Rezension | Road of Bones von Christopher Golden

Rezension | Road of Bones von Christopher Golden

Titel: Road of Bones – Straße des Todes | Originaltitel: Road of Bones | Autor*in: Christopher Golden | Übersetzer*in: Johannes Neubert | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 02.05.2023 | Seitenzahl: 400 (Printausgabe)

Umgeben von kahlen Bäumen in einer schneebedeckten Wildnis und unter einem trüben, düsteren Himmel erstreckt sich die Kolyma in Sibirien, eine 1.200 Meilen lange Straße geschotterten Permafrostbodens in der Nähe des Polarkreises. Ein schmaler Pfad, auf dem Autofahrer mit schwierigen Bedingungen wie vereisten Oberflächen, eingeschränkter Sicht und einer Durchschnittstemperatur von sechzig Grad unter null konfrontiert sind. Tödliche Autounfälle sind an der Tagesordnung.

Doch die Autofahrer sind nicht die einzigen Opfer dieser Straße. Die als „Straße der Knochen“ bekannte Strecke ist ein riesiger Friedhof für die Gulag-Häftlinge der ehemaligen Sowjetunion. Hunderttausende von Menschen schufteten sich hier zu Tode und ihre Leichen von den eisigen Elementen verschlungen und unter die Permafroststraße gepflügt.

Der Dokumentarfilmer Felix „Teig“ Teigland ist fasziniert von der Geschichte der Straße und plant eine neue Serie über Leben und Tod auf der Straße der Knochen. Er besucht die Stadt Akhust, den „kältesten Ort der Welt“, um dort Geistergeschichten und lokale Legenden zu sammeln. Doch als Teig und sein Team ihr Ziel erreichen, finden sie eine verlassene Stadt vor – bis auf ein katatonisches neunjähriges Mädchen – und ein Rudel räuberischer Wölfe, die schneller und schlauer sind, als es wilde Tiere sein sollten.

Verfolgt von den jenseitigen Bestien, sehen sich Teigs Gefährten entlang der Straße der Knochen mit noch unheimlicheren und unerklärlicheren Phänomenen konfrontiert, als würden die Geister von Stalins Opfern sie heimsuchen. Es ist eine erschütternde Reise, die Teig an seine Grenzen bringt und ihn zwingt, sich den Sünden seiner Vergangenheit zu stellen.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Ich muss gestehen, dass ich ein unglaublich großer Fan des Autors bin. Umso mehr, nachdem ich ihn auf der Leipziger Buchmesse kurz treffen durfte und so war die Vorfreude auf sein neues Werk unglaublich groß!

Hat sich das Warten gelohnt?

Tatsächlich wurde der Titel immer mal wieder ein bisschen geschoben und mir hat es schon mächtig in den Fingern gekribbelt. Ich muss gestehen, dass ich die Ideen von Christopher Golden immer ganz grandios finde, aber durchaus nachvollziehen kann, wieso manche so ihre Schwierigkeiten mit den Umsetzungen haben. Bei mir ist es allerdings so, dass ich zwar manchmal verschenktes Potenzial sehe, mich in der Gesamtatmosphäre aber einfach unglaublich wohl fühle. Und was uns dieses Mal erwartet?
Christopher Golden schickt seine Leser*innen mal wieder in ein eisiges Setting, was bei mir gleich auf Begeisterung gestoßen ist. (Snow Blind kann ich an dieser Stelle nur wieder wärmstens empfehlen.)
Teig, Dokumentarfilmer und eher erfolgloser Geschäftsmann, hat schon einige Projekte durch seine impulsive Art in den Sand gesetzt, obwohl er doch eigentlich nur mit Herzblut dabei sein will. Der letzte Mensch, der noch an ihn glaub, oder zumindest die Hoffnung auf die Rückzahlung für das geliehene Geld noch nicht aufgegeben hat, ist sein Kameramann Prentiss, der ihn nun auf eine ganz besondere Expedition begleitet.

Es geht ab nach Sibirien und nicht nur irgendwo hin, sondern über die Straße der Knochen, bzw. die Straße des Todes. Klingt doch schon ziemlich atmosphärisch, oder? Die Straße hat ihren Namen, weil sie mehr oder weniger ein Friedhof für die Gulag-Häftlinge der ehemaligen Sowjetunion ist. Allerdings ist das ein Aspekt, der gar nicht so viel weiter vertieft wird. Doch kaum kommen die beiden in der eisigen Gegend bei -40° an, nehmen sie auch schon eine gestrandete Autofahrerin mit, die ansonsten in der Kälte draußen wohl gestorben wäre und stoßen auf ihren Ansprechpartner vor Ort. Kaum ist das Geschehen überschlagen sich auch irgendwie schon die Ereignisse und wir finden uns in einer wilden und düsteren Welt wieder, die definitiv so manche Albträume schmücken könnte.

Was ist denn hier los?

Es verschlägt das kleine Grüppchen in einen Ort, der vollkommen verlassen scheint. Die Türen aller Häuser sind geöffnet, nur leider sind die Bewohner einfach alle fort. Alle außer einem kleinen Mädchen, das schwer traumatisiert scheint. Auf der weiteren Suche stoßen sie allerdings auf Kreaturen, die sie nicht mehr gehen lassen wollen und ab da beginnt ein rasanter Roadtrip, den die zusammengewürfelte Gruppe so schnell nicht mehr vergessen wird, wenn sie ihn denn überhaupt überleben.
Zwischendurch switchen wir zu einer alten Frau, die hin und her gerissen ist zwischen ihren Wurzeln zur Verbundenheit der Natur und Geister und der neuen Welt, die jedoch fest an ihrer Mission festhält und den Geistern bei ihrem Übergang helfen will. Das Ganze wirkte zuerst ein wenig zusammenhangslos, weil ich mir noch nicht vorstellen konnte, inwiefern sich hier die Wege der beiden Perspektiven kreuzen könnten, doch eine Auflösung hat der Autor natürlich auf Lager.

Auf Glatteis, in für mich unvorstellbarer Kälte und mit einem Schritt im Jenseits müssen Teig und seine Gefährten nun irgendwie einen Weg aus dieser Misere finden und die Nacht erscheint unendlich lang. Denn die Kreaturen, auf die sie gestoßen sind, wollen auf keinen Fall von ihren ablassen und folgen ihnen mit einem klaren Ziel vor Augen. Was hat es mit dem kleinen Mädchen auf sich? Und wie schlägt sich Nari, die junge Frau, als neue und ungewollte Gefährtin? Die Gefahr scheint hinter jeder Ecke zu lauern und ruft nach den Menschen. Ich muss zugeben, dass manche Aspekte hier definitiv noch detailreicher, bzw. ein wenig transparenter hätten gestaltet werden können, da so manches doch ein wenig „wirr“ im Raum steht. Allerdings konnte ich mich trotzdem wieder total in dieser Atmosphäre verlieren und vielleicht ist es ja auch ein Teil des Schreckens, eben nicht immer für alles eine Erklärung zu haben, bzw. es genau benennen zu können.
Ein etwas ruhigerer Einstieg mit nachklingenden starken Horror-Mystery Vibes, bei denen Fans auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen können und was soll ich sagen? Ja, das Warten hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt.

Ein kleiner Ausflug nach Sibirien und auf die Straße des Todes bringt so manches Unheilvolles mit sich. Vor allem dann, wenn dort Kreaturen geweckt worden, die nichts auf dieser Welt verloren haben und die verbittert an ihrem Ziel festhalten. Atmosphärisch und einnehmend mit starken Horror-Mystery Vibes, die genau nach meinem Geschmack waren.

KAUFEN!

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