Rezension | Trauma – Kein Vergessen von Christoph Wortberg

Rezension | Trauma – Kein Vergessen von Christoph Wortberg

Titel: Trauma – Kein Vergessen | Autor: Christoph Wortberg | Verlag: dtv | Erscheinungsdatum: 20.08.2021 | Seitenzahl: 384 | Reihe: Die Trauma-Trilogie : Katja Sands zweiter Fall | Weitere Bände: (1) Trauma – Kein Entkommen

Die Münchner Hauptkommissarin Katja Sand und ihr Assistent Rudi Dorfmüller ermitteln im Fall der ermordeten Rentnerin Selma Kiefer. Der Körper der ehemaligen OP-Schwester wurde postmortal grausam verstümmelt. Nach vierzig Ehejahren hat sie sich von ihrem gewalttätigen Ehemann Josef scheiden lassen und ihn wegen Körperverletzung angezeigt. Hat ihr Exmann sie ermordet, um einer drohenden Verurteilung zu entgehen? Katja bittet den Psychoanalytiker Dr. Alexander Hanning um Hilfe. Hanning schließt auf einen Täter mit einem gestörten Verhältnis zu seinem Körper und seiner Sexualität. Seine Analyse führt Katja zu dem kürzlich entlassenen Serienmörder Franz Bichler. Der Mord an Selma Kiefer gleicht bis ins Detail den von ihm verübten Taten. Hat er seine Serie wieder aufgenommen?

Der ehemalige Kinderchirurg Professor Thomas Goldt wird ermordet aufgefunden, auf die gleiche Art geschändet wie Selma Kiefer. Aber als Mann passt er nicht in Bichlers Mordmuster. Auf der Suche nach einer Verbindung zwischen den Morden stößt Katja auf einen Abgrund aus ärztlicher Selbstherrlichkeit. Und plötzlich ergeben die Verstümmelungen der beiden Toten einen ganz neuen, grausamen Sinn.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Nachdem mich der Auftakt der Reihe durchaus neugierig gestimmt hat, war ich sehr gespannt, wie es rund um Katja Sand weitergeht.

Toller Anschluss

Auch, wenn es sich hierbei um einen zweiten band handelt, muss gleich vorab erwähnt werden, dass man auch mit diesem Band, also dem zweiten starten könnte. Ich persönliche würde es nicht unbedingt empfehlen, weil ich die Entwicklungen so stark finde, doch für Wissenslücken gibt es hier und dort Erklärungen, wodurch der Einstieg gelingen sollte. Katja Sand ermittelt weiter, an ihrer Seite weiterhin ihr Kollege Rudi Dorfmüller – wer den ersten Band gelesen hat, der wird noch im Kopf haben, dass es ziemlich wild einherging. Christoph Wortberg hat wahnsinnig viele Ideen, mit hohem Potenzial, beim Auftakt war mir manches aber noch ein wenig zu wirr, um es wirklich greifen zu können.
Ähnlich wie ein Puzzle, das erstmal ausgekippt wird und nun muss man schauen, welche Teile, wo zusammenpassen.

In diesem Band stehen die Ermittlungen selbst mehr im Vordergrund (zumindest für mein Empfinden) und das Münchener Kommissariat ist auf der Suche nach einem Mörder, dessen Spuren sehr auf einen kürzlich entlassenen Serienmörder deuten – hier die 1. Spur. Zeitgleich gibt es aber einen Nahestehenden, der durchaus ein Motiv hätte – 2. Spur. Und dann natürlich, wie immer, die Möglichkeit, dass es wer ganz unbekanntes ist. In alle Richtungen wird ermittelt, ich selbst war auch eine zeitlang hin und her gerissen. Dass Christoph Wortberg hier merh Spannung reinbringen wollte, fand ich natürlich gut, doch die eine Option wurde mir ein wenig zu arg und auch abwegig in Erwägung gezoegn, das ist aber eventuell auch Geschmackssache.

Doch es gibt nicht nur einen neuen Fall, im ersten Band wird thematisiert, welches Trauma Katja Sand selbst erlitten hat und ein Zusammenhang, bzw. eine Bindung zu Dr. Hanning hergestellt, der mittlerweile im Gefängnis sitzt aber auch hier seine Auftritte hat. Und gerade hier haben mich die Entwicklungen sehr beeindruckt.

Starke Fortsetzung

Hinter das große Geheimnis von Katja Sand kommt man als Leser*in zwar immer noch nicht, wenn es auch ein paar neue Indizien gibt, doch das ist überhaupt nicht wild. Das Verhältnis zwischen aktueller Ermittlung und Geheimnissen um die Charaktere war für mich hier viel ausgewogener. Außer der einen merkwürdigen Ermittlungsspur gab es keine großen Ausreißer aus der Story, der Spannungsbogen war top und vor allem war das Gesamtpaket wahnsinnig unterhaltsam. Die Charaktere werden ein wenig bodenständiger, ich habe ein besseres Gefühl für sie bekommen und zeitgleich einen ziemlich abgedrehten Fall serviert bekommen, der mich in der Auflösung wirklich überrascht hat, weil ich vorab nicht diese Thematik hinter dem Buch erwartet hätte.

Spätestens jetzt ist es gar keine Frage mehr, ob man den dritten und abschließenden Band liest oder nicht – denn schließlich warten wir auf die große Enthüllung! Oder zumindest ich, haha.
Mit dieser rasanten Entwicklung gehe ich außerdem davon aus, dass ich den Abschlussband dann gar nicht mehr aus der Hand legen kann. Hier wurde der Fokus zwar nicht so über-offensichtlich auf Trauma gelegt, wie im ersten, wobei es wohl nicht weniger thematisiert wurde, sondern nur weniger benannt. Es ist ein Versuch in den Kopf von Betroffenen und oder Täter*innen zu werfen und die Geschichte davor, als viel mehr das Einschießen auf die Morde selbst.

Mit Trauma – Kein Vergessen, dem zweiten Fall von Katja Sand konnte mich Christoph Wortberg echt überraschen und gut unterhalten. Den Auftakt mochte ich bereits, vor allem aber das Ende. Hier wird nun alles wesentlich greifbarer, das Geheimnis um die Ermittlerin und der aktuelle Fall sind gut ausgewogen und das Gesamtpaket kann sich einfach sehen lassen. Nun steht es außer Frage, ob ich den dritten Band lesen werde – ich erwarte ihn sehnsüchtig!

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