Rezension: Spiel der Macht / Marie Rutkoski | 5 Gründe zum Buch zu greifen

Rezension: Spiel der Macht / Marie Rutkoski | 5 Gründe zum Buch zu greifen

Titel: Spiel der Macht  |  Originaltitel: The Winner’s Curse  |  Autor: Marie Rutkoski  |  Übersetzer: Barbara Imgrund  |  Verlag: Carlsen Erscheinungsdatum: 28.09.2018  |  Seitenzahl: 368  |  Altersempfehlung: ab 14

Als Tochter des ranghöchsten Generals von Valoria hat die siebzehnjährige Kestrel nur zwei Möglichkeiten: der Armee beizutreten oder jung zu heiraten. Aber Kestrel hat fürs Kämpfen wenig übrig; für sie ist die Musik das kostbarste Gut. Einem plötzlichen Impuls folgend ersteigert sie den Sklaven Arin, der sie auf unerklärliche Weise fasziniert. Schon bald muss sie sich eingestehen, dass sie mehr für ihn empfindet, als sie sollte. Doch er hat ein Geheimnis – und der Preis, den sie schließlich für ihn zahlt, wird ihr Herz sein …

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Ein außergewöhnlicher Stil

Relativ schnell merkt man, dass die Autorin hier einen außergewöhnlichen Stil hat. Alles wirkt ein wenig distanzierter, was aber nicht bedeutet, dass hier keine Emotionen aufgebaut werden. Durch die vielen unterschiedlichen Perspektiven gewinnt man als Leser unglaublich schnell einen weitläufigen Einblick und erfährt, was den Charakteren untereinander noch verborgen bleibt. Ich kann mir gut vorstellen, dass es manchen schwer fallen wird, sich hier gleich auf die Geschichte einlassen zu können, ich persönlich bin ein großer Fan! Ein wenig hat es mich an Iskari erinnert, als wenn einem eine Geschichte erzählt wird.
Für mich wurde hier eine einzigartige Atmosphäre aufgebaut, die mir unheimlich gut gefallen hat und die für ein ganz besonderes Leseerlebnis gesorgt hat. Es wird nicht nur zwischen den Charakteren geswitcht, sondern auch in den Zeiten, allerdings bekommt man da wirklich schnell ein Gefühl für.

Spiel der Macht

Charaktere mit Ecken und Kanten

Wir kennen sie alle – die unfehlbaren Charaktere. Gutaussehend, intelligent, tapfer, loyal…
Doch was ist, wenn die Welt eben nicht immer zwischen schwarz und weiß aufgeteilt werden kann?
Gerade durch die doch eher schwierige Thematik bekommt man ein Gefühl dafür, wie unterschiedlich man die Dinge aus verschiedenen Perspektiven sehen kann. So war ich mehrmals hin und her gerissen zwischen Kestrel und Arin, bei näherer Betrachtung habe ich dann aber schnell gemerkt, dass beide aus ihrer Situation heraus handeln und beides absolut nachvollziehbar ist. Auch Fehler sind menschlich und machen die Charaktere gerade hier umso greifbarer und authentischer. Ich konnte die Handlungen dadurch umso besser nachempfinden und habe mich selbst gefreut, wie sehr mir dieses Buch ermöglicht hat, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

Eine Frage der Moral

Angeknüpft an den vorherigen Punkt möchte ich gerne die Thematik noch einmal ansprechen.
Vor einigen Jahren hat das Volk von Kestrel das von Arin versklavt – beide waren zu dem Zeitpunkt noch Kinder und haben demnach wenig dazu beigetragen, leben aber nun in der existierenden Gesellschaftsform.
Kestrel sieht durchaus das Falsche darin und versucht sich in ihren Möglichkeiten dagegenzuwenden, ist aber mehr oder weniger damit aufgewachsen. Dass Arin das alles aus einer ganz anderen Perspektive sieht ist mehr als nur verständlich. So treffen hier Welten aufeinander, die beiden empfinden vielleicht etwas füreinander, können jedoch nie die Gefühle des anderen nachvollziehen. Es ist wie ein Elefant im Porzellanladen – so viel Rücksicht die beiden auch aufeinander nehmen würden, sie zerstören damit etwas aus dem anderen Leben.
Die Idee ist sicherlich nicht neu, aber ich war selten so hin und her gerissen.

Der Schnee fiel auf sie, er fiel auf ihn, aber Kestrel wusste, dass keine einzige Schneeflocke jemals sie beide gleichzeitig berühren würde.

