Rezension | Therapiert von Martta Kaukonen

Rezension | Therapiert von Martta Kaukonen

Titel: Therapiert | Originaltitel: Terapiassa | Autor*in: Martta Kaukonen | Übersetzer*in: Gabriele Schrey-Vasara | Verlag: Heyne | Erscheinungsdatum: 01.02.2023 | Seitenzahl: 400 (Printausgabe)

Wer zu tief in der Seele schürft, entfesselt das Böse

Star-Therapeutin Clarissa Virtanen hat schon viele schwierige Fälle behandelt. Als die traumatisierte junge Ira vor ihr sitzt, die kaum ein Wort herausbringt, läuten bei ihr sofort die Alarmglocken. Ira scheint kurz davor, sich etwas anzutun. Das will Clarissa um jeden Preis verhindern. Schließlich darf sie nicht noch einen ihrer Schützlinge verlieren. Denn das würde auch ihr Leben zerstören, das längst nicht so perfekt ist, wie es nach außen scheint. Aber Clarissa ahnt nicht, dass Ira sie aus einem ganz bestimmten Grund als Therapeutin ausgewählt hat … ​

Ein Psychothriller der Extraklasse: Immer wenn du denkst, du hast die Geschichte durchschaut, wendet sich das Blatt erneut.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Es war mal wieder Zeit für einen Thriller und dieser hat mich einfach angelacht!

Mehr Schein als Sein

Martta Kaukonen lässt hier sehr schnell ihre Leser*innen darauf stoßen, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint. So treffen wir auf Ira, eine junge traumatisierte Frau, die ihr ganz eigenes Ventil gefunden hat, mit ihren Erlebnissen umzugehen, was allerdings anderen Menschen zum Verhängnis wird.
Da hat sie genau auf diese eine Therapeutin einen Blick geworfen, doch auch diese hat ihre Geheimnisse: Auftritt Clarissa Virtanen. Star-Therapeutin mit einer hohen Erfolgsquote und nach außen hin her oberflächlich. Allerdings hat auch Clarissa so einiges zu verbergen. Als Ira in ihre Praxis kommt entwickelt sie nach und nach eine immer größer werdende Faszination ihrer neuen Patientin gegenüber, die auch schon nicht mehr gesund ist.

Allein die Dynamik zwischen den beiden Frauen wäre schon unglaublich interessant gewesen, doch es geht noch weiter. So spiel auch noch Pekka, Clarissas Ehemann, eine wichtige Rolle – das Paar hat jeweils ihre Büros Zuhause, wodurch auch an ihm nicht alles vorbeigeht. Denn auch, wenn die Ehe immer mehr zu bröckeln scheint, entwickelt er doch immer mehr Interesse an Clarissas neuer Patientin.
Das „Schlusslicht“ macht dann noch Atko, Journalist, der aber schon mit einem Bein aus der Karriere raus ist, sich aber Hoffnung macht, mit seinem Enthüllungsbericht über die bekannte Star-Therapeutin doch wieder ins Business rein zu manövrieren.
Jetzt ist es aber nicht so, dass wir hier einfach nur in den vier Perspektiven hin und her switchen – alle Charaktere versuchen einen für sich zu gewinnen, das eigene Verhalten zu erklären oder viel mehr zu entschuldigen und irgendwann verliert man immer mehr das Gefühl dafür, wem man hier noch trauen kann.

Psychologisch & eher ruhig

Vorweg sollte schon noch angemerkt werden, dass es sich hier keinesfalls um einen Actionthriller handelt, wenn aber natürlich auch Spannung aufkommt. Die Autorin arbeitet viel eher auf einer psychologischen Ebene und versucht die Lesenden damit einzufangen, sodass man sich selbst in der Story verliert.
Die kurzen Kapitel gestalten das Gesamtkonzept dann auch noch knackiger, was wieder mehr Schwung reinbringt. Doch die Charaktere…darauf muss man sich definitiv einlassen können.
Das ganze Hin und Her, irgendwie schien mir zwischenzeitlich jede*r unglaubwürdig und ich habe ein bisschen den Faden verloren, wo das Ganze noch hinsteuern soll.

Doch genau das war wohl auch so von Martta Kaukonen gewollt, denn es werden immer wieder unerwartete Wendungen und Plottwists eingebaut – manche davon können sich in meinen Augen allerdings mehr sehen lassen als andere. Ich glaube, dass man dieses Buch dann doch mit viel Aufmerksamkeit lesen muss, ansonsten kommt man am Ende hin doch schnell zu der Annahme, dass alles ein wenig zu sehr konstruiert, skurril und gewollt ist. Wobei es hier bei vielen Ansätzen wirklich eine entsprechende Vorarbeit gab. Hier werden sich wohl einfach wieder die Gemüter streiten – manchen ist es zu abgedreht, andere wiederum werden total begeistert von all den Überraschungen, gerade zum Ende hin, sein. Ich persönlich fand die Story auf jeden Fall cool für zwischendurch und werde die Autorin im Auge behalten.

Mit diesem Thriller-Debüt weiß Martta Kaukonen ihre Leser*innen auf jeden Fall auf Trab zu halten. Kaum hat man das Gefühl die Geschichte jetzt durchschaut zu haben, wird man doch wieder eines Besseren belehrt. Schwierige und undurchsichtige Charaktere, ein interessanter Stil und so einiges, das man erst einmal entwirren muss!

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