Bloggen – und was dahinter steckt
Eigentlich brennt mir dieser Beitrag schon viel zu lange auf der Seele, dennoch war ich mir nie sicher, ob ich auch die richtigen Worte dafür finden kann. Dies wird weder ein Leitfaden, noch eine Kritik sein. Aber vielleicht kann ich dem einen oder anderen Leser verdeutlichen, dass hinter dem Hobby „Blog“ nicht nur eine Menge Leidenschaft, sondern auch viel Arbeit steckt.
Auch wenn es mir sehr am Herzen liegt, mich zu diesem Thema einmal auszusprechen – legt dennoch nicht jedes Wort auf die Goldwaage.
Jeder strukturiert seinen Ablauf anders, steckt mal mehr oder weniger Zeit in die Arbeit und auch generell handelt auf diesem Gebiet jeder sehr individuell.
Demnach sind es lediglich meine Eindrücke.
„Beschwer dich nicht, du bekommst die Bücher schließlich geschenkt.“
Puh. Bei solchen Sätzen muss ich erst einmal tief durchatmen. Versteht mich nicht falsch, ich freue mich über jedes einzelne Rezensionsexemplar und jede Kooperation. Aber ich bekomme nichts geschenkt. Das würde nämlich bedeuten, dass dafür keine Gegenleistung erwartet werden würde.
Diese besagten Gegenleistungen erbringe ich auch sehr gerne, aber sie benötigen eben auch Zeit.
Ich wende nicht bei jedem Buch die gleiche Zeit auf, aber würde ich jedes Mal das Maximum (für meine Verhältnisse) erfüllen, würde der Zeitplan ca. so aussehen:
- Das Buch ist frisch angekommen! Kurzer Post bei Instagram oder Facebook, inkl. Klappentext und Foto. (10-15 min.)
- Buch lesen. Je nachdem, wie es inhaltlich aufgebaut ist, brauche ich für 100 Seiten ca. 1-2 Stunden, bei einem Buch mit bspw. 400 Seiten befänden wir uns also bei ca. 6-8 Stunden.
- Für das Auge – Fotos! Jeder hat seinen eigenen Stil, ich habe mich eben für die Variante entschieden, bei der ich auf den Bildern auch mit zu sehen bin. Dafür mach ich mich zwar auch nicht extra besonders schick, aber im Schlafanzug stell ich mich auch nicht vor die Kamera. Genau, Kamera auf dem Stativ + Softboxen müssen aufgebaut werden. Dann gibt es mehrere Versuche, bis alles scharf ist und die Lichtverhältnisse stimmen. Die Ergebnisse ziehe ich mir dann auf den Computer, um sie auszuwerten, schicke sie dann auf mein Handy, wo ich sie bearbeite und bei WordPress und den Social Media Kanälen hochlade. So steckt manchmal selbst in einem einzigen Bild Arbeit von 30 min.. (Auch, wenn es nicht immer so wirkt)
- Ab und zu plant man ja zu einzelnen Büchern auch Aktionen oder Blogtouren, da kann die Organisation schon ein wenig Zeit in Anspruch nehmen, die ich hierbei nicht einmal mitrechne, aber allein der Beitrag benötigt dann mit dem Schreiben selbst, Formatieren, Korrekturlesen, Links und Infos einfügen, Fotos machen und bearbeiten ca. 2 Stunden.
- Kommen wir nun zur eigentlichen Rezension, hierfür kann man, wie im vorherigen Punkt, auch wieder 2 Stunden veranschlagen, ein paar Punkte fallen vielleicht weg, dafür lade ich die Besprechung aber auch noch bei Thalia, Amazon, Lovelybooks und ggf. dem entsprechenden Verlagsportal hoch.
- Teilen, teilen, teilen! Damit die Arbeit auch gesehen wird, muss der neue Beitrag auch beworben werden. Am besten mit unterschiedlichen Content auf den einzelnen Social Media Kanälen. (Hierbei muss ich allerdings gestehen, dass mein Content da gar nicht allzu abwechslungsreich gestaltet wird) Und auch hier, bis ich bei Instagram, Twitter und Facebook durch bin, sind locker wieder 30 min. verstrichen.
