Rezensionsinterview | Clean / Juno Dawson
Titel: Clean | Autor: Juno Dawson | Übersetzer: Christel Kröning | Verlag: Carlsen | Erscheinungsdatum: 28.06.2018 | Seitenzahl: 400 | Altersempfehlung: ab 14
Lexi ist reich, cool, ein It-Girl – und heroinsüchtig. Nach einer Überdosis landet sie in der Clarity-Klinik. Ihr Entzug ist hart, die Therapie schier unerträglich, vor allem die Treffen mit den „Mitinsassen“: Aufputschmittel-Junkie Saif, Trans-Mädchen Kendall, Guy mit der Zwangsneurose, Bulimikerin Ruby, Ex-Kinderstar Brady. Doch ausgerechnet diese fünf werden zu echten Freunden. Und Brady vielleicht mehr. Lexi öffnet sich vorsichtig, beginnt ihr zerstörerisches Leben zu hinterfragen. Aber ist ein anderer Weg überhaupt möglich?
Gemeinsam mit meiner wundervollen Nicci von Trallafittibooks habe ich Clean gelesen und war mal wieder unendlich dankbar für den Austausch.
Da uns das Buch beide so sehr begeistern konnte, wollten wir gerne mehr als „nur“ eine Rezension dazu schreiben und sind auf die Idee eines Rezensionsinterviews gekommen. Hierfür haben wir jeweils dem anderen fünf Fragen gestellt, die nun beantwortet werden und als kleines Extra zum Schluss gibt es noch einen Song, der für uns zur Geschichte passt.
1. Hattest du Erwartungen an die Geschichte?
Wenn ja, wurden sie erfüllt?
An dieser Stelle muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich etwas komplett anderes erwartet hatte, was aber wirklich ein bisschen dämlich war. Der Titel sagt eigentlich schon alles, aber irgendwie hatte ich mich vom Cover ablenken lassen und hatte mir vorgestellt, dass mich hier eine ähnliche Geschichte wie in One of us is lying erwarten würde…(Bitte nicht lachen, oder zumindest nicht zu laut.)
Nach den ersten Seiten ist mir mein Irrtum natürlich schnell bewusst geworden und die Erwartungen wurden schnell über Bord geworfen. Was ich mir dann allerdings für den weiteren Verlauf erhofft hatte, wurde noch weit übertroffen.
2. Welche der Personen fandest du am interessantesten?
Welche Geschichte hat dich berührt?
Es kommt bei mir nicht selten vor, dass mich Nebencharaktere mehr interessieren als die Protagonisten und auch wenn ich hier alle unglaublich interessant gestaltet fand, muss ich ehrlich sagen, dass mich Lexi wohl doch am meisten fasziniert hat. Nicht nur ihr Charakter und ihr Auftreten waren absolut einnehmend, es war einfach das Gesamtpaket das gestimmt hat. Ein junger Mensch, der Fehler macht aber das Herz am rechten Fleck hat.
Dazu gab es auch ein Geheimnis bei ihr, auf dessen Lüftung man fast bis zum Schluss warten musste.
Aber wie schon gesagt – auch die anderen Charaktere haben es allesamt in sich und konnten mich sehr überzeugen, Lexis Schicksal war nur eben am detailliertesten beschrieben.
3. Angenommen du müsstest, aus welchem Grund auch immer, selbst in die Clarity Einrichtung.
Welche fiktive Person, egal ob aus Clean oder einem anderen Buch würdest du an deiner Seite wissen wollen?
Puh, die wohl mit Abstand schwerste Frage.
Es gibt unzählige Charaktere, mit denen ich gerne Abenteuer bestreiten möchte, aber ob die auch alle für solch eine Situation geeignet wären?
Auch, wenn es vielleicht ein wenig abgedroschen klingt, würde ich doch behaupten, so sehr man von seinen Mitmenschen auch geliebt wird, eine solche Situation kann wohl nur der nachempfinden, der denselben Weg schon hinter sich gebracht hat. Und vor allem Clean hat mir aufgezeigt, dass nicht nur die Erkenntnis ein Problem zu haben ein riesengroßer Schritt ist, sondern auch die richtige Aussicht/Motivation ausschlaggebend ist.
Um der Geschichte aber nichts vorwegzunehmen und vielleicht auch, um ein wenig Aufschwung reinzubringen, hier drei fiktive Buchcharaktere, mit denen ich einen Aufenthalt in der Clarity Klinik erträglicher vorstellen könnte:
Celaena Sardothien (Throne of Glass)
– weil sie einfach selbst schon so sehr am Boden war und immer wieder aufstehen kann.
Mia Corvere (Nevernight)
– wahrscheinlich würde ich mit ihr gemeinsam erst richtig am Boden ankommen, aber danach mit Pauken und Trompeten neu durchstarten und alle fassungslos zurücklassen.
Skulduggery Pleasant (Skulduggery Pleasant)
– weil er ein Freund ist, auf den man immer, wirklich immer zählen kann und einem stets ehrlich die Meinung sagt.
4. Gibt es etwas, was du an der Geschichte gerne ändern würdest, hat dich etwas gestört?
Ganz ehrlich? Nein.
Natürlich gab es Kleinigkeiten, die mich ein wenig gestört haben, aber vielleicht haben auch genau diese die Geschichte ausgemacht. Es gab vor allem eine Wendung im Buch, die mich zwar richtig schlimm mitgenommen hat, mir aber dadurch auch besonders gut gefallen hat.
Juno Dawson hat hier eine harte Sprache gewählt, Charaktere geschaffen, die in ihrem kurzen Leben viel zu schlimme Dinge erleben mussten und Situationen geschildert, aus denen ich am liebsten flüchten wollte.
Doch genau das hat dafür gesorgt, dass mir Clean so unter die Haut gegangen ist.
5. Beschreibe das Buch in drei Hashtags:
#findedeineneigenenweg
#manlebtnureinmal
#jederhateinezweitechanceverdient
Mein Lied zum Buch
Juno Dawson hat mich mit Clean einfach überrumpelt – nicht nur, dass ich ganz andere Vorstellungen hatte, es war das Gesamtpaket. Es wurde kein Blatt vor den Mund genommen und die Situationen schonungslos geschildert.
Ich war schockiert, tief getroffen und habe mich auf eine Art und Weise mit der Thematik auseinandergesetzt, wie ich es ohne diese Geschichte wohl nie getan hätte.
Aus Zufall habe ich entdeckt, dass ich sogar bereits ein Buch der Autorin gelesen habe – Sag nie ihren Namen – dieses Buch hat sie allerdings unter ihren vorherigen Namen James Dawson veröffentlicht.
Juno lebt noch nicht lange als Trans-Frau und hat es sich zur Aufgabe gemacht, mehr über das Thema aufzuklären und anderen Menschen in derselben Situation beizustehen, was sicherlich dazu beigetragen hat, dass Clean so authentisch wirkt.
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