Rezension | Lieblingstochter von Brianna Labuskes
Titel: Lieblingstochter | Originaltitel: A Familiar Sight | Autor*in: Brianna Labuskes | Übersetzer*in: Anja Mehrmann | Verlag: Piper | Erscheinungsdatum: 01.06.2023 | Seitenzahl: 464
Wie stoppt man einen Psychopathen?
Dr. Gretchen White hat als Spezialistin für Persönlichkeitsstörungen und Gewaltverbrechen schon viele prominente Fälle gelöst. Dabei ist sie selbst diagnostizierte Soziopathin und wurde einst verdächtigt, ihre Tante getötet zu haben. Detective Shaughnessy glaubt, dass sie mit einem Mord davongekommen ist. Dennoch soll sie die Polizei im Fall Viola Kent unterstützen. Das Mädchen soll seine Mutter getötet haben, gilt als erbarmungslos und manipulativ. Doch Gretchen glaubt an ihre Unschuld. Um die Wahrheit zu finden, muss sie eine Leere betreten, die dunkel, kaltblütig und erschreckend vertraut ist.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Auserkoren als nächster Buddyread in meinem liebsten kleinen Leseclub haben wir uns nun diesen Titel vorgenommen und ich war unglaublich gespannt.
Soziopath & Psychopath
Hierbei handelt es sich mal wieder um einen der Titel, mit dem ich mich vorher null auseinandergesetzt und nicht einmal den Klappentext gelesen habe – ich bin da manchmal weird, i know.
Umso mehr habe ich mich dann aber die angenommene Thematik gefreut! Dr. Gretchen White ist nämlich nicht nur Spezialistin für Persönlichkeitsstörungen und Gewaltverbrechen, sondern selbst eine diagnostizierte Soziopathin. Und das als Ansprechpartnerin für die Polizei? Ja!
Zugegebenermaßen habe ich mich vorher auch gar nicht so sehr damit beschäftigt, doch hier werden schnell die Unterschiede zwischen Soziopathie und Psychopathie aufgeklärt, was ich nicht nur unglaublich interessant, sondern auch echt gut vermittelt fand.
Daraus resultierend ist Gretchen selbst natürlich auch eine nicht unbedingt typische Persönlichkeit, wie man es von vielen Protagonist*innen kennt. Denn im Gegensatz zu Empath*innen, wie sie selbst beschreibt, fehlt ihr oft das Einfühlungsvermögen, aber auch das Verständnis für viele Situationen und Verhaltensweisen. Auch in unserer kleinen Lesegruppe kam diese Charaktergestaltung ganz unterschiedlich an, ich für meinen Teil war aber von der ersten Seite an total begeistert von ihr.
Was allerdings passiert, wenn jemand seine Persönlichkeitsstörung weniger kontrollieren kann, wird hier auch aufgezeigt. Viola Kent, ein junges Mädchen, hat die Familienidylle mit einer entsetzlichen Tat durchbrochen und ihre Mutter brutal ermordet – zumindest sitzt sie genau dafür in Gewahrsam. Doch auch, wenn ihr Verhalten das durchaus zulassen würde, glaub Gretchen nicht, dass sie es wirklich war…
Keine große Action
Vorweg muss ich ganz ehrlich sagen, dass es sich hierbei nicht um einen actiongeladene Thriller dreht, bei dem die eine Handlung von der nächsten schon abgeschlagen wird. Normalerweise würde mich das auch ein wenig stören, allerdings fand ich hier die ganzen zwischenmenschlichen Aspekte so unfassbar spannend, dass ich da liebend gerne ein Auge für zudrücke.
Zum einen war es Gretchen, die mich total fasziniert hat, aber auch die Dynamik zwischen ihr und ihrer neuen Partnerin bei der Ermittlung, wie auch die anderen Charaktere. Brianna Labuskes versteht es ihre Leser*innen zu unterhalten und hat mich von der ersten Seite an gecatcht, sodass ich nur hoffen kann, dass es sich dabei nicht um den letzten Fall dieses Ermittlerteams handelt.
Woher die Annahme? Gretchen selbst hat eine ziemlich interessante Vergangenheit, auf die zwar immer wieder Anspielungen gemacht wird, doch so ganz will die Autorin noch nicht damit rausrücken und hat vieles der Fantasie und Spekulation überlassen. Ein Ende, das eins sein kann, aber eben nicht muss und so lasse ich mich einfach mal überraschen. Wer vom Handlungstempo auch mal ein bisschen Abstand nehmen kann – keine Angst, Langeweile kommt hier trotzdem nicht auf – und sich für die Thematik interessiert, sollte auf jeden Fall einen Blick in die Story werfen. Denn auch die Auflösung war alles andere als eindeutig, wodurch wir zwar die wildesten Vermutungen angestellt, am Ende aber dennoch überrascht wurden.
Dr. Gretchen White ist nicht nur Spezialistin für Persönlichkeitsstörungen und Gewaltverbrechen, sondern selbst diagnostizierte Soziopathin. Doch wo liegt der Unterschied zwischen Soziopathie und Pyschopathie? Dies und mehr gilt es bei Lieblingstochter von Brianna Labuskes zu erfahren und ich persönlich war von Anfang an gecatcht und hoffe nun, dass es noch weitere Fälle für das Ermittlungsteam geben wird!
KAUFEN!
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