Rezension | The French Girl von Lexie Elliott

Rezension | The French Girl von Lexie Elliott

Titel: The French Girl – Wir alle haben unsere Geheimnisse | Originaltitel: The French Girl | Autor*in: Lexie Elliott | Übersetzer*in: Kattrin Stier | Verlag: dtv | Erscheinungsdatum: 20.08.2021 | Seitenzahl: 384Entkommen

Sommerurlaub nach dem Uni-Abschluss: Kate verbringt mit ihren Freunden eine Woche in Frankreich. Als die geheimnisvolle Französin Severine zur Gruppe stößt, gerät die Dynamik gefährlich durcheinander. Nach einem Eklat am letzten Tag verschwindet sie spurlos. Zehn Jahre später: Auf dem Gelände wird Severines Leiche gefunden – ermordet. Die ehemaligen College-Freunde geraten ins Visier der Polizei. Vor allem Kate hat ein Motiv, denn sie konnte Severine von Anfang an nicht ausstehen. Unter dem zunehmenden Ermittlungsdruck entgleitet Kate die Realität immer mehr, bis sie sich schließlich die Frage stellen muss: Ist der Abend vor zehn Jahren so verlaufen, wie sie ihn in Erinnerung hat?

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Ich liebe Thriller und dieses Debüt hat sofort meine Aufmerksamkeit geweckt – ob es sich auch gelohnt hat?

Einst waren sie Freunde…

Vor zehn Jahren war Kate mit ihren Freunden im Urlaub, der perfekte Abschluss für die Schule.
Schnell wird klar, dass auch damals schon nicht alles Gold war, was glänzt, doch gerade die aktuelle Spannung, 10 Jahre später, fand ich so faszinierend. Dass sich gerade in diesem Zeitraum Menschen ziemlich auseinanderleben können, ist wahrscheinlich niemandem von uns ein Geheimnis, doch manchmal bricht der Kontakt dennoch nicht ab. Man hat zu viel gemeinsam erlebt, die Trennung von einzelnen ist schwer, wenn man andere aus der gruppe noch mag. Und manchmal hat man vielleicht auch einfach nicht den Mut, diesen Schritt zu gehen und hinter sich eine klare Trennlinie zu ziehen.

Die französische Nachbarin Severine, ihres damaligen Urlaubsortes ist am letzten Tag spurlos verschwunden, es gab etliche Befragungen und so ist die Gruppe davon ausgegangen, dass das Thema langsam ein Ende findet, wenn es auch nicht alle losgelassen hat. Denn Severine ist bis heute nicht wieder aufgetaucht und so sollte es keine große Überraschung sein, dass der Fall doch wieder aufgenommen wurde und ein französischer Kommissar den Freunden nun in London einen Besuch abstattet, um dem Ganzen noch einmal genauer auf den Zahn zu fühlen.

Die Leiche wurde gefunden und nun steht die große Frage im Raum: Wer ist für Severines Ableben verantwortlich?
Auch, wenn die Geschichte hauptsächlich aus der Sicht von Kate geschildert ist, wird schnell klar, dass hier jeder seine Geheimnisse hat – ob es nun um damalige oder auch die heutigen geht.
Die erste Vermutung kommt schnell auf, zumindest erging es mir so, doch Lexie Elliott hat sich große Mühe gegeben, ihren Leser*innen immer wieder Zweifel ins Ohr zu flüstern.

Kühl und distanziert

Interessanterweise steht weniger der Mord von Severine im Fokus, wenn dieser die Geschichte auch antreibt. Es ist mehr das Gefüge zwischen den Charakteren. Ich muss gestehen, dass keiner von ihnen durchweg sympathisch gezeichnet ist und jeder seine Ecken und Kanten hat, und das nicht zu wenig.
Es bringt wieder die Frage auf, was diese Menschen noch voneinander wollen, doch auch diese Frage wird nach und nach beantwortet. Ob es nun Intrigen, heimliche Schwärmereien, Affären oder tatschlich Freundschaft ist.
Wer ein gutes Verhältnis beim Lesen zu den Charakteren braucht, wird hier wahrscheinlich nicht ganz so glücklich mit – mir geht es in der Regel auch so, doch hier fand ich es dennoch sehr interessant, den Verlauf zu verfolgen.

Gerade an Kates Seite wird man regelmäßig von negativen Emotionen überschwemmt, ob es nun die Angst um ihren Job ist, die schlechte Beziehungen zu den anderen, die Gefahr im Fokus der Ermittlung zu stehen oder ihre allgemeinen Ängste, die immer wieder durchbrechen. Auf den ersten Blick wirkt alles ein wenig distanziert, Wärme gibt es hier allgemein nicht wirklich, doch ich fand es so nachvollziehbar, dass sie in ihrer Situation immer mehr den Halt verloren hat. Zum Ende hin hat sich meine erste Vermutung zwar bestätigt, was ich in diesem Fall aber nicht schlimm fand, weil es mehr um die Auflösung und das aktuelle Gruppengefüge ging.
In meinen Augen ein wirklich interessantes Debüt, dem man eine Chance geben sollte – ich bin schon sehr gespannt auf weitere Bücher der Autorin!

The French Girl von Lexie Elliott ist ein wirklich interessantes Debüt, das viel Unwohlsein vermittelt. Die Charaktere sind unsicher und auch oft stecken hier nicht wirklich gute Absichten hinter ihren Taten. Trotz einer schnellen Vermutung am Anfang, wer hinter dem Mord vor 10 Jahren gesteckt haben könnte, stehen mehr die aktuellen Geschehnisse und das Gruppengefüge im Fokus, weshalb es dennoch spannend geblieben ist.
Wer hauptsächlich sympathische Charaktere braucht, wird hiermit vielleicht nicht glücklich, doch wer sich in einer Geschichte auch verlieren kann, wenn die Gefahr von allen Seiten ungewiss ist, der sollte dem Buch auf jeden Fall eine Chance geben!

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