Rezension | With you I dream von Justine Pust

Titel: With you I dream | Autor*in: Justine Pust | Verlag: Knaur | Erscheinungsdatum: 01.04.2022 | Seitenzahl: 352

Manchmal muss alles in Scherben liegen, damit du neu beginnen kannst
Mit »With you I dream« startet Justine Pust ihre New-Adult-Reihe »Belmont Bay«, die im wild-romantischen Idaho spielt.

Hals über Kopf verlässt die Studentin Mia New York, um einer toxischen Beziehung zu entkommen. Bei ihrer Adoptivschwester in der Kleinstadt Belmont Bay in Idaho, umgeben von glitzernden Seen und den Rocky Mountains, will sie zur Ruhe kommen. Stattdessen beschert ihr der mürrische, aber irritierend gutaussehende Conner bald ziemliches Herzklopfen. Doch je näher Mia Conner kommt, desto größer werden ihre Zweifel: Ist sie wirklich schon wieder bereit, sich jemandem zu öffnen? Und was verheimlicht ihr Conner, das ihn immer wieder in die endlosen Wälder Idahos zieht?

Dramatisch, berührend und hoffnungsvoll erzählt die New-Adult-Liebesgeschichte vom Mut, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen und wie die Liebe dabei helfen kann.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

TRIGGERWARNUNG:
Partnerschaftliche/Häusliche Gewalt, Bewältigung von Traumata, Verlust, Spurloses Verschwinden, Tod, Trauer, Internalisiertes Victim Blaming, Panikattacken

Nachdem mich Justine Pust bisher mit allem begeistern konnte, was ich von ihr gelesen habe, durfte natürlich auch dieses Buch nicht in meiner Sammlung fehlen und obwohl es nicht mein liebstes Genre ist, habe ich mich unfassbar auf die Geschichte gefreut.

Wenn Flucht der einzige Ausweg ist

Der Klappentext und die Triggerwarnung lässt ja schon sehr gut erahnen, in welcher Situation Mia steckt. Und so wählt die junge Frau einen Ausweg und der heißt Flucht aus New York und Flucht vor ihrer toxischen Beziehung. Das führt sie zu ihrer Schwester Megan, die selbst noch ziemlich überrumpelt von den Ereignissen ist, aber Mia unbedingt zur Seite stehen will.
Die Kleinstadt Belmont Bay wirkt wie das absolute Gegenteil zu Mias vorherigem Alltag und so versucht sie sich ein wenig um ihre Wunden zu kümmern. Generell wird in dem Buch mehr darauf eingegangen, wie es „danach“ weitergeht, als dass es den Fokus auf die Situation selbst setzt.

Oft kritisiert und das zurecht wird das Thema „Trauma Porn“ – davon ist die Autorin meilenweit entfernt. Das bedeutet, dass die traumatischen Ereignisse nicht ausgeschlachtet werden, viel eher werden sie hier wirklich nur angerissen, was durchaus auch für eine gewisse Distanz sorgt.

Nicht nur Mia hat ihr Päckchen zu tragen, ebenfalls der junge Connor, dem sie begegnet und der ihr sofort ans Herz geht. Das sorgt für ziemlich zwiegespaltene Gefühle und die ein oder andere unangenehme Situation, doch manchmal heilen Wunden besser, wenn sie es nicht allein tun müssen.
Connors Schicksal ist ein ganz anderes, aber nicht weniger dramatisch. Dadurch, dass aus beiden Perspektiven erzählt wird, erhält man auch von beiden einen gewissen Einblick – die traumatischen Erlebnisse werden bei Mia mehr thematisiert, doch auch hier versucht die Autorin sehr seicht an das Thema heranzugehen, was es vielleicht auch betroffenen Personen „einfacher“ macht, sich dieser Geschichte zu widmen. Es wird stets sehr bedacht und einfühlsam vorgegangen.

Trotz Tiefgang eher leicht

Das Auslassen von manchen Details und Beschreibungen hat allerdings an der einen oder anderen Stelle auch dafür gesorgt, dass man durchaus mitfühlen konnte, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Hier das richtige Maß zu finden, stelle ich mir aber auch unfassbar schwer vor und möchte es daher keinesfalls kritisieren. Zu bedenken ist hier auch, dass leider auch die Autorin betroffen von dem Thema war – daher einfach nur ganz viel Hochachtung für die Stärke an dieser Stelle und der Hinweis für andere Leser*innen, damit sie sich nicht wundern. Hier kann ich auch nur nochmal das Nachwort empfehlen.

Bereits vom letzten Buch der Autorin wusste ich, dass sie mit einer etwas ruhigeren Atmosphäre auskommt und auf unnötige Dramen verzichtet. Ich kann mir vorstellen, dass manchen Leser*innen aus dem Genre dadurch etwas fehlt, für mich persönlich ist das aber sehr willkommen. Dadurch sind die Geschichten trotz Tiefgang etwas für zwischendurch und die Charaktere schließt man schnell ins Herz – wie auch hier nicht nur die Protagonist*innen, weil auch alle anderen mit viel Liebe ausgearbeitet wurden. So steigt auf jeden Fall auch die Vorfreude auf den nächsten Band der Reihe, der sich dann mit Megan beschäftigt.
Alles in allem ein wirklich schönes Gesamtpaket, das ich so weiterempfehlen kann, wenn man ohne viele Dramen auskommt und die Handlung stellenweise auch ein wenig vorhersehbar sein darf.

Auch in With you I dream kommt Justine Pust wieder ohne überspitzte Dramen aus und beweist sich mit ihrer ruhigen Art und viel Herz für ihre Charaktere. Es werden schwere und wichtige Themen (s. Triggerwarnung) verarbeitet, aber so bedacht, dass das Buch dennoch was für zwischendurch ist. Ein toller Auftakt, der meine Vorfreude auf den nächsten Band steigert.