- Dann gibt es bei mir ein paar mal im Monat auch kleine Videos zu sehen, in denen ich meine Neuzugänge vorstelle und sie im Monatsrückblick noch einmal kurz bespreche. Das mach ich persönlich nicht einzeln mit den Büchern, aber für 10 Exemplare, die ich gemeinsam vorstelle kommt auch einiges zusammen: Kamera, Stativ, Mikrofon, Softboxen – check! Am besten noch einmal kurz Klappentexte, Notizen, Rezensionen (falls schon vorhanden) durchgehen und dann wild drauf los sabbeln. Alles wieder abbauen und ab an den Computer. Hier setze ich mich nun ans Schneiden, exportiere das Video in der höchstmöglichen Qualität, lade es dann wiederum bei YouTube hoch, versehe es mit den nötigen Beschriftungen und lege noch einen Filter drüber.
für das Ergebnis von einem 10-15 min. Video habe ich dann auch wieder fast 3 Stunden Zeit investiert. Also hier auch nochmal ca. 15 min. pro Buch.
Und haha – dazu kommt ja auch nochmal ein „richtiger“ Neuzugänge- und Monatsrückblick-Beitrag, für den ich auch Bilder brauche, etwas schreibe und ggf. die jeweiligen Rezensionen verlinke. Sagen wir einfach nochmal ca. 15 min. pro Buch.
Somit behaupte ich jetzt einfach mal, dass ich gut 10-13 Stunden durchschnittlich pro Buch aufwende.
(Das variiert natürlich noch nach der Seitenanzahl, jeweiligen Aktionen & Co.)
Und auch, wenn ich diese zeit unendlich gerne investiere, mir das Lesen und Bloggen richtig Spaß macht, ist es ja trotzdem Arbeit.
Und wenn ich mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster lehne: für diese 10-13 Stunden Arbeit bekomme ich ein Buch im Einkaufswert von vielleicht 10-20 Euro.
Ich glaube an dieser Stelle muss keiner rechnen, um herauszufinden, wie das Ergebnis in etwa ausfallen wird.
Bedenkt bitte weiterhin, dass es keinesfalls ein Angriff sein soll, würde ich es nicht lieben, so würde ich meinen Blog auch nicht führen. Ich arbeite unendlich gerne mit Verlagen, Autoren und anderen Bloggern zusammen. Aber vielleicht bringt es einfach ein wenig Verständnis.
Seit daher also nicht erzürnt, wenn ein Blogger mal sagt, dass ihm diese Arbeit ein eBook nicht wert wäre oder er einfach generell ein erschöpftes Zeitkontingent hat. Denn Buchblogger leben in der Regel nicht von ihrem Blog und haben auch noch einen Brotjob, Familie, Freunde und Freizeit.
Ich hoffe, dass ich mit meinen Worten nicht überheblich rüberkomme, denn das ist keinesfalls mein Ziel gewesen.
Ich gehöre zu den kleinen Blogs, was zwar keine Auswirkung auf den Arbeitsaufwand hat, aber natürlich für Verlage und Autoren eine Rolle spielt. Somit muss man natürlich beide Seiten betrachten, nichtsdestotrotz erhalte ich etwas für meine Leistungen und mein „Partner“ erhofft sich dadurch etwas. Für ihn ist das Endergebnis vielleicht ein durchschnittlicher Beitrag, der sich in 5min lesen lässt und ganz vielleicht ein paar verkaufte Exemplare mehr. Natürlich ist es hier relevant, was ich für eine Reichweite habe und generell was ich für eine Zielgruppe anspreche.
Doch Blogs gehören in meinen Augen immer mehr zum Marketing und tragen einen großen Anteil zur Werbung bei.
Vielleicht müssen wir alle wieder ein bisschen mehr die Arbeit des anderen im Blick behalten und darauf eingehen.
Denn letztendlich haben wir doch das gleiche Ziel.
Wie steht ihr zu dem Thema? Könnt ihr mir in manchen Punkten zustimmen oder vertretet ihr vielleicht eine ganz andere Meinung?
Schreibt es mir gerne in die Kommentare, ich bin sehr gespannt auf den Austausch!
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