Rezension: Nachtblüte. Die Erbin der Jahreszeiten / Jennifer Wolf

„Geh, kleine Nachtblüte. Trage Licht in die Dunkelheit. Dafür wurdest du geboren“, sagt mein Vater und ich weiß schon jetzt, dass seine Worte mich für immer begleiten werden.

Verlag: Carlsen  |  Erscheinungsdatum: 03.03.2017
Seitenzahl:
288  |  Altersempfehlung: ab 14
Weitere Bände:
(1) Morgentau  (2) Abendsonne

***ACHTUNG***BAND 3***
Ilea Sola Sommerkind kann Licht brechen und eine warme Brise herbeirufen. Sie ist nicht das einzige Jahreszeitenkind auf der Erde und dennoch ist sie etwas Besonderes, denn nur sie stammt vom Sommer ab. Und so ist ihr Heim auch dasjenige, das sich der Sommergott diesmal für seinen Aufenthalt ausgesucht hat. Als er jedoch schwer verunglückt, muss sie einen weiteren Gott beherbergen: Aviv, den Frühling, der seit fünfhundert Jahren den Frauen entsagt und die Erde gemieden hat…

Da ja auch unsere Blogtour bevorstand und ich den Frühling hatte musste ich natürlich auch dieses Werk verschlingen. Den ersten Band der Reihe habe ich geliebt, den zweiten, mit kleinen Schwächen sehr gern gemocht, doch was war hiermit?
Aviv ist ein Charakter, den man unglaublich gerne zum Freund hat. Kann da auch mehr entstehen?

Nach dem Ende vom zweiten Band war klar, dass Aviv eine Entscheidung getroffen hat, die sich eigentlich gegen eine neue Gefährtin stellt. Doch nicht immer läuft alles so, wie geplant und seine Gefühle kann man sich nicht aussuchen. Aviv ist unglaublich loyal, doch hat er auch einfach ein großes Herz, das gerne neue Menschen aufnimmt.
So auch die mutige und laute Ilea. Die hat nämlich ihren eigenen Kopf und weiß, was sie will.
Zusammen ergeben beide eine herrliche Kombination, die durchaus etwas von einem Katz und Maus Spiel hat.
Doch nicht nur die beiden sind sehr präsent, auch die anderen Geschwister und deren Begleiter kommen mal wieder zum Zuge und es findet ein ganz außergewöhnliches Familientreffen statt, das Wahrheiten ans Licht bringt.

„Du kannst Ilea nicht mitnehmen und du wirst sie nicht mit einem gebrochenen Herzen zurücklassen!“
„Dafür ist es zu spät“, höre ich Ileas helle Stimme.

Leider erfährt man wieder, für meinen Geschmack, viel zu wenig über die Situation auf der Erde. Dafür bekommt man aber neue Einblicke über das Leben der Götter und vor allem die Last, die Gaia zu tragen hat.
Dennoch hätte ich mir mehr aus dem dystopischen Blickwinkel gewünscht, aber meine Hoffnung stirbt zuletzt, einen Band habe ich ja noch vor mir!
Was hier für manche teilweise zu klischeeüberladen wirkt, entspricht einfach nicht dem Gesamtbild. An manchen Stellen ist es mir auch zu viel und zu schnell und ich wünsche mir mehr Tiefgang.
Doch dann hat die Autorin immer noch ein Ass im Ärmel und man ahnt schon, dass wieder Schlimmes kommen wird. Wahrlich eine kleine Achterbahnfahrt der Gefühle.

„Wir werden glücklich sein, Ilea.“ Er packt mich an den Oberarmen und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Das verspreche ich dir.“
Ich glaube ihm nicht und das macht mir Angst.
Große Angst.

Die Bücher sind einfach wunderschön für zwischendurch, für eine kleine Auszeit zum Alltag und auch mal, um den Gefühlen freien Lauf zu lassen.
An den ersten Band konnte für mich jedoch auch Nachtblüte nicht heranreichen, ich bin aber schon sehr gespannt auf Tagwind, dieser Band gehört ja für die meisten zu den Favoriten.

Von meiner Einschätzung her, hält sich dieser Band mit dem Zweiten ganz gut auf einer Ebene. Es ist eine passende Fortsetzung, die wieder alle Charaktere ein bisschen mehr ins Licht rückt und schon viel erahnen lässt, was einem im vierten Band mit Sol erwarten wird.
Die Brüder bleiben sich treu und beweisen jedes Mal aufs Neue, wie vielfältig und gefühlvoll sie doch eigentlich sind.
Vielleicht nicht jedermanns Highlight, aber für all jene, die gerne in herzzerreißenden Tragödien und Mythologie schwelgen wollen.

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