Rezension | Kalt und still von Viveca Sten

Rezension | Kalt und still von Viveca Sten

Titel: Kalt und still | Originaltitel: Offermakaren | Autor*in: Viveca Sten | Übersetzer*in: Dagmar Lendt | Verlag: dtv | Erscheinungsdatum: 19.10.2022 | Seitenzahl: 512

Bei Minus 20 Grad zählt jede Stunde
Hanna Ahlander ist 34, als ihre Welt kurz vor Weihnachten in sich zusammenfällt. Ihr Freund verlässt sie für eine andere und ihr Vorgesetzter legt ihr nahe, den Dienst bei der Stockholmer Polizei zu quittieren.

Nachdem sie nicht bereit war, einen kriminellen Kollegen zu decken, stellt sich das Polizeikorps gegen sie. Zum Glück gibt es in dieser Männerwelt auch Frauen: Etwa ihre ältere Schwester, die sie flugs nach Åre schickt in ihr leer stehendes Ferienhaus. Hanna badet noch in Selbstmitleid, als eine Vermisstenmeldung sie erreicht. Nach einer Party ist die junge Amanda nicht nach Hause gekommen. Bei Minus 20 Grad zählt jede Stunde. Hanna beteiligt sich an der Suchaktion und hält Augen und Ohren offen. Bald weiß sie mehr als die örtliche Polizei …

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Für gewöhnlich bin ich eher der Thriller-, als der Krimi-Fan, doch alles was mit einer eiskalten Atmosphäre zu tun hat, zieht mich immer magisch an und so war ich auch hier unglaublich gespannt.

Leichter Einstieg

Ich liebe sie: kurze und knackige Kapitel – und genau diese bietet Viveca Sten. Geschmäcker sind natürlich unterschiedlich, doch ich persönlich komme dadurch viel schneller voran und gerade bei eher kurzweiliger Unterhaltung, die auch mit einem gewissen Spannungsfaktor arbeiten, finde ich diesen Stil genau passend.
Hanna spürt den Polizeikorps, denn nachdem sie einen Kollegen gemeldet hat, scheinen sich alle gegen sie zu wenden, was sogar soweit geht, dass sie schlussendlich ihren Job verliert. Diese Thematik finde ich unglaublich wichtig und finde, dass sie gar nicht oft genug angebracht werden kann, denn es handelt sich hierbei wirklich um ein immens großes Problem, das immer wieder unter den Tisch gekehrt wird.
Und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, verlässt ihr Freund sie auch noch und schmeißt sie aus der gemeinsamen Wohnung – die junge Frau fühlt sich am Ende und ich konnte das beim Lesen mehr als nur nachvollziehen. Was ich an dieser Stelle gemacht hätte, hätte ich auch nicht gewusst.

Das Verhältnis zu ihren Eltern als „mäßig“ zu beschreiben scheint noch untertrieben zu sein, doch die Rettung kommt in Gestalt ihrer Schwester, die sie kurzerhand nach Are ihr Ferienhaus schickt, dem Ort, in dem sie einen Teil ihrer Kindheit verbracht haben. Dort angekommen ist natürlich nicht auf einmal ein Wunder passiert und Hannah muss erst einmal ihre Wunden lecken, das gibt allerdings den Leser*innen die Gelegenheit mehr über die Geschehnisse im Ort zu erfahren. Nach einer Feier verschwindet nämlich die 18-jährige Amanda und bei Minus 20° wird dies noch gefährlicher, als es das so schon wäre.
Es gibt immer mal ein paar Perspektivwechsel, auch wenn Hanna klar im Mittelpunkt bleibt, schließlich handelt es sich hierbei um den Auftakt einer Reihe, und irgendwann verknüpft sich alles und läuft auf die große Frage hinaus: Wo ist Amanda?

Wirklich gute Unterhaltung & ein solider Auftakt

Eine Zeit lang braucht es schon, bis auch Hanna im eigentlichen Geschehen ankommt, denn natürlich springt sie nicht gleich vor Ort in den Fall mit ein. Stattdessen findet sich durch die großen Suchaktionen Kontakte, erfährt immer mehr Infos, bis sie sich selbst bei der Polizei vor Ort meldet.
Ein bisschen hat es mich schon kirre gemacht, immer alle Infos zu erfahren, aber zeitgleich mitzubekommen, wie sehr es oftmals an der Kommunikation mangeln kann.
Dass Hanna dann kurzerhand mit ins Ermittlerteam geholt wird schien dann schon sehr praktisch von den Fügungen, auf der anderen Seite, sollte aber natürlich auch genau dieser Start hier losgehen. Und in gewisser Weise bin ich auch ehrlich: bei guter Unterhaltung kann ich auch ein paar unrealistische Fügungen definitiv verzeihen.

Neben Hanna geht es auch noch um den Ermittler Daniel, der auch so einigen Stress Zuhause hat. Wirklich näher gekommen sind die beiden sich noch nicht, doch das fand ich gar nicht so verkehrt, schließlich will ich ja auch in den kommenden Bänden noch etwas Neues erfahren.
An der einen oder anderen Stelle gab es sicherlich noch Luft nach oben, doch gute Unterhaltung wird hier auf jeden Fall geboten. Ich habe das Buch an einem Tag gelesen, weil es sich einfach so leicht wegliest und mit Spannungen und Charakteren zu arbeiten weiß. Wer einen spannenden Krimi für die passende kalte Jahreszeit sucht, wird hier fündig und ich freue mich bereits jetzt auf den zweiten Fall von Hanna Ahlander.

Obwohl ich für gewöhnlich wesentlich lieber zu Thrillern als zu Krimis greife, war ich hier doch mächtig neugierig – aber so ein eiskaltes Setting lockt mich auch immer sehr. Und was soll ich sagen? Ich bin wirklich froh, denn der erste Fall von Hanna Ahlander liest sich unglaublich schnell weg und bietet gute Unterhaltung. Mit ein wenig Luft nach oben, aber vor allem Lust auf mehr!

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