Intrigen und Machtspiele

Hach, kommen wir zu einem besonders spannungsgeladenen Punkt.
Natürlich kann man die Charaktere mehr oder weniger einschätzen, dennoch kommt es immer wieder zu Überraschungen und irgendwie hat man nie das Gefühl einen Charakter wirklich zu kennen, vielleicht kennen sie sich nicht einmal selbst. Denn so sehr man auch als Leser hin und her gerissen ist, ergeht es den Charakteren scheinbar nicht anders. Die Gratwanderung zwischen Gut und Böse ist nicht annähernd so leicht, wie man denkt und jeder will verständlicherweise seine eigene Existenz schützen. Und unabhängig vom zentralen Thema, gibt es auch so genügend Streitereien, die immer wieder für Aufruhr sorgen.
Jeder hat seine Geheimnisse und möchte die Zügel gerne in den eigenen Händen halten.

Spiel der Macht

Ein bitterböses Ende

Keine Panik – no Spoiler!
Aber gerade, wenn eine Fortsetzung schon feststeht, kommt es nicht selten vor, dass der Autor am Ende eine Überraschung für seine Leser, meist in Form eines fiesen Cliffhangers bereithält.
So ist es auch hier nicht anders und ich kann euch sagen, dass mir die Zeit bis zur Veröffentlichung vom zweiten Band jetzt schon viel zu lang vorkommt.
Obwohl sich die Schlussszene nach und nach aufgebaut hat und nicht ganz überraschend kam, war es einfach das Gesamtbild, das mich überwältigt hat.

Meine Erwartungen an Spiel der Macht von Marie Rutkoski waren schon nicht gering, doch das Gesamtkonzept hat mich nicht nur überrascht, sondern auch begeistert! Der außergewöhnliche Schreibstil, der Zwiespalt beim Lesen und die spannende Handlung hat dafür gesorgt, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte und mich nun sehnlichst nach der Fortsetzung verzehre.
Definitiv ein Auftakt, der sich sehen lässt und trotz bekannter Aspekte, viele neue Details und Sichtweisen einbringen konnte – definitiv eine Leseempfehlung von meiner Seite!

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AUCH REZENSIERT VON:  Evas Bookworld  |  Magische Bücherwelt  |  Kathaflauschi Books

11 comments found

  1. Liebe Jill,
    das gemeinsame Lesen macht wieder super viel Spaß, auch wenn ich noch hinterher hänge. Es ist trotzdem immer schön, sich mit dir austauschen zu können. 🙂
    Deinen genannten Gründen kann ich nur zustimmen, auch wenn ich zum Ende noch nix sagen kann hihi. Ich bin sehr gespannt worauf das Ganze hinaus läuft, ich habe ja noch so 80 Seiten, die ich gleich lesen werde.
    Mich begeistert ja vor allem Kestrel, die einfach total authentisch ist und tolle Fähigkeiten hat, gleichzeitig zu ihren Schwächen stehen kann und super ehrlich und klug ist. I love her.
    Schon jetzt freue ich mich auf unseren nächsten Buddyread.

    LIEBE

    1. Liebe Nicci,

      dem kann ich nur zustimmen! Zumindest mir geht es so, dass ich das Gelesene dadurch auch immer viel mehr verarbeiten kann, außerdem macht es natürlich unendlich viel Spaß sich austauschen zu können.
      Mittlerweile hast du es ja auch beendet und ich freue mich sehr, dass dich die Geschichte auch noch so begeistern konnte!

      LIEBE

  2. Liebe Jill,

    eine wirklich tolle Rezension. Ich kann deine Begeisterung sehr gut nachempfinden, ich habe das Buch auch kürzlich gelesen, d. h. als es als Rezensionsexemplar an einige Blogger verschickt wurde und es so immer wieder auf Social Media auftauchte. Ich hatte das Buch auf Englisch im Regal stehen und war so angefixt, dass ich es gleich lesen musste.

    Ich habe das Buch ebenso geliebt, es gab nur ein winziges Detail, was mich gestört hat. Aber ansonsten konnte mich das Buch auch absolut überzeugen. Ich habe mir Teil 2 und 3 auch anschließend direkt auf Englisch besorgt und bin richtig gespannt darauf, wie es weiter gehen wird.

    Liebste Grüße
    Ivy

    1. Liebe Ivy,

      das freut mich sehr! Ich fand es wirklich sehr cool. Magst du mir verraten, was dir nicht so gut gefallen hat? Da bin ich immer super neugierig, hihi.
      Dann hoffe ich sehr, dass uns die Fortsetzungen auch so begeistern können!

      Liebste Grüße
      Jill

  3. Hey Jill,

    bisher reizt mich die Geschichte noch nicht so. Wie du bereits selbst erwähnt hast: Es erinnert mich an Iskari und gerade dieser Schreibstil „auf Distanz“ hat so seine Längen.

    Danke für deine stichhaltige Besprechung.

    Liebe Grüße
    Tina

    1. Liebe Tina,

      das ist natürlich schade, aber Geschmäcker sind einfach unterschiedlich und ich kann gut verstehen, dass manche vielleicht nicht so sehr in diesen Stil reinkommen. Ich hoffe aber sehr, dass du noch ein wenig Gefallen an der Geschichte finden wirst.

      Liebste Grüße
      Jill

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