Rezension | King of Spies

Rezension | King of Spies

Titel: King of Spies – König der Spione | Autor*in: Mark Millar | Illustrator*in: Matteo Scalera |  Übersetzer*in: Bernd Kronsbein | Verlag: Panini ComicsErscheinungsdatum: 25.10.2022 | Seitenzahl: 140 | Storys: King of Spies 1-4

Der größte Geheimagent der Welt hat nur noch sechs Monate zu leben. Zieht er sich zurück und stirbt für sich allein oder erwacht plötzlich sein Gewissen? Seit über vierzig Jahren stützt er ein zutiefst ungerechtes System. Er weiß, in welchen Kellern die Leichen liegen und er hat nichts mehr zu verlieren. Ein Rachefeldzug beginnt.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Obwohl mich die Spionage Thematik nicht ganz so mitreißen kann, hat mich doch das Artwork und sind wir ehrlich, der Autor Mark Millar, neugierig gemacht.

Das Rad nicht neu erfunden

Sind wir ganz ehrlich, die Grundidee ist nicht nur nicht neu, sondern mittlerweile schon fast ein wenig ausgelutscht. Aber auch ich muss zugeben, dass sie durchaus immer wieder Potenzial bietet und so war auch ich hier unglaublich neugierig auf die Umsetzung und habe auf ein erfrischendes Ergebnis gehofft. Roland King, der ehemalige Meisterspion der britischen Regierung befindet sich mittlerweile im Ruhestand. Und anstatt endlich die Ruhe zu genießen, erhält er nun eine Diagnose, die sein baldiges Ableben ankündigt. Maximal sechs Monate hat er noch zu leben. Was fängt man am besten mit dieser sehr begrenzten Lebenszeit an?

Zwischendurch gibt es immer mal wieder Rückblicke in die „goldene Zeit“ unseres Protagonisten, in der er ordentlich auf den Putz gehauen hat. Ohne Rücksicht auf Verluste. Aber wieso auch? Die Aufträge haben die bestimmt, die das meiste Geld zu bieten hatten und die zeitgleich somit auch geschützt waren. Ob die Aufträge in irgendeiner Art und Weise mit irgendwelchen Moralvorstellungen zusammengepasst haben, hat Roland und seine Kollegen nie interessiert, ebenso wenig wie andere Mitmenschen. So war auch der junge Mr. King ein Musterbeispiel von klassischer Selbstüberschätzung, wenn vielleicht auch nicht, was seine beruflichen Talente anging, so doch seinen Charakter: nachdem er seine Familie im Stich gelassen hat, hat diese ihm ebenfalls den Rücken zugekehrt. Ein Zustand, der ihn wohl sehr beschäftigt, aber vielleicht auch nicht so sehr wie andere Aspekte.

Zeichnungen @Matteo Scalera | Panini Comics

Kein Ausbruch aus dem Klischee

Für alle als Vorwarnung, jetzt wird erst einmal wieder gemeckert. Wer kennt ihn nicht: zuerst ist es der junge weiße Mann, der die Welt rettet und danach der alte weiße Mann, der einfach alles besser weiß und allen zeigt, wo es lang geht.
Versteht mich nicht falsch, die Missstände, die Mark Millar als Autor und dadurch auch Roland King als Protagonist hier aufzeigen, sind immens und definitiv faktisch. Doch auf der einen Seite fand ich es ein wenig verblendet, zuerst die Strukturen jahrzehntelang zu stärken und danach alle dafür zu verachten. Kleiner Blick in den Spiegel, boy… Nachdem aber auch Roland das wohl manchmal ein wenig eingesehen hat, hat sich meine Laune schon gebessert, irgendwie ist der Dude auch sympathisch und die typische Unterhaltung, die Cover, Aufmachung und das Genre prinzipiell versprechen, wird hier definitiv auch geboten.

Irgendwie fand ich es dennoch schade, dass sich der sterbenskranke Mann immer noch nicht Zeit für seine Familie nehmen wollte, sondern liebe gegen alle und jeden schießt. Dazu war seine körperliche Meisterleistung aufgrund der Schwere seiner Erkrankung auch ein wenig…überholt. Grenzenlos überholt. Vielleicht muss das Genre auch genau mit diesen Mustern arbeiten, Überspitzungen an jeder zweiten Ecken, viele Explosionen, jede Menge Blut und sehr viel Selbstgerechtigkeit.
Das Ende hat mich zwar nicht glücklich gemacht, aber vielleicht ein bisschen friedlicher gestimmt.
Neben all dem Gemotze möchte ich aber auch niemandem den Comic ausreden, denn wie schon gesagt, kurzweilige Unterhaltung wird auf jeden Fall geboten. Doch etwas Neues eben weniger, wenn selbst ich die Muster schon alle erahnen konnte und kannte.

Zeichnungen @Matteo Scalera | Panini Comics

Ein in die Jahre gekommener Meisterspion, dem auf einmal die Zeit davonläuft und der jetzt so richtig aufräumen will. Definitiv kein Neues Konzept, aber eins mit nicht wenig Potenzial. In meinen Augen zwar nicht unbedingt eine innovative, sondern eher klassische Umsetzung, die mich zwar nicht umhauen, aber durchaus unterhalten konnte.

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