Rezension | Misfits von Michaela Coel

Rezension | Misfits von Michaela Coel

Titel: Misfits – Ein Manifest: Ein aufrüttelndes Manifest dafür, die Deutungshoheit über das eigene Leben wiederzuerlangen, Normen zu hinterfragen und die eigene Geschichte zu erzählen | Autor*in: Michaela Coel | Übersetzer*in: Dominique Haensell | Verlag: Ullstein | Erscheinungsdatum: 03.01.2022 | Seitenzahl: 128

»Misfits sehen die Welt anders; manche von uns werden zu Misfits, weil sie von der Welt als anders gesehen werden«

Als Tochter ghanaischer Eltern in einem East-Londoner Wohnprojekt aufgewachsen, erfuhr Michaela Coel von klein auf, was es bedeutet, Außenseiterin zu sein. Beim Theaterspielen und Schreiben entdeckte sie das befreiende und empowernde Potenzial kreativen Ausdrucks. Jetzt erweitert die Macherin der Serie I May Destroy You ihre viral gegangene MacTaggart-Lecture zu einem aufrüttelnden Manifest dafür, die Deutungshoheit über das eigene Leben wiederzuerlangen, Normen zu hinterfragen und die eigene Geschichte zu erzählen.

Coel liefert ein so bestechendes wie bahnbrechendes Plädoyer für radikale Ehrlichkeit. Mit sehr persönlichen Einblicken in ihre Erfahrungen mit Diskriminierung ermutigt Coel alle »Misfits« – also Außenseiter:innen jeder Art –, Transparenz zu wagen und einander mit Neugierde und Offenheit zu begegnen. Mit Einfühlungsvermögen und Witz zeigt sie, wie sie im starren System der Film- und Fernsehproduktion ihre Kreativität zurückerobert hat, und lädt die Leser:innen dazu ein, ihre eigenen Erfahrungen des Andersseins zu zelebrieren und in die Welt zu tragen.

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Tatsächlich bin ich erst durch den Verlag selbst auf das Buch aufmerksam geworden. Die Neugier war aber gleich geweckt und so habe ich mich unendlich gefreut, als das Buch bei mir eingezogen ist.

Kleines Buch, große Wirkung

Ein klein wenig überrascht war ich dann allerdings doch, als das kleine und kompakte Büchlein bei mir ankam. Dabei sollte das weniger wundern, denn hierbei handelt es sich um das Manifest der Autorin, die Rede, die 2018 viral gegangen ist. „MacTaggert-Lecture“ – ein Weckruf an die Unterhaltungsindustrie von Großbritannien, eigentlich aber auch weit über diese Grenzen hinaus.

Das Buch beginnt mit biographischen Details der Autorin, mit ghanaischen Eltern und einer Kindheit im East-Londoner Wohnprojekt. Reno lässt grüßen! Ständig ist sie überall angeeckt, kaum Anschluss gefunden, hat irgendwas doch nicht mehr gepasst. Bis sie die ersten Erfahrungen im Bereich Theater und Schreiben sammeln konnte und endlich ihren Weg gefunden hat, wenn der sich auch nicht unbedingt leicht gestaltet hat.
So sammeln sich hier kleine und große Anekdoten, viel Witz, aber auch viel Schmerz, der einfach nicht übersehen werden darf und genau dafür hat Michaela Coel Raum geschaffen.

Misfits

Misfits steht hier für all jene, die nicht so recht in das System passen, die das System anders erleben oder auch selbst anders wahrgenommen werden. Dafür gibt es kein genaues Muster, sondern viel eher eine Lebensform, vor allem aber geprägt durch unberechtigte Ausgrenzung.

So haut Michaela Coel ordentlich auf den Tisch und klärt auf, was sich hinter dem System der Film- und Fernsehproduktion verbirgt, was hier falsch läuft und einfach nicht durchbrochen wird. Rassistische Erfahrungen bei Vorsprechen, Verhandlungen und auch am Set selbst. Ebenso von ihrem Missbrauch am während der Produktion der zweiten Staffel zu „Chewing Gum“.
Aber auch zu all den Kämpfen, die sie außerhalb davon führen musste, um das Recht an ihren eigenen Werken und ihrem Können zu erhalten.

Wie ist es sich als PoC, mit afrikanischem Background in dieser Bubble zu bewegen?
Das wichtigste für Michaela: Transparenz und Missstände aufzeigen.
Und genau das tut sie hier mit einer erfrischenden Ehrlichkeit, die sicherlich einigen den Boden unter den Füßen weggezogen hat, zeitgleich genau damit aber so auf Anklang gestoßen ist. Eine Stimme, die für viele gesprochen hat, denen vorher nicht zugehört wurde.

Mit Misfits gibt es nun die überarbeitete viral gegangene Rede von Michaela Coel, die einige Misstände im System der Film- und Fernsehindustrie aufzeigt, von Diskriminierungen berichtet und genau damit so sehr auf Anklang gestoßen ist und vielen Menschen eine Stimme verliehen hat, die vorher nicht angehört wurden.

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