Rezension | Zwei Leben in einer Nacht von Carolin Wahl

Rezension | Zwei Leben in einer Nacht von Carolin Wahl

Titel: Zwei Leben in einer Nacht | Autor: Carolin Wahl | Verlag: Loewe | Erscheinungsdatum: 08.10.2020 | Seitenzahl: 360 | Altersempfehlung: ab 14

Eine Challenge, eine Nacht, (k)ein Ausweg

Freitag, der 13., Mitternacht. Caspar beobachtet, wie Sams blaues Haar im Wind flattert, als der Zug vorbeirast. Eigentlich weiß er nichts über sie, nur, dass sie beide von Ghost für diese Challenge ausgewählt worden sind. Gemeinsam warten sie auf die erste Nachricht. Die Anweisungen für eine von fünf Aufgaben in dieser Nacht. Ein gefährliches Spiel, das nur ein Ende kennt: ihren Suizid.

Ein spannendes Jugendbuch ab 14 Jahren mit zarter Liebesgeschichte, das auf die Gefahren der Suchtwirkung sozialer Medien und lebensgefährlicher Challenges hinweist. Mit ganz viel Feingefühl geht Carolin Wahl auf die Themen Depression und Suizid ein und liefert einen Roman, der lange nachhallt.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Das Buch hatte mich damals schon in der Programmvorschau angesprochen und ich war wirklich gespannt, wie die Autorin das Thema angehen würde…

Triggerwarnung

Bereits in der Inhaltsangabe und dann auch noch einmal auf den ersten Seiten des Buches wird ganz klar darauf hingewiesen, dass diese Geschichte triggern kann, vor allem für das Thema Suizid.
Ich finde diesen Hinweis ungemein wichtig, weil ich selber weiß, dass einen dieses Thema überrollen kann und man die Möglichkeit haben sollte selbst zu entscheiden, ob man damit konfrontiert werden möchte. Im Zusatz finde ich es auch sehr gut, dass hier gleich mögliche Anlaufstellen genannt werden, ob nun für einen selbst oder betroffene Personen im Umfeld.

Carolin Wahl hat sich nicht nur das Thema Suizid an sich ausgesucht, sondern bezieht sich vor allem auf eine „Challenge“, die es leider so gab/gibt. Es geht dabei darum, eine Anlaufstelle für Menschen zu bieten, die Suizid begehen wollen und sie dann darin zu bestärken, vor allem sehr junge Menschen. Dass dieses Thema nicht leicht zu verdauen ist, ist klar, aber es ist wirklich eine Wucht, sich hier mit der Thematik auseinanderzusetzen und vor allem auch aus der Perspektive von jemandem, der von diesem System mehr als nur überzeugt ist.

Mehr getroffen als gedacht

Auf der einen Seite finde ich es für mich selbst immer komisch über das Thema zu sprechen, auf der anderen sollte es aber auch kein Tabuthema sein. Ich habe leider selbst in meiner Pubertät mit dem Thema Suizid zu kämpfen gehabt. Da ich diese Zeit aber größtenteils verdrängt habe, denke ich immer, dass ich eigentlich ziemlich „cool“ mit dem Thema bin, bei solchen Büchern, bzw. gerade bei Zwei Leben in einer Nacht, merke ich dann aber doch, dass es nicht einfach so an mir vorbeigeht.

Ich möchte hier wirklich ein großes Kompliment an die Autorin aussprechen, die für meinen Geschmack sehr vorsichtig und bedacht an das Thema herangegangen ist und es nicht ausgeschlachtet hat. Die verschiedenen Eindrücke und Wahrnehmungen sind unglaublich intensiv, ermöglichen aber auch einen Blick darauf, was in manchen Köpfen so vor sich geht.

Ich weiß nicht, ob mich die Story auch so getroffen hätte, wenn sie mich nicht persönlich so abgefangen hätte. Es geht hier weniger um einen „gelungenen Spannungsaufbau“, sondern wirklich viel mehr darum, ein Thema einfühlsam zu vermitteln. So kann man relativ schnell ahnen, in welche Richtung das meiste Geschehen geht, was aber keinesfalls für Langeweile sorgt, sondern einfach nur ermöglicht, sich mehr auf die Emotionen zu konzentrieren. Gerade auch das Ende hat mich sehr bewegt.

Zwei Leben in einer Nacht von Carolin Wahl hat mich unerwartet getroffen mit seiner Thematik. Ich finde es sehr bemerkenswert, wie einfühlsam sich die Autorin diesem Thema gewidmet hat, ohne es auszuschlachten und eine Geschichte gesponnen hat, die einem wirklich nah geht, aber auch einen neuen Blick und vielleicht ein wenig Verständnis ermöglicht.

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