Rezension | Ein Freitod von Steffen Kverneland

Rezension | Ein Freitod von Steffen Kverneland

Titel: Ein Freitod | Autor: Steffen Kverneland | Übersetzer: Ina Kronenberger | Illustrator: Steffen Kverneland | Verlag: Avant Verlag | Erscheinungsdatum: 01.06.2019 | Seitenzahl: 120

Steffen Kverneland präsentiert mit Ein Freitod seine bislang persönlichste Graphic Novel.

Die Geschichte kreist um seinen Vater und dessen überraschenden Suizid, als Kverneland gerade achtzehn Jahre alt war. Die herausragenden Zeichnungen werden mit Fotografien aus dem Familienalbum montiert und erzählen, wie dieses einschneidende Erlebnis das weitere Leben des Autors beeinflusste.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Ich muss gestehen, dass dieses Buch zuerst an mir vorbeigegangen ist. Dann hat mein Partner allerdings einen unglaublich interessanten Bericht im Radio gehört und meinte, dass diese Geschichte bestimmt etwas für mich wäre…

Unglaublich intensiv

Allein in die Gestaltung wurde unglaublich viel Liebe und Leidenschaft gesteckt, was nur noch mehr verdeutlicht, um was für ein besonderes Projekt es sich hier handelt. Steffen Kverneland hat seinen Vater verloren, da sich dieser mehr oder weniger für den Freitod entschieden hat. Doch was macht das mit den Menschen? Kverneland berichtet vor allem viel aus seiner Jugend, gemischt mit Rückblenden und einem Fokus verstärkt auf die Zeit direkt danach.

Natürlich war die Familie tief erschüttert und fassungslos, sie machten sich selbst Vorwürfe und tief im Inneren sucht man oft die Schuld bei sich selbst. Die Art des Todes gab es auch schon in meiner Familie, genauso, wie sie der Autor hier geschildert hat. Es war merkwürdig, so direkt damit konfrontiert zu werden, sich direkt mit dieser Situation auseinanderzusetzen und hat für einen gehörigen Nachklang gesorgt.

Wenn man über Makel hinwegsehen kann

Machen wir uns nichts vor, kein Mensch ist perfekt. Doch von außen betrachtet, stoßen einem viele Eigenschaften wesentlich mehr auf. Kvernelands Vater hatte gute wie schlechte Eigenschaften, doch darum geht es eben nicht. Es hat einen Moment gedauert, bis ich das auch verstehen konnte. Wir lieben Menschen, wie sie sind und behalten sie so im Gedächtnis. Gerade die Mischung aus den detailreichen Zeichnungen und den Fotos hat die ganze Geschichte auch für mich als Außenstehende umso greifbarer gemacht.

Was mich aber vor allem überrascht hat, war die Direktheit mit der der Autor an diese Geschichte rangegangen ist. Seinen eigenen Frieden zu finden, so schmerzlich es manchmal auch ist. Zu akzeptieren, dass Depressionen so viel mehr sind, als mal einen schlechten Tag zu haben und dass es für manche Menschen keinen anderen Ausweg gab, auch wenn sie einen noch so sehr geliebt haben.

Steffen Kverneland hat mit Ein Freitod ein unglaublich mutiges und ehrliches Werk geschaffen, das bei mir einen tiefen Nachklang ausgelöst hat und noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben wird. Inhaltlich, wie künstlerisch eine Leseempfehlung, wenn das Thema auch sehr mit Bedacht betrachtet werden sollte.

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