Wie gut, dass wir darüber geredet haben | Im Gespräch mit Julia Bernhard

Wie gut, dass wir darüber geredet haben | Im Gespräch mit Julia Bernhard

Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht am liebsten jeden neuen Titel sofort lesen möchte, der bei mir einzieht. Aber dann gibt es eben auch diese, bei denen ich wirklich nicht widerstehen kann und genau dazu hat Wie gut, dass wir darüber geredet haben gehört. Zu meinem Glück durfte ich auch noch die Autorin und Zeichnerin Julia Bernhard auf ein kleines Interview treffen.

Wie gut, dass wir darüber geredet haben ist ein Manifest der Lethargie, der Depression und der gescheiterten Kommunikation. Es ist ein Universum aus gehässiger Oma, liebevoll diarrhöischem Mops und passiv- aggressiver Zimmerpflanze. Wer jemals nicht genau wusste, was er mit seinem Leben anfangen soll, wird sich hier wohl oder übel wiederfinden.

In zehn skurrilen, lakonisch erzählten Szenen zeigt Julia Bernhard die Welt ihrer Protagonistin: eine Sammlung von alltäglichen, beißenden Dialogen und Monologen über Kunstprojekte, Affären, Beziehungsdramen und Prokrastination.
Der gefeierten Illustratorin Julia Bernhard gelingt mit Wie gut, dass wir darüber geredet haben ein überzeugendes Debüt.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Titel: Wie gut, dass wir darüber geredet haben | Autor: Julia Bernhard | Illustrator: Julia Bernhard | Verlag: Avant Verlag | Erscheinungsdatum: 01.08.2019 | Seitenzahl: 96

Julia Bernhard hat es geschafft, dass ich mich in mehreren Szenen wiedererkannt habe, was auf der einen Seite vielleicht auch ein wenig traurig erscheint, mich im ersten Moment aber köstlich amüsiert hat. Es sind die typischen Treffen und Aussagen, die uns in eine Ecke drängen, in der wir uns einfach unwohl fühlen und meistens aus Respekt und Höflichkeit dem Menschen uns gegenüber über uns ergehen lassen. Doch wieso eigentlich, wenn uns die gleiche Wertschätzung nicht entgegengebracht wird?

Ob es nun die Erwartungen der Familie sind oder ein Treffen mit Freunden und Bekannten, das manchmal in eine unangenehme Richtung abdriftet. In erster Linie geht es aber wohl um die Erwartungen, die wir selbst an uns stellen und dann irgendwie nicht erfüllt haben. Ich zähle mich jetzt eigentlich nicht zu den Menschen, die nicht wissen, was sie mit ihrem Leben anzufangen haben und dennoch findet man sich doch oft genug in einer Rolle wieder, in der man sich irgendwie zu erklären und zu rechtfertigen versucht.

Doch auch ohne dass man sich in den zehn kurzen Einblicken von Wie gut, dass wir darüber geredet haben wiederfindet, so findet man hier auf jeden Fall eins: tolle Unterhaltung, ein Grund zum Schmunzeln, wie auch zum Nachdenken.

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Wie bereits erwähnt, durfte ich auch Julia Bernhard persönlich treffen – an dieser Stelle nochmal ein riesengroßes Dankeschön – das Treffen hat mir unglaublich viel Spaß gemacht! Da ich das Interview nicht aufgenommen und mir stattdessen nur Notizen gemacht habe, ist alles ein bisschen lockerer wiedergegeben, aber natürlich sinngetreu.

Wenn es nicht so etwas wie Angst geben würde, was würdest du mal machen?

Nach New York auswandern, oder zumindest für mehrere Jahre dort hinziehen.
(Julia veröffentlicht unter anderem in der New York Times – da kann ich mir umso eher vorstellen, dass die Sehnsucht dann noch wächst.)

Wenn Geld keine Rolle spielen würde, welchen Traum würdest du dir erfüllen?

Eine Hütte in Südtirol, auf einem Berg. Mit Eseln (Mehrzahl – ganz wichtig! Denn Esel sind nicht glücklich allein), ganz vielen Hunden einem Unimog und einem Bagger.
(Im Vergleich zur vorherigen Frage fand ich diese Antwort unglaublich interessant! So eine harmonische Unterkunft könnte ich mir übrigens auch sehr gut vorstellen.)

Wo hast du dich vor 10 Jahren gesehen?

Beim Arbeitsamt. (Kunstlehrerin, Fremdsprachenkorrespondentin, Illustratorin von Kinderbüchern)
(Zuerst hat diese Antwort natürlich für Lacher gesorgt, aber eigentlich ist es schon ziemlich traurig, dass Autoren so selten von dieser Arbeit leben können. Dadurch hat sich Julia über die Jahre an einigen Ideen ausprobiert, bis sie nun dort angekommen ist, wo sie jetzt ist.)

Senor Puck – womit machst du ihm die größte Freude?

Käse!
(Senor Puck ist der liebevoll diarrhöische Mops und Herzensbegleiter von Julia – beim Thema Hunde sind wir vielleicht auch ein klein wenig abgeschweift.)

HIER kommt ihr zum Instagram-Profil von Julia!

Da Julia eine wirklich erstaunliche Reichweite bei Instagram hat, hat mich auch interessiert, ob sie manchmal kritische Nachrichten oder Kommentare auf ihre Zeichnungen bekommt, was gar nicht so selten vorkommt. Gerade auch was die Themen Body Positivity und Feminismus angehen, kommt manchmal ganz schön Gegenwind, manchmal auch von Seiten, mit denen man gar nicht gerechnet hat. Gerade auch im Gespräch ist mir unglaublich positiv aufgefallen, wie Julia mit der Kritik umgeht, natürlich kann das auch mal verletzen, doch es hilft ihr manchmal auch einen neuen Blickwinkel wahrzunehmen.

Zum Schluss gibt es auch noch ein paar Comic-Tipps von Julia für euch:

>>MAUS<<
>>DER GROSSE BÖSE WOLF<<
>>WIE ICH VERSUCHTE, EIN GUTER MENSCH ZU SEIN<<

3 comments found

  1. Hallo Jill,
    das Buch hört sich richtig interessant. Vor allem auch die Kombi mit den Illustrationen finde ich klasse.

    Das Interview fand ich auch super. Besonders die Südtirol-Antwort. Denn genau das wäre auch ein Traum von mir. Für den Anfang würde es mir schon reichen, den Sommer auf einer Alm in Südtirol zu verbringen. Nur ob ich der Arbeit dort (Landwirtschaft oder Gastronomie) als Büromensch wirklich gewachsen wäre, da bin ich mir nicht sicher.

    Viele Grüße.

    Steffi

    1. Liebe Steffi,

      das Buch gibt auch wirklich einiges her!
      Haha, das kann ich sehr gut nachvollziehen! Einerseits würde ich mir auch genau das wünschen, auf der anderen Seite hätte ich aber genauso Bammel.

      Liebe Grüße
      Jill

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