Heyne | Erscheinungsdatum: 16.10.2017
Seitenzahl: 432
Black Spring ist ein beschauliches Städtchen im idyllischen Hudson Valley. Hier gibt es Wälder, hier gibt es Natur – und hier gibt es Katherine, eine dreihundert Jahre alte Hexe, die den Bewohnern von Black Spring gelegentlich einen kleinen Schrecken einjagt. Dass niemand je von Katherine erfahren darf, das ist dem Stadtrat von Black Spring schon lange klar, deshalb gelten hier strenge Regeln: kein Internet, kein Besuch von außerhalb oder Katherines Fluch wird sie alle treffen. Als die Teenager des Ortes jedoch eines Tages genug von den ständigen Einschränkungen haben und ein Video der Hexe posten, bricht in Black Spring im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los …
Aus Zufall bin ich in der Buchhandlung auf dieses Werk gestoßen und konnte einfach nicht daran vorbeigehen.
Die ganze Aufmachung hat genau meinen Geschmack getroffen, der Klappentext klang abwechslungsreich und mal wieder nach einem atemberaubenden Horrorerlebnis.
Durch die Aktion #CreepyChristmas musste das Buch zum Glück nicht lange auf meinem SuB liegen.
Der Einstieg hat mir unglaublich gut gefallen, trotz des etwas gewöhnungsbedürftigen Schreibstils. Er ist gar nicht schlecht, einfach ein bisschen anders und fordert, zumindest bei mir, wesentlich mehr Aufmerksamkeit, als ich es ansonsten bei Büchern in diesem Genre gewohnt bin. Schließlich will man für gewöhnlich, vor Spannung getrieben, nur so durch die Seiten hetzen, hier gibt es jedoch unglaublich viel Input rund um die Hexe und deren Geschichte.
Das war leider nicht ganz so spannend gehalten, wie ich es mir erhofft hätte, aber ich fand die Art wie die Charaktere mit ihrer Situation umgehen unglaublich unterhaltsam.
So streiten sich nun die Gemüter in dieser Geschichte. Die Bevölkerung in Black Spring ist in zwei Kategorien aufgeteilt, die eine Seite versucht locker mit der Situation umzugehen und dennoch ein modernes Leben mit einer entsprechenden Lebenseinstellung zu führen. Die andere Hälfte jedoch, teilweise aus Erfahrung, teilweise aus Angst, verhält sich eher wie ein abergläubischer Haufen. Tja, aber was wäre wohl angebrachter?
Die Spannung zwischen den Menschen ist greifbar und so schaukelt sich auch einiges zurecht, wobei es eher wie ein Experiment der menschlichen Psyche wirkt, als wie ein Dorf das mit einer wahr gewordenen Horrorlegende lebt.
„…Es ist doch bloß eine Hexe.“
Robert Grim wirbelt im Türrahmen herum. „Wir sind hier nicht bei Hänsel und Gretel, verfluchte Scheiße!“
Die ersten 100 Seiten waren durch den Aufbau zwar informativ, aber für mich noch lange nicht das, was ich erwartet habe. Die nächsten 200 Seiten haben mir dann schon etwas mehr geboten und mein Interesse war geweckt, allerdings immer noch nicht ganz das, was mir das Buch versprochen hatte.
Zum Ende hin wurde es dann wirklich beklemmend, wenn auch teilweise ein wenig abgedreht.
Was ich wirklich anrechnen muss, sind die Charaktere, so hatte jeder seinen ganz eigenen Part und man hatte das Gefühl wirklich einen Einblick in das Leben der Charaktere zu bekommen.
Ich habe selbst schon das Gefühl, nicht richtig auf den Punkt zu kommen, also:
Die Idee an sich fand ich unglaublich cool und auch innovativ. Die Umsetzung war in der Denke auch gar nicht verkehrt, jedoch hat mir lange, lange der Nervenkitzel gefehlt. Viel eher geht es zum großen Teil um die menschliche Psyche, was ich gar nicht schlecht reden möchte, aber dafür hatte der Autor meiner Meinung nach nicht das richtige Fingerspitzengefühl. Hier wäre es vielleicht doch ein wenig angebrachter gewesen, ein bisschen mehr Splitter in den Roman einfließen zu lassen.
Dadurch aber sicherlich auch für sanftere Gemüter ein Buch, das sich lesen lässt.
Übrig blieb nur blanker Horror – die Seele der Stadt, unwiderruflich verflucht.
Hex konnte nicht ganz meine Erwartungen erfüllen, was aber sicherlich einfach eine Frage der Einstellung ist. Die Idee ist unglaublich erfrischend und bringt eine neue Art mit sich, allerdings hätte die Story für mich noch wesentlich brutaler ausfallen können, da hatte ich mich irgendwie eher drauf eingestellt.
Mit einem unglaublich detailreichen Schreibstil, an den man sich vielleicht gewöhnen muss, der aber auf jeden Fall seinen eigenen Charme hat.
Dieses Buch wird sicherlich einige Liebhaber finden, jedoch kann ich auch die kritischen Stimmen nachvollziehen.
LESEPROBE? KAUFEN!